Ich bin halt als Drummer tätig (was würde ich sonst hier im Forum suchen :D) aber eben auch als (freier) Tontech. Hierbei habe ich natürlich immer mit den Vorstellungen der Drummer zu "kämpfen". Leider sind einigen Kollegen viele Wirkungszusammenhängen nicht ganz klar, was sich darin äußert, dass man vor dem Gig (bei Clubshows mit Bands die ich vorher nicht kenne) oft viel reden muss und Überzeugungsarbeit leisten.
Ich gehe bei meinen Ausführungen davon aus, dass ein Mann am Pult steht. Wir spielen auch manchmal sehr kleine Gigs OHNE Mann am Pult, aber dann wird auch maximal die Bassdrum ein wenig zur Stütze abgenommen, eher gar nix, denn beim Mix von der Bühne sind viele am Pult anliegende Signal auch Quellen von Fehlbedienungen.
Im kleinen Club würde ich zuerst Bassdrum, dann Toms, dann Snare, dann Hihat und zum Schluß erst Overheads nutzen. Es gibt natürlich Spezialisten, die meine, ein Overhead wäre wichtiger als ein Kickmikro, weil eben das 20" China mit Sizzles bei den 3 Schlägen am Abend richtig rauskommen müsste in dem mit 150 Leuten besetzten Club. Das das China an sich eigentlich schon zu laut ist, verstehen einige eben erst nach einer kurzen Erläuterung.
Toms und Bassdrum sind halt auch frequenzbedingt sehr gut geeignet im Bandkontext unterzugehen, wenn sie nicht verstärkt werden. Argumente wie "Toms sind nicht so wichtig" lasse ich hier nicht gelten. Ich will einen homogenen Drumsound haben, bei dem man zumindest alle Teile im Kontext noch heraushören kann und hierfür sind halt einige Mikros nötig um die Signal differenziert bearbeiten zu können. Dem ist live wie im auch im Studio so.
Ich will ja gar nicht behaupten, dass es mit 2 Overheads und einem Kickmikro nicht möglich ist einen guten Sound zu machen, aber in der Regel geht es mit mehr Mikros doch eben nochmals besser. (Ausnahmen bestätigen die Regel :D)
Insgesamt spielen beim Sound so viel Einflüsse ein dermaßen große Rolle, was viele gar nicht richtig beachten. Wer kennt nicht die Erfahrung im Proberaum, dass das Kit in der einen Ecke besser klingt, als in der anderen ?
Zuerst muss eben das Signal/die Quelle stimmen. (Altes Tontechnikerprinzip: Shit in / Shit out / Scheisse kann man nich polieren). Also ein gut gestimmtes Set ist der Anfang eines jeden guten Sounds.
Als nächstes kommt das Mikrofon. Generell sind bei Verstärkungen die Wandler am wichtigsten (also das Mikrofon auf der einen und die Boxen auf der anderen Seite), der Signalweg an sich ist nicht unwichtig, aber steht den Wandlern deutlich nach. Es braucht auch nicht immer die teuersten Mikrofone für einen guten Sound. Natürlich klingen Schoepse schöner als die billigen Thomann Condenser, aber für den Anfang tuns auch mal die billigeren.
Fast noch wichtiger als der Mikrofontyp ist die Positionierung desselben. Meist werden die Mikros (Zeitmangel, Ahnungslosigkeit) einfach ans Kit gestellt und dann wird gecheckt. Wer die Zeit hat, sollte ruhig mal ein wenig mit der Ausrichtung arbeiten. Das kann nachher viel Zeit beim Check ersparen und klingt oft auch einfach besser.
Dann gehts eben ins Pult und dort werden die Signale von einem hoffentlich kompetenten Tech bearbeitet und auf die PA geschickt.
Dabei gibt es keine festen Regeln, erlaubt ist was gefällt oder anders gesagt: Eine guter Sound entschuldigt jede Einstellung. Wiederum ander gesagt, hier gibt es kein Patentrezept. Natürlich wird meist ähnlich vorgegangen, aber wenn am EQ mal eine sehr komische Einstellung herauskommt, dann ist das egal, solange es gut klingt.
gruß
Jan