Wie viele Stunden beziehungsweise Jahre wird der Gute Jeff vorab eifrig geübt haben damit er möglichst fehlerfreie Takes innerhalb kürzester Zeit in einer Studio Session einspielen konnte?
Ich glaube, dass du da ganz gehörig die Leistungsfähigkeit von Berufsschlagzeugern, insbesondere, wenn sie zu den Topdrummern der Branche zählen, unterschätzt. Es gibt etliche Drummer, die sich das Master des Komponisten einmal, zweimal anhören, beim dritten Mal wird schon dazu gespielt. Und meistens sitzt schon kurz danach alles wesentliche. Dann wird höchstens noch ein Kreativprozess in Gang gesetzt. Buddy Rich hat sich Stücke zweimal vorher angehört, dann hat er sie gekonnt an seinem Drumset umgesetzt. Keith Moon war das meist alles ziemlich egal, er hat sich ans Set gesetzt und sofort drauf losgespielt, etliche seiner Studioaufnahmen waren bereits beim ersten Take reif für das Pressen auf die Platte. (Und bei beiden Drummern waren die Takes alles andere als einaches Bumm-Tschak).
Von mir selbst kann ich nur sagen, dass andere mich als einen sehr guten Drummer bezeichnen, ich selbst halte mich eher für Mittelmäßig, dennoch ist bei mir ein mir unbekannter Song nach zumeist weniger als 30 Minuten soweit im Kopf verankert, dass sich sicher dazu spiele - inklusive komplexerer Fills. Spontane Gigs, die Bühnenreif wären, sind auch kein Problem (Kennst/fühlst du den Groove, dann ist alles kein Ding, finde ich). Wenn ich, als selbsternannt mittelmäßiger Drummer, innerhalb von drei/vier Stunden fünf Songs sauber abliefern kann, dann sollten es die Berufsdrummer wohl noch besser hinbekommen. Und den Groove fühlen, dass kann keine Software. Entweder ich als Mensch spüre dass es groovt, oder das ganze wird klinisch recht tot, wie ich finde.
Sicher kann man Software im Kompositionsprozess gut nutzen. Doch ehrlich gesagt finde ich z.B. die Vorgaben eines Komponisten manchmal gar nicht so gut. Habe es schon erlebt, dass ich etwas ganz anderes zum Stück gespielt habe, als eigentlich vom Komponisten so vorgegeben war. Und dem Komponisten gefiel meine Interpretation der Drums dann auch besser, weil grooviger. Warum? Weil der Komponist kein Drummer ist und daher bestimmte Ideen, die in den Köpfen eines Drummers herumschwirren, gar nicht kennt - nicht mal Ansatzweise. Wenn ich am Drum sitze, kommt meine Intuition, meine Empathie, mein musikalisches Empfinden, meine musikalische Sozialisation in das Spiel mit all seinen Möglichkeiten zur Geltung. Der Gitarrist dagegen, kann das selbe auf seinen Bereich anwenden. Wenn ich aber - mal angenommen - als drummender Komponist dem Gitarristen etwas vorgebe, kann ich sicher sein, dass er andere, bessere, passendere Lösungen für sein Instrument hier und da findet als ich und vice versa.
Im Jazz-Bereich, wie bereits angedeutet, sehe ich die computergestützte Technik nicht als Werk der Zukunft. Bei Volksmusik und 08/15-Pop, wo es eh egal ist, womit das Publikum veräppelt wird, Hauptsache der Rubel rollt, dort ist die Software sicher auch langfristig denkbar als Drummer-Ersatz.Im "ehrlichen Rock-Bereich", also nicht der kommerzialisierte Kram à la Linkin' Park und Co., ist die Technik aus ideologischen Gründen eher verpönt. Im Metalbereich wird meiner Meinung nach immer mehr Volksveräppelung betrieben, daher greift der Nonsens dort auch Fuß. Im klar definierten Elektro-Bereich ist dieser technische Weg dagegen gewissermaßen sinnvoll, weil stilistisch passend und auch sonst Stilecht (Auch wenn Jojo Mayer beweist, dass der Mensch als Drummer auch dieser Musik gut tut).