Wenn man "erst" um die 40 mit einem Instrument anfängt, ist das zwar einerseits ne tolle Sache - Musik machen ist immer schön - andererseits muss man sich halt bewusst sein, dass man in dem Alter keine Bäume ausreißt, insbesondere was die Lerngeschwindigkeit angeht.
Schlagzeug ist nunmal ein relativ komplexes Instrument, bei dem man einfache Sachen relativ schnell lernen kann (einen 4/4tel 4 on the Floor bekommt selbst ein ausgefuchster Schimpanse nach 1 Monat hin), aber sobald es in die Feinheiten geht, wirds halt doch in Sachen Koordination, körperliche Voraussetzungen, Muskel-Gedächtnis, körperlichen Routinen und auch Musikverständnis schnell dunkel. Da spielt einem ein fitter 17jähriger mit 10 Jahren Unterricht und gebrieft durch 1572 Youtube-Lern-Einheiten einfach durchaus mal den Arsch ab.
Im übrigen mangelt es an der Beständigkeit in dem Alter allein schon deshalb, weil man im Gegensatz zu 13 jährigen auch noch was anderes im Leben zu tun hat, als zu Drummern. Das Geld will verdient sein, was man und die Familie zum Leben braucht und wenn man dann nach einem langen Arbeitstag erschöpft im Sessel sitzt, kommt man schon auf den Gedanken, dass jetzt eben noch andere Dinge wichtiger sind, als Schlagzeug zu spielen. Das sind dann ja auch noch die Frauen, die Kinder und und und und. Der Wunsch, endlich mal Musik zu machen bzw. loszurocken, kommt im übrigen dann auch oft daher wie ein Ausläufer die beginnenden Midlife Crisis, andere kaufen sich eben ein Motorrad oder fangen an, Fallschirm zu springen, eine anderer will ein Schlagzeug.
Dir muss halt klar sein, dass Du mit 40 keine kühnen Dinge mehr am Instrument vollbringen wirst und der Effekt, dass Dir jeder 2te Pimpf eine Nasenlänge voraus ist, wird sich nicht umgehen lassen. In der Zeit, wo Du sich abmühst, den Paradiddle zu erlernen, hat Deine 14 jähriger Neffe schon vergessen, was das ist, weil es ihm so geläufig ist, wie das täglich Brot. Entweder begnügst Du dich daher mit einfachen, wenigen Fortschritten, oder aber Du solltest Dir was suchen, was einfach schneller zu einem Wohlgefühl führt. Da gibt es Unmengen zu entdecken.
Und tröste Dich: Es dauert erfahrungsgemäß bis 50 - war jedenfalls bei mir so - bis man mal den ganzen Kladderadatsch, den man so gemeinhin Leben nennt, in ein wirklich ausgeglichenes Verhältnis bekommt. Ich spiele seit einem Jahr wieder mehr Drums, als eigentlich jemals zu vor, seither ich im Berufsleben stehe, weil einfach alle Prioritäten und Lebensbereiche geklärt sind - in meinem Sinne. Das will sich entwickeln.
Wenn ich heute ein Hobby suchen würde und nicht schon mit 15 mit dem Drummen angefangen hätte, ich würde es heute nicht mehr tun. weil es einfach zu tough ist, auf ein Level zu kommen, was halbwegs zufriedenstellend ist, wenn man nicht schon vor Jahrzehnten damit angefangen hat. So aber ist Drummen bzw. Musikmachen meine all-time-love,manchmal mehr noch als Menschen, wenn ich ehrlich bin (oder eben einen gewissen Autismus belegt), und wenn ich mir eins wünschen würde, dass ich - wenn ich irgendwann den Abgang mache- dann in dem Moment am Set sitze.