DIY: von der Tischplatte zum Mesh Pad

  • Na? Noch keine Idee, was Ihr am 2. Advent basteln wollt?
    Aufgrund einiger Nachfragen erläutere ich heute , quasi als Nicolaus Geschenk, was ich denn da verwerfliches angestellt habe. Ein vintage Simmons SDSV Pad im Huckepack Verfahren zum Meshpad umbauen? Pfui sagt der Purist!



    Nur soviel vorweg: Wer diese Pads einmal im Originalzustand gespielt hat, der weiß, daß die einen höllen Lärm machen. Ich habe Kinder und musste mir also für die Abendstunden etwas einfallen lassen. Bespielbarkeit ist auch Geschmackssache, mir machen die harten Oberflächen nichts aus, man muss eben "anders" spielen. Ich habe aber auch Verständnis für die, die ihre Spielweise nicht vom Material abhängig machen wollen (bei Diskussionsbedarf bitte neuen Thread aufmachen). Und Roland Pads kaufen? Nein, da will ich nichts von wissen. E-Drums mussten für mich schon immer sechs Ecken haben.


    Für die 99,99999% der DF Mitglieder, die keine SDSV Pads gerade zur Hand haben: Voraussetzung für den im folgenden beschriebenen Umbau ist lediglich ein Holzuntergrund von 0,5 - 1,5 cm Dicke. Das könnte eine Schreibtischplatte, eine Schranktür oder einfach ein Brett sein. Ihr könnt ja Eure Partner/-innen mal fragen, ob sie grundsätzlich etwas dagegen haben, den Mahagoni Wohnzimmertisch der Schwiegereltern in ein Multi-Mesh-Pad umzufunktionieren. Bei Zustimmung hier eine Anleitung.


    Zutaten (für 1 Pad)


    - 1x 10" Tom (z.B. Millenium/Thomann für 29 Euro, reicht für 2 Pads!)
    - 1x Trigger Mikrofon (Ebay: 2 Euro)
    - 6 Rampa Muffen M5 (Gewindebüchsen, etwa 2 Euro)
    - Mesh Fell 10" (Roland sei empfohlen, das sind einfach die besten, aber auch teuersten. Im Zweifelsfall tut's aber auch ein doppelschichtiges ddt. Die T-Drum kann ich nicht empfehlen)
    - ca. 3cm dicke Schaumgummi Matte
    - selbstklebende Filzplättchen (etwa 4mm dick, weis, die man normalerweise auf die Wand klebt, damit die Klinke kein Loch in die Tapete haut)
    - Klinkenbuchse
    - Träger. In meinem Fall ein Simmons SDSV Pad. Hauptsache Holz, größer als 10" Durchmesser und 0,5-1,5cm dick.



    Werkzeug:
    - Stimmschlüssel
    - Schraubenzieher -äh- -dreher
    - feine Handsäge
    - Bohrmaschine mit 8er Holzbohrer
    - Hammer


    Schritt 1: Wir schlachten ein 10" Tom


    Ein billiges Tom (hier: foliertes Thomann Millenium 10" für 29 Euro) ist hervorragend als Organspender für 2 Pads geeignet. Hier entnehmen wir erstmal alle Beschlagteile. Wir benötigen nur die Rims und Stimmschrauben, die (Schlag- und Resonanzseite) für 2 Pads reichen. Böckchen und Tomhalterung können weg und haben später bei Ebay noch einen dankbaren Abnehmer gefunden.


    Jetzt ziehen wir dem Ding die Haut ab!



    An Ober- und Unterseite sägen wir je einen etwa 4cm breiten Ring sauber ab. Ich habe dazu Fell und Rim auf das Tom gelegt und damit Maß genommen (Achtung! Etwas Tolleranz lassen, da bei Spannung der Stimmschrauben alles noch weiter runter gezogen wird)



    Schritt 2: Vorbereitung des Trägers


    Wir müssen in das Brett 7 Löcher bohren. 6 (8er Bohrer, könnte aber auch ein 10er gewesen sein. Eben so, daß die Muffen bündig und spack reinpassen) für die Rampa Muffen (Gewindebüchsen), die später die Stimmschrauben halten, sowie eine für die Kabeldurchführung des Trigger Mics. Für die 6 äußeren Löcher habe ich einen Rim als Schablone genommen.



