Es ist ja bei jedem/r anders. Ich lerne zum Beispiel visuell. Wenn ich mir einen Song draufschaffen muss, dann höre ich ihn erstmal in Dauerschleife im Auto (und verliere dabei schnell den Fokus), bis er mir zu den Ohren rauskommt. Danach, oder auch gleich (wenn es wirklich schnell gehen muss), setze ich mich mit Papier und Bleistift hin und höre den Song
- einmal: skizziere mir die grobe Struktur (Intro, Verse 1, Refrain 1, Verse 2, Refrain 2, Interlude....)
- zweimal: zähle die Takte für jeden Teil aus (sind es 2-, 4-, 8-, 16-taktige Blöcke oder sogar was ungerades wie 7 oder 12 oder 14?)
- dreimal: höre die Grundbeats raus und kennzeichne vielleicht auch schon Stellen mit Fills
- viermal: höre die signifikanten Fills raus...das dauert manchmal länger
- fünfmal: achte auf genaue Einsätze von Crashs oder gezielte Bassdrum-Figuren
- sechsmal: höre noch mal aktiv, während ich meine "Not(iz)en" mitlese und schaue, was ich vergessen habe
Üben:
1. Grundbeats
2. Fills, die ich nicht auf Anhieb hinbekomme
3. Einzelne Abschnitte, bei denen ich denke, dass die nicht gleich fließen
4. Spielen zur Aufnahme, wahrscheinlich erstmal nur rudimentär
5. Verfeinern
Proben:
Bis zur ersten Probe habe ich den Song selten schon richtig "verstanden". Das braucht noch einige Hörschleifen (zum Beispeil auf der Fahrt zur Probe), aber auch den ersten Probeeindruck (wie klingt es im Proberaum und im Zusammenspiel mit den anderen)?. Meistens entwickelt sich das richtige Feeling sogar erst während/nach dem ersten Auftritt, bei dem der Song gespielt wird.
Ich würde aber sagen, dass ich 60% des Songs bereits beim bewussten Hören und Skizzieren lerne. Das ist wie beim Spickzettel-Schreiben in der Schule! Ich habe oft beim Auftritt dann noch den allerersten Schmierzettel bildlich vor Augen, daher würde es mir auch nichts bringen, das Ganze nochmal "in schön" aufzunotieren. Dabei würde nämlich meine visuelle Kopie im Kopf durcheinander kommen. Ich hatte das Problem mal in einer Band, in der wir anfangs mit Noten gespielt hatten. In der Generalprobe haben wir einen Takt verändert, der Bandleader hat das zuhause gefixt und zum Auftritt jedem einen Ausdruck der neuen Version mitgebracht. Dabei hatte sich auch das Notenlayout geändert. Der Auftritt wäre bei mir beinahe in die Hose gegangen. Ich hätte gut daran getan, die neuen Noten wegzulassen und die Änderung handschriftlich in meine Originalnoten zu notieren.
Aber wie gesagt, das ist bei jedem Mensch anders. Ich lerne aber extrem visuell.