Da müssen erst mal ein paar Mißverständnisse weg...
Instrumente und Musikstil - es gibt kaum was, was da nicht geht. Diesbezüglich habe ich auch nichts geschrieben. Ich hatte es von den Genres. Um bei den Geigern zu bleiben: Grapelli wurde bereits erwähnt, ein Ohr riskieren lohnt sich auch bei Jerry Goodmann (Mahavishnu Orchestra), Mark O'Connor, Allen Sloan (alle drei Dixie Dregs) und Jean Luc Ponty (Onkel Frank). Da wird ordentlich gejazzrockt, meine Herren.
[Friedrich Gulda hat mich beim Jazzen auch nicht überzeugt, aber seine "Performances" - z. B. mit einer Schlagzeugerin - beide nackt und im Niemandsland von Jazz über Klassik bis Free improvisierend - waren höchst unterhaltsam und manchmal zum Schreien komisch.]
Auf was will ich raus? Es fehlt meist die Authentizität. Es ist nicht damit getan, Text und Melodie einer Rocknummer zu singen. Man muß es so empfinden, damit es überzeugend rüberkommt. Und mir scheint, daß die Interpreten oft stilistisch in ihrem Genre verhaftet sind. Um noch mal auf Peter Hofmann zu kommen: In einer Musikzeitung las ich eine Kritik, die sinngemäß formulioerte, daß man bei seiner Version erwartete, daß gleich Siegfried persönlich mit breitester Brust um die Hausecke kommt. Das trifft es sehr gut, wie ich finde. Erlaubt ist was gefällt und wenn ich was nicht will, ist es jemand vorzuschreiben, was ihm zu gefallen hat [wie gnädig von mir :-)]. Es kann bei Experimenten ja auch was Neues und Gutes entstehen, doch tut es das hier für meine Begriffe nicht. Das berührt mich einfach nicht. Und noch mal zur Whole Lotta Love von den Londoner Sinfonikern. Gleiches Spiel. Whole Lotta Love ist eine sexy Nummer, die den A... wackeln läßt. Geschmeidige Harmomonien, Wohlklang, Schmusen - das ist das Letzte worum's geht. Da wackelt bei mir nur das Doppelkinn, sonst nix. Rock meets Klassik - Deep Purples Concerto von Anfang der Siebziger ist leider grandios in die Hose gegangen immer wenn Ritchie das Holz anschmeißt habe ich das Gefühl, eine Fehlpressung zu hören. Das ist ein prima neben- statt miteinander (im normalen Leben bin ich weltgrößter DP-Fan, aber ich laß mir nicht alles gefallen). Wie dem auch sei, es gibt auch Mitmenschen, die Pizza Bavaria bestellten. Hauptsache es schmeckt.
Einen Sonderpreis bekommt Katia Labeque (prima Klