Also eines stimmt mit Sicherheit: Eine Band zu finden, wenn man die 35 Jahre überschritten hat, fällt nicht wirklich einfach, alleine schon weil viele Inserate, bei denen ein Drummer gesucht wird, so beginnen:
Zitat
"Wir wollen die Bühnen erobern, brauchen dafür einen geilen Drummer zwischen 20 und 30 Jahren, der auch bereit ist, alles für die Band zu geben. Die Band hat immer Vorrang. Wir (Gesang, 2 Gitarren, Keyb+ Bass) spielen Goth-Prog-Indie-Metal mit Hip Hop und Speedcore einflüssen, aber auch gelegentlich mit Einflüssen von Bands wir Habichnochniegehört, Klingtnochbeknackter oder Istdaseindarmgeschwürodereineanderekrankheit?. Wenn du auch darauf stehst, hundertprozentig Klickfest bist, auch bei Blastbeats, dann melde dich. Wir haben viele Ideen und wollen das mit Dir umsetzen, auch im Studio, sofern du bereit bist, alles zu geben und dreimal die Woche mit uns zu Proben. Unser Proberaum ist Amarschderwelt. Die Miete beträgt 350 Euro pro Person. Rock on".
Tja, dann schaue ich mich an: Alterschema passt nicht. Bands? Noch nie gehört. Stil: Was zum Henker soll das sein??? Ort: Ewig weit weg. Mietanteil... guter Witz, muss ich dafür jetzt mit Koks dealen anfangen?
Für das "junge Gemüse" ist man kaum zu haben. In der Altersgruppe 35 bis 55 wird es mit Bands oft schwer, weil genau in jener Zeitspanne viele den Fokus auf Familie, Beruf etc. haben und keine Zeit für das einstige Hobby "Musik". Hier könnten sicher sehr viele im Forum die Finger heben, die genau das erlebt haben: Rein in den Job, raus aus der Musik für 'ne Weile. Und wenn der "Stress" dann vorbei ist, die Kinder raus sind, der Job an den Nagel gehängt wird, die Midlife-Crisis da ist, will man wieder Musizieren. Gut. Da gibt es dann auch wieder genügend Leute für. Aber, wie bereits dargelegt: Stil muss passen, Leute müssen passen, Termine müssen passen, Einsatz muss passen, Örtlichkeit muss passen, Anspruch muss passen. Wer mit 50+ noch inseriert, dass man "die Welt erobern will", den nehme ich - Pardon - nicht ernst. Das ist für mich dann ein Tagträumer. Wer das mit 30 schreibt, ist auch ein Tagträumer. Bei denen muss man gar nicht erst anklopfen.
Passende Bands zu finden ist schwer. Aber es wird leichter, wenn man Kontakte hat und es sich herumspricht: Ach, der und der, die sind gute Drummer. Jamsessions helfen da. Und wenn einem manche Sessions nicht passen, kann man auch im eigenen Proberaum zu privaten Jamsessions einladen. Auch das geht. UNd darüber leute für seine eigene Band aquirieren. Oder woanders evtl. einsteigen. Darüber bin ich damals auch in die Musikszene wieder "zurück eingestiegen". Aus einer Jamsession nach längerer Astinenz resultierten prompt drei Bandangebote. Eine Band wurde für den Einstieg gewählt. Es folgten Auftritte, diverse Jamsessions, 'ne zweite Band, ein Seitenprojekt (das leider schnel wieder versackte). Es läppert sich dennoch Stück für Stück, wenn man den ersten Schritt gewagt hat - vorausgesetzt, man lebt nicht in einer musikerfreien Zone.
Geduld ist eine Tugend. Man sollte sie besitzen.