Als ich mit Schlagzeugspielen anfing, war ich mit dem herkömmlichen akustischen Snaresound unzufrieden, er hörte sich immer so wenig nach den Dingern auf den Platten an. So probierte ich einfach mal einen 40er Teppich aus, meine Snare war damals eine normale Yamaha-Aluminium Snare 14x5. Ich habe diesen Sound immer geliebt und fast alle Drummerkollegen, die sie hörten, fragten immer nach, wie zur Hölle dieser Sound zustandekommt. Später dann erfuhr ich, dass Bonzo und Paice ebenfalls die Dinger nutzten und - was noch fast wichtiger war - der von mir so heiß und innig geliebte Barriemore Barlow.
Ich dachte dann anfangs, mit dem 40er sei nun der Stein der Weisen gefunden, aber weit gefehlt: Snares kommen, Snares gehen, jede ist anders, ich mußte die Erfahrung machen, dass die breiten Teppiche nicht bei allen Snares funktionieren, abgesehen von der Tatsache, dass das Snarebed zum 40/42iger natürlich passen muss.
Im Ergebnis hat sich für mich folgendes ergeben:
1. Holzsnares, egal ob Birch oder Maple, vertragen im meinen Ohren keine breiten Teppiche. Sie verlieren in der Tat zuviel ihrer Holz-Ton -Charakteristik. Ich käme daher auch nicht auf den Gedanken, eine wohlklingende sonore Holzschnarre mit einem breiten Teppich "abzuwürgen", Holz braucht Luft, Holz muss atmen können.
2. Bei allen Metallsnares dagegen kann man oder sollte man dies testen, mit folgenden Bemerkungen bzw. Einschränkungen:
a) 40iger oder 42iger Teppiche würgen den Sound ja schon etwas ab, da das Resonanzfell nicht mehr so ungehindert schwingen kann. Breite Teppiche eignen sich m.E. daher erst bei Metallsnares ab einer Tiefe von 5' aufwärts. Ich hab spasseshalber mal zwei Piccolosnares (14 x 3,5) in Messing und in Kupfer so getestet, das verträgt sich einfach nicht: zu flach, zu "washy".
b) Bei den Metallsnares in Tiefen 5/5,5 und 6,5 funzen die breiten Teppiche aber allesamt ordentlich.
-- Messingsnares klingen prächtig: Um die Snare mit dem Teppich nicht abzuwürgen, kann man die Snare höher stimmen. Der teilweise recht unangenehme Effekt bei hochgestimmten Messingsnares, dieses schädelspalterische "Bellen", wird zugleich wunderbar abgedämpft und unterbunden. Messing mit breitem Teppich ist eine wirklich gute Wahl, allerdings m.E. gar nicht notwendig, zumindest wenn hohe Stimmungen präferiert werden: Messing trägt in höheren Stimmungen sehr gut und hat einen sehr hohen "Crisp"-Effekt, da reicht m.E. ein 24ter Teppich max. völlig aus, um die Schnarre zur vollen Blüte zu bringen.
-- Stahlsnares funktionieren allerpächtigst, auch hier wird die Dämpfung des Teppichs durch die offene Art des Stahls wieder wunderbar wettgemacht, die so erreichbare Sensibilität ist schlechterdings nicht zu schlagen. Allerdings auch hier sollte man aber überlegen, ob es sinnvoll ist: Eine laute helle Stahlsnare mit zusätzlich großem Schnarreffekt läßt die Sache am Ende in meinen Ohren doch zu sehr rauschen, alles wird recht flach: laut, aber dünn; einfach "too much of a good thing". Insbesondere, wenn man sich überlegt, dass bsp. bei Liveauftrittem die sich darbietenden Soundverhältnisse zumeist ja nicht ideal beschaffen sind und man doch meistens mit zu hellen als mit zu dumpfen Räumen zu tun hat. Auch bei Stahlsnares würde ich daher i.E. von breiten Teppichen abraten.
-- Kupfer: Wunderbare Kombination, allerdings muss man hier aufpassen, dass der doch recht dunkle Charakter des Kupfers mit der Dämpfung des Resonanzfelles nicht eine zu unheilvolle Mischung eingeht.
-- Aluminium: Für mich nach wie vor die Snare, die mit dem breiten Teppich am besten harmoniert. Eine glückliche Ehe. Der trockene, punchig-kompakte Alu-Sound wird wunderbar ergänzt durch eine Zusatz an "Crisp". Meine 5er Ludwig klingt rund und vollmundig wie ein guter südafrikanischer Rotwein, die Sensibilität ist verzüglich und die Snareanspache in Sachen "crsip" genauso, wie man es gerne hat. Allerdings: Wie bei allen Ludwig Snare ist dies natürlich nichts für Drummer, die das Extreme , das Exotische suchen.
Auch die alte Dave-Weckl-Alu-Snare (5,5) klingt mit beiden Teppichen, also 2 x 14 = 28, besser, als nur mit einer der beiden. Und die 6,5er Ludwig ist nach wie vor die Referenzsnare, wenn es um breite Teppiche geht. Nicht nur weil Bonzo dies so machte: Es klingt einfach geil.
Aber auch hier sollte man sehen, ob es zum Restset passt, wie immer bei Snares sollte man auch diese Entscheidung nicht ohne Berücksichtigung des Gesamtsoundbildes treffen.
See