    Dann wird das Mikro Kabel durch das siebte Loch geführt und die Klinkenbuchse angelötet (rot=hot, schwarz=ground). Das Mikro sollte auf der Schlagseite rauskommen (ich erwähne das nur der Form halber. Im Eifer schießen ja die Hirn Synapsen schonmal quer). Da bei meinen Triggermkros das Kabel nicht üppig lang war, achtet darauf, daß die Bohrung dort sitzt, wo das Kabel noch bis zum Platz der Buchse reicht. Ich empfehle an allen Lötstellen, an Mikro und Buchse, einen dicken Kleks aus der Heissklebepistole draufzugeben, da sonst durch Vibrationen mit der Zeit die Lötstelle nachgeben kann.



    Da ich Simmons Pads verwendet habe kann ich an dieser Stelle deren Beschlagteile wieder montieren: Die Kunststoffschale sowie den Alu Rim



    Schritt 3: Jetzt wird aufgesattelt


    Der Holzring von sterblichen Überresten des Millenium Toms wird einfach auf den Untergrund gelegt. Es muss nichts geklebt werden. Der Halt ergibt sich aus der Flansch Spannung des Fells.


    Aus dem Schaumgummi wird ein Kreis ausgeschnitten (muss nicht 100%ig sauber sein, aber zumindest 90%ig), der bündig in den Holzring passt. Etwas einschlitzen, um das Mikrokabel durchzuführen. Ich habe als Schutz für das Mikro sowie zur Dämpfung des Signals weisse Filze verwendet. Die gab's im Baumarkt als "selbstklebende Türgriff Stopper" oder so.... Das beste Dynamik Ergebnisse habe ich erzielt mit einem Mikro Abstand von etwa einer Fingerbreite vom Rand entfernt. Es funktioniert ganz fantastiasch mit einem TD-6 und einem Alesis I/O mit Toontrack Superior 1/2. Ich bin quasi etwas begeistert von mir selbst



    Fell druff, Schrauben anziehen, fertig.



    Das teuerste am Umbau ist das Roland Fell (ca. 27 Euro). Ein ddt Fell kostet etwa 13 Euro und wird vermutlich auch noch ganz gut funktionieren. Der Rest der Zutaten beläuft sich auf etwa 25 Euro (1/2 Tom, Rampa Muffen, Trigger Mic, Klinkenbuchse). Sicher gibt es bessere Konstruktionen (MiGe, Truss), aber das Kosten/Aufwand/Preis Verhältnis ist glaub ich nahezu konkurrenzlos. Ich habe mir vor kurzem mal ein 14" ddt Truss Trigger gekauft, der ist sehr gut, aber wer auf den Rim Trigger verzichten kann ist meiner Konstruktion nicht entscheidend schlechter bedient. Der Umbau für ein Pad beträgt mit etwas Übung etwa 1-1,5 Stunden

  • Da fällt mir nur "Sauberle Herr Auberle!" ein.
    Saubere und schöne Arbeit. Man ist Anfangs nur etwas erschrocken über diese "Warze" auf dem Simmons Pad. :)

    Gruß Gerd



    Beer is cheaper than therapy!

  • Sehr stylischer Umbau!


    Warum kann man ein ganzes Tom denn nur für 2 Umbauten nutzen? Die Gratung ist doch eigentlich egal. da müssten ja mehr Holzringe drin sitzen?! Naja, dann braucht man noch Spannringe und Spannschrauben. Ob man dann wieder günstiger kommt ist die andere Frage. ;)


    Gruß
    Andre


    Edit: interessant wäre, wie du die Klinke-Buchse befestigt hast.

  • Zitat

    Die Gratung ist doch eigentlich egal.

    Ich vermute das Einsparpotential ist nicht messbar, ich kann mir aber unabhängig davon vorstellen, daß eine halbwegs saubere maschinelle Gratung der Haltbarkeit des Fells entgegenkommt. Bis ich die Gratung geeignet von Hand hinbekommen habe, habe ich aber sicher bereits mehrfach meinen Geiz verflucht

  • Eine Gratung für so etwas muss tatsächlich nicht so supersauber sein. Deshalb für die ganz geizigen: Handoberfräse mit 45° Fraäser und Anlaufring beim Nachbarn ausleihen. Geht wunderbar und wird fast perfekt – und schon wieder etwas gespart. 8)

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