Ich hab mit meinen ersten Bands noch Demo-Tapes mit einem Vierspur-Recorder aufgenommen. Ich hab Zuhause auch noch einige Demos von anderen Bands rumliegen und viele dieser Aufnahmen sind toll, gerade weil man hört, wie die Band wirklich klingt.
Als dann die Zeit der ersten Studios mit Computern kam, haben wir auch so aufgenommen. Da hat sich viel geändert.
1. Man musste das Studio teuer bezahlen. Vorher haben wir Mikros und Recorder für ein paar Mark geliehen.
2. Man musste CDs brennen lassen.
3. Man musste jemand bezahlen, der einem das Cover in druckfertige Dateien umwandelt.
4. Im Studio war jemand, der nicht zur Band gehört hat, aber die Macht über den Sound hatte.
Und jedesmal sind wir anfangs an Leute geraten, die einen "perfektionistischen" Ansatz vertraten. Es musste mit Click gespielt werden. Krummes wurde gerade gerückt. Gitarren mussten gedoppelt werden. Effekte wie Gates, Kompressoren und Hall mussten alles "fetter" machen. Nicht nur meine Bands, sondern auch viele befreundete Bands klangen danach aufgepumpt, pompös und irgendwie heavy-metalig.
Seitdem hat sich viel verändert. Man kann sich moderne Studiotechnik wieder selbst leisten, CDs sind günstiger geworden und die Cover bekommt man auch selbst wieder hin.
Was aber geblieben ist, ist der Ansatz des Perfektionistischen bis weit in den Amateur-Bereich. Subtiler als von mir oben beschrieben, aber eben doch da. Und ich finde das schade, weil ich glaube, dass dadurch Nuancen in der Musik verloren gehen.
Das Gegenprogramm heißt "Haltung": Steve Albini, die Stones auf ihrem Blues-Album, Jack White...Sie propagieren einen klaren ästhetischen Ansatz zu ihrem Sound, ihrer Herangehensweise, das finde ich gut.
Ich wünsche mir tatsächlich ein Bio-Label für Musik, wie zum Beispiel "No Computers on this record".
Gegen Click hab ich im übrigen gar nix