Mal die Frage in die Rund, wie geht man mit so einem Song um? Auswendig lernen wird wohl schwierig, was jetzt nicht heißen soll, dass es nicht geht. Vielleicht haben die einzelnen Groove-Figuren ja einen Sinn. Beispiel aus dem Stück.
Hab mir die >> Noten hier mal angesehen. Tja gut...
Erst mal, über den Sinn und Zweck von Noten haben wir hier an anderer Stelle schon zu genüge diskutiert. Das rolle ich besser nicht noch mal auf. Auf der einen Seite bin ich immer sehr froh, wenn ich für einen Song eine solche Transkription bekommen kann. Es nimmt einem viel Arbeit ab. Gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen oder so ein Gefühl, dass ich mir zu wenig Mühe mit einem Song gebe, weil ich nichts mehr raushören muss.
Gerade wenn man bedenkt, wie unsere Vorgänger das gemacht haben, als es noch kein Internet gab oder wenigstens die Möglichkeit, einen Song ohne viel Aufwand immer wieder an eine bestimmte Stelle "zurückzuspulen". Das kratzt dann manchmal ein bisschen am eigenen Selbstbewusstsein. Noch dazu bin ich ein Perfektionist, und wenn ich einen Song covere, dann möchte ich ihn möglichst originalgetreu spielen oder mindestens zum grooven bringen (hatten wir auch schon irgendwo...). Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass die allerwenigsten Schlagzeuger einen Bon Jovi Song richtig zum grooven kriegen. Tico Torres spielt ja recht wenige Noten, aber diese mit einer Schwere, die ich bei Festzelt-Versionen von It's my life oder Bed of roses schmerzlich vermisse und immer am liebsten selber hoch auf die Bühne wollte...bei meinen Covers bemühe ich mich also so gut wie immer, auch die originalen Fills zu treffen. Das schafft automatisch die Moves, die einen als "den Drummer" für den Song fühlen lassen.
Es ist eigentlich amüsant, dass sich Leute immer wieder die Mühe machen, (ich nenne es mal) "Popsongs" so detailliert zu transkribieren, weil wohl die allermeisten Drummer dieser Songs im Original eher nicht nach Noten in dieser Detailtiefe spielen (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Ich kenne es von Songs, denen ich aus meist subjektiven Gründen nicht so viel Aufmerksamkeit schenke und dann doch "meine Version" spiele. Da ergeben sich dann nach einiger Zeit Grooves und Fills, die ich immer spiele, weil sie für mich so gehören und meiner Meinung dem Song guttun. Und so denke ich, haben das auch die meisten original Drummer gemacht, und dann kommen eben solche Notenblätter raus, wenn sich ein außenstehender die Mühe macht, das Zeug alles rauszuschreiben. Das heißt nicht, dass die original Drummer sich meistens nicht mehr drum scheren, was sie da aufgenommen haben. Im Gegenteil: Viele können zu mindestens 99% wiedergeben, was sie sich da einmal ausgedacht haben. Todd Sucherman ist so ein Beispiel. Er behauptet von sich, dass er mindestens 99% immer gleich spielt. Das kann er aber wohl nicht, weil er mit Noten arbeitet, sondern weil er bei der Entwicklung des Songs dabei war und es seine Drumparts sind. Ähnlich ist es bei Hena Habegger (Gotthard) und seinem "Drumbook of Bang!". Diese Noten sind nach der Album-Produktion entstanden, weil er für einen Song mit Orchesterbegleitung tatsächlich Noten brauchte. Wenn man sich die Noten so anschaut, überlegt man wirklich, ob er das alles so bewusst gespielt hat!? Aber er ist wohl in der Lage, es immer wieder so zu spielen.
Ich behaupte dem Zuhörer ists komplett egal solange ein Groove da ist.
Ja, größtenteils schon. Wenn man nicht We will rock you als Bumm-Tschak mit Offbeat-HiHat spielt.
Also wenn man nicht bewusst eine Offbeat-Version machen möchte.
Um zur eigentlichen Frage zurückzukommen:
Ich denke, es gibt 2 Möglichkeiten. Die erste ist, es tatsächlich auswendig zu lernen oder sich sogar Teile spickzettelmäßig irgendwo hin zu kleben, um möglichst wenig an den Noten zu hängen. Die zweite ist so eine schrittweise Annäherung der ersten, nämlich es erst einmal ruhig anzugehen. Jenachdem, wie firm man im Noten lesen ist, also ob man wenigstens Takte zählen kann oder bis auf die 32tel genau lesen kann, was in jedem Takt passiert, kann das vorliegende Notenblatt eine echte Hilfe sein. Man kann zum Beispiel mal mitlesen, während man sich den Song anhört und schauen, ob es irgendwelche größeren Blöcke wie z. B. 4-taktige Einheiten oder so gibt. Das kann man auch evtl. in den Noten sehen. Ich erkenne da z. B. einige "4-Takter". Nehmen wir mal die Takte 5-8: der erste und dritte Takt (also Takt 5 und 7) sind gleich. Der zweite und vierte sind Variationen davon, wobei sie auf den ersten Blick eher nichts mit dem Rest zu tun haben. Bei Takt 6 bleit aber wenigstens die Bassdrum Figur gleich. Spätestens ab Takt 13 sind es offensichtliche 4-Takter mit identischen Takt 1 und 3. So kann man sich den Song nach und nach erarbeiten...
Ich würde mich da erstmal auf die Bassdrum Patterns und die betonten Snares (also nicht die Ghosts) konzentrieren und den Song so zum Laufen bringen. Ich würde auch immer den Song als Ganzes betrachten und z. B. nicht 4 Wochen an den ersten 8 Takten rumdoktern. Und immer im Kopf behalten: Der original Drummer hat das sehr wahrscheinlich nicht nach Noten gespielt!