Nein, der Vergleich hinkt ganz gewaltig. Wenn Du Dich auf eine Bühne stellst und Musik machst, erbringst Du für den Wirt/Veranstalter und das Publikum eine Dienstleistung. Und die ist etwas wert.
Ja, aber:
Was ist denn die Dienstleistung?
Für den Wirt: Die Bude voll machen, damit viele Leute viele Shoppen trinken und Speisen konsumieren.
Die Dienstleistung für den Wirt besteht darin, dem Wirt mehr Publikum anzulocken als ohne Band, das dann auch noch dableibt und ordentlich konsumiert.
Für das Publikum: Einen unterhaltsamen Abend bereiten.
Dass man mit den Kumpels sich gut unterhalten kann, in gute Stimmung kommt und nette Mädels kennenlernt.
Dass man als Neuling in einer Stadt den ein oder anderen Kontakt knüpfen kann, oder sein Alleinsein für einen Abend vergisst.
Dass man für einen Abend lang mal den Berufsstress vergessen kann und Spaß haben kann.
Was ist diese Dienstleistung wert?
Für den Wirt: Vielleicht die Hälfte des Zusatzkonsums (Gewinn), der dem Live-Act zuzuordnen ist.
Wenn die Bandgage all den Zusatzgewinn auffrisst, lohnt es sich auch für den Wirt eher nicht, höchstens mal aus Imagegründen dann und wann mal. Bringt die Band dem Wirt weniger ein als ein "ganz normaler Abend" ohne Live-Musik, dann war es eine Minus-Dienstleistung... ein Zuschuss-Geschäft für den Wirt.
Für das Publikum: Schwierig in Geld abzurechnen.
Wenn eine Berühmtheit ein schlechtes Konzert spielt, ist das für die Fans immer noch interessanter, als wenn ein paar unbekannte Hanseln übliche Oldies, Top-40 oder die abgenudelten irischen Stimmungslieder runternudeln. Vor allem, wenn es nicht so richtig super gut ist, und nur fast so gut wie von Platte (CD, MP3) ist. Dann macht ja der DJ noch mehr Stimmung...
Interessanter ist es, wenn die Band eine gute "Playlist" hat, also lauter Songs im Repertoire, die zwar alle kennen, die aber kaum gespielt werden, aber trotzdem gut sind und richtig grooven. Und vieleicht sogar in einer besonderen eigenen Version gespielt werden.
Oder aber, wenn sie eigene Songs haben, die obgleich unbekannt, direkt mit dem Publikum funken und funktionieren, weil sie musikalisch gut sind, und der Text für das Publikum relevant ist und es anspricht. (Aber dann steht man eh kurz vor "weltberühmt"...)
Was aber ist sowas dem Publikum wert? Was es in den Hut wirft? Eintritt bezahlt man vorher, ohne zu wissen, was einen erwartet. Ausser, man ist als Band schon zumindest lokal in seiner Stadt berühmt genug...
Was ist keine Dienstleistung?
Anfahrt, Abfahrt, Aufbau, Abbau, Proben, Übungsraummiete, Instrumente, Jahrelanges Üben, PA Anlage. Dafür bezahlt zu Recht niemand was.
Wer als Musiker oder Band denkt, er würde eine geldwerte Dienstleistung erbringen, der soll seine Konzerte doch selber veranstalten und den ganzen Gewinn selber einstreichen. So, wie - glaub ich - die Schlagersängerin Andrea Berg, die sich in München den Zirkus Krone Bau für ein paar Konzerte auf eigene Kappe gemietet hatte. Und damit auch Erfolg hatte.
Wäre irgendeine mittelgute Liveband Garantie dafür, dass der Wirt seine Bude voll bekommt; wären Kneipen ohne Live-Musik an dem Abend leer und tot; so würde jeder Wirt Bands für Gage engagieren. Jedes Wochenende.
Offensichtlich ist es wohl nicht so. Oder, das Angebot ist größer als die Nachfrage auf dem Markt.
Wenn Profis, die davon leben müssen, und entsprechend ausgebildet sind und deutlich mehr üben können (weil, kein Tagesjob), und deswegen eigentlich deutlich besser als jegliche Amateure sein müssen, nicht deutlich mehr Zuschauer ziehen als Amateurbands, dann kann man das ja kaum den Amateurbands vorwerfen.
Gruss