Als Drummer, der selbst schon immer mit dem "Makel" zu kämpfen hatte, manchen zu akkurat und zu wenig druckvoll zu trommeln, kenne ich die Thematik gut. Allerdings steige ich schon aus bei der Konsequenz, deshalb im Stehen spielen zu wollen. Ganz im Gegenteil finde ich es eher hinderlich, da ich einen viel besseren Schwerpunkt im Sitzen habe, sobald ich ein (oder zwei) Pedale bedienen muss (abgesehen davon sieht das auch nur bei Bela B. gut aus, was natürlich nur meinen persönlichen Geschmack wiedergibt)
Ich halte es auch für ziemlichen Schwachsinn, zu glauben, man könne nur mit brachialer Gewalt richtig Schlagzeug spielen. Diese Auffassung passt gut zur Aussage "Dynamik??? Ich spiel' doch schon laut..."
Logischerweise limitiert höheres Tempo rein physikalisch größere Bewegungen, es sei denn, man(n) kann sich wie Superman in Lichtgeschwindigkeit bewegen. Normale Menschen müssen zu kleinen Tricks greifen, indem sie z.B. vor allem Crashes und den Backbeat mit übertrieben großen Bewegungen zu spielen, während die Führhand eher natürlich agiert. Wichtig für die überzeugende Show finde ich persönlich auch (vielleicht sogar überwiegend) den intensiven Gesichtsausdruck. Ein Trommler mit gelangweiltem Gesichtsausdruck kann klopfen, so fest er kann, solange sein Gesicht vermittelt, er sei gerade in der letzten Reihe im Gottesdienst (gähn), überzeugt mich das nicht.
Sticktricks zum Auflockern gehen vielleicht noch beim großen Drumsolo, aber ehrlich gesagt finde ich sie meistens unpassend bis peinlich. Schließlich sind wir als Schlagzeuger nicht dazu da, die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, sondern die restliche Band gut klingen zu lassen. Und wir älteren konkurrieren ja nicht mehr um Youtube-Clicks, oder?
Mein Buch dazu wäre jedenfalls maximal 2 Seiten dick, denn wie schon geschrieben wurde, sollte man das nicht akademisch angehen, sondern einfach authentisch sein. Für die Bühne dürfen natürlich die Bewegungen insgesamt etwas größer ausfallen, da sich das auf die Distanz sonst schnell "verspielt", wie Schauspieler das vielleicht ausdrücken würden.
Ehrlich gesagt bin ich auch gar nicht bereit, mich für etwas zurückhaltendere Spielweise rechtfertigen zu müssen, solange keine Top-Gagen auf dem Spiel stehen