Eigentlich nicht, neben dem Schlagzeugspielen muss ich mich nur noch ein bisschen um Familie und Job kümmern 
So, der Kleine macht jetzt Mittagsschlaf...
Ich schrieb weiter oben, dass ich mir extra ein knappes Zeitfenster für die Aufnahme gesetzt habe. Es ist der Wahnsinn, wie viel ich dadurch über mein Schlagzeugspiel gelernt habe. Es ist ein bisschen so, als hätte ich mein Spiel durch ein Brennglas betrachtet.
Ich habe die Aufnahme mit dem 1/4-Click genutzt, die braindead-animal zur Verfügung gestellt hat. Folgende Erkenntnisse konnte ich gewinnen:
- Ich bin in diesem Setting deutlich weniger flexibel (als zum Beipiel live mit Band), als ich dachte. Schon kleine Improvisationen haben zu Schwankungen in der Time geführt.
- Teile meines Vokabulars sitzen nicht richtig, Selbst Dinge, die ich schon seit Jahren im Alltagstrommeln nutze, haben gewackelt oder einfach nicht gut geklungen.
- Ich neige dazu bei der Aufnahme einen Ticken lauter zu spielen und auch leichter zu verkrampfen.
- Die Konzentration auf das Timing hat unfassbar viele Gehirnreserven gefressen, die für das eigentliche Musikmachen hätte gut gebrauchen können.
Folgende Schlüsse kann ich daraus für mein Üben ziehen:
- Ich will das Improvisieren mit verschiedenen Click-Varianten üben (und auch aufnehmen).
- Ich werde von nun an genauer hinschauen, wie ich etwas spiele. Das Was rückt in den Hintergrund. Ich würde sagen, mein Fokus auf mein eigenes Trommeln wurde total geschärft.
Positives ist mir auch aufgefallen:
- Ich habe in kurzer Zeit eine Aufnahme gemacht, für die ich mich echt nicht schäme. Ich hätte gerne mehr Variationen gezeigt (s.o.), aber die selbstgesetzte Challenge habe ich gemeistert.
- Ich war fertig, bevor es anfing aufzuhören Spaß zu machen.
- Ich bin recht konsistent. Auch ohne dynamische Nachbearbeitung passt das schon.
- Ich mag meinen Sound.
Wie bereits gesagt, hab ich diesen Ansatz von Nate Smith (80/20 Drummer). In seinem Konzept ist die Übung dem Bereich "Assessment" zugeordnet. Er schlägt konkret als Beispiel vor, dass man sich z.B. eine Stunde Zeit nimmt, um etwas auf YouTube o.ä. zu veröffentlichen.
Im Nachhinein ist für mich der entscheidende Faktor die Veröffentlichung gewesen. Hätte ich die Aufnahme nur für mich gemacht, hätte ich nicht soviel herausgefunden. Ich hätte wahrscheinlich nach einem unsauberen 3. Take aufgehört und mir selbst gesagt, dass ich das mit ein paar Takes mehr schon alles sauber hinbekommen würde. Diesen vermeintlichen 3. Take hätte ich aber nie veröffentlichen wollen, weil er einfach zu unsauber gewesen wäre. Durch das klar definierte Ziel und die abgesteckte Zeit war ich gezwungen viel ehrlicher mir gegenüber zu sein.
So, jetzt freue ich total auf die anderen Versionen, die ich mir direkt und unbeschwert anhören kann, weil ichs ja schon hinter mir habe...