Zitat von »seelanne«
Abschließend kann ich jedenfalls nur sagen, dass es schön ist, dass die alten Sumerer nicht schon ein Urheberrecht auf ihr Rad engerichtet hatten mit einer - na sagen wir - 7000jährigen statt 70jährigen Geltungsdauer. Wir wären heute alle pleite.
Alles anzeigenIch bezweifle, dass man ein exklusives Patent auf solch allgemeine Erfindungen erhalten könnte.
Wenn überhaupt ein Frand Patent, weil diese Erfindung zu allgemein wäre.
Ich finde es schade, dass eben solche unsachlichen und falschen Szenarien skizziert werden. Ohne Patente, ohne Sicherung von möglichen Gewinn würde es keine Forschung/Entwicklung mehr geben.
Sich jetzt tausende Jahre zurück zu bewegen und daraus seltsame Schlüsse zu ziehen, ist unsinnig. Wir leben hier und heute und erklären und organisieren unsere Welt nicht nach dem Wissenshorizont von vor tausenden Jahren.
Ausserdem widerspricht dieser kruden und unsinnigen These, dass es das Patentwesen schon länger als ein paar Jahre gibt und die Entwicklung der Menschheit in Technologie und Kultur noch nie so rasant und umfassend war wie in der heutigen Zeit.
Folglich ist dieser Unsinn durch nackte Fakten widerlegt. Oder willst du unter Aufgabe der letzten Glaubwürdigkeit behaupten, die technische Entwicklung der Menschheit hätte sich seit Entwicklung des Patentwesens im 19. Jahrhundert dramatisch verlangsamt oder die künstlerische Güte/das kulturelle Angebot dramatisch verschlechtert, verringert, seitdem es ein Urheberrecht gibt?
Alles Mumpitz! Genau das Gegenteil ist der fall und lässt sich mit einer simplen historischen Analyse der letzten 2 Jahrhunderte belegen.
didi, hallo ? das war nen ironische Anmerkung meinerseits zur Relatitivät des Urheberbegriffes.
Was ist eigentlich los mit einigen hier ?
Dass das keine ernsthafte Aussage mit Anspruch auf geschichtliche Wahrheit ist, dürfte (neben dem Smilie) allein schon daran klar sein, dass es zu Zeiten der Sumerer noch überhaupt keine Geldwirtschaft gab (von der Begrifflichkeit des geistigen Eigentums mal ganz zu schweigen). Im übrigen wäre deine Anmerkung auch noch ohnehin falsch: selbst wenn ich das bierenst gemeint haben sollte: ich habe nicht behauptet, dass das Patent aufs Rad die Historie verlangsamt hätte, es hätte nur - ein ordentliches internationales Urheberrechtssystem vorausgesetzt- die Historie der anderen Nicht-Sumerer ne Menge Geld gekostet (ja, es sei denn, man hätte einen Wirtschaftskrieg und wenn der nichts geholfen hätte, einen richtigen Krieg geführt).
Im übrigen habe ich jetzt wirklich mehrfach ausdrücklich ausgeführt, dass ich den Schutz des geistigen Eigentum für zwingend notwendig erachte (wenn man denn die heutige Gesellschaftsform so wie sie besteht oder in ähnlicher Modaliät befürwortet) und habe selbst auf die historische Bedeutung des Urheberbegriffs in der Disku hingewiesen. Warum du mir jetzt wieder damit kommt, ich würde unterstellen, das Urheberrecht würde die Entwicklung der menschlichen Zivilisation verlangsamen oder bedrohen, kann ich das nicht nachvollziehen. (Abgesehen davon ist genau genommen auch das aber nicht richtig: Für unseren Fortschritt haben andere wiederum einen hohen Preis gezahlt).
Zitat von »Hammu«
Und gäbe es das Urheberrecht schon seit, sagen wir mal seit 500 Jahren, könnten unsere Kinder auch "Alle Vöglein sind schon da", etc. nicht kostenfrei singen - folgende Generationen werden also garnicht erst solche kostenfreien Lieder (nur eben die dann schon uralten Volkslieder) zur Verfügung haben - sehr förderlich für die Entwicklung unserer Kultur .
Das ist doch auch Quatsch, weil es eben genau die Fakten nicht berücksichtig, was geltendes Recht ist! Der Autor dieses Liedes ist schon seit 140 Jahren tot! Deshalb ist dieses Lied gemafrei.
Genau dort greift die Begrenzungsregel nach hinten, die der Gesetzgeber mal so festgelegt hat. Ob jetzt 50 oder 70 Jahre nach dem Tod kann man diskutieren.
Und wie ich oben drüber bereits schrieb: es fehlt der Nachweis, das das Urheberrecht die Entwicklung unserer Kultur behindert hat.
Wer natürlich unter Kultur "Selbstbedienungskultur" versteht, den behindert geltendes Recht.
Selbstbedienungskultur wird aber in allen Lebensbereichen unterbunden, da sie schlicht und einfach egoistisch und schädlich für eine Gesellschaft ist.
in Zeiten des www seine Ausgangsposition auf deutsches Patent- und Urheberrecht zu stützen, ist mehr als fraglich.
Bei unseren Gesetzen handelt es sich nicht um Naturrecht, welches vom Himmel gefallen ist, sondern um positives recht, was irgendwann mal gesetzt wurde, und was im übrigen auch zunächst nur in Deutschland - oder ähnlich in er EU - gilt. Dieses ist abänderbar und muss den Gegebenheiten angepasst werden. Bei Anpassungen sollte man aber eben im Auge haben, welche Entwicklungen von wem verursacht werden, woher die Probleme stammen und wie zu lösen sind. Das in unserer Gesellschaft reflexfartige Wegbeißen von Meinungen, die den bestehenden status quo - und damit den bestehenden Schutzmechanismus der Lobbyisten nicht von vorneherein den Vorrang einräumen, wird jedenfalls in Zeiten der Globalisierung und des www nicht zum Erfolg führen.
Fazit für mich:
Wer jedenfalls glaubt, dass es in der heutigen Zeit in Sachen GEMA und Urheberrecht um den armen kleinen Musiker geht, der seine CD veröffentlichen will, lebt in Wolkenkuckucksheim. Das Urheberrecht bzw. besser gesagt die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen, gerade im Internet, ist selbst eine völlig eigener Markt mit ungeheuren Umsätzen geworden, am dem natürlich Papa Staat auch immer gerne mit verdient. Die Verfolgung von unberechtigten Nutzungen urheberrechtlich geschützter Werke spielt allen Beteiligten Kohle in einer Höhe ein, bei der man wie Fug und Recht behaupten kann, dass dieses Geld bei ordentlicher Nutzung niemals eingespielt worden wäre. Als Bespiel: Eine große Anwaltskanzlei aus Deutschland hat unlängst Abmahntitel im Werte von rund 80 Millionen Euronen zum Ankauf (!) auf den Markt geschmissen. Und das ist nur eine - zugegeben sehr große - Kanzlei und bezog sich auch nur auf eine urheberrechtliche Abmahnsparte.
Das Urheberrecht muss jedenfalls grundlegend reformiert und international angeglichen werden. Da sind Gedankenansätze gefragt, die nicht im althergebrachten Gedankenmorast steckenbleiben. Institutionen wie die GEMA, die bereits in der Gegenwart und in der Vergangenheit auf nationaler Ebene erhebliche Probleme mit grundlegenden Dingen wie Transparenz, demokratische Meinungsbildung und gerechtes Entgeltsystem an den Tag gelegt hat, traue ich da für diese Zukunft nichts zu.
Viel Spass noch.
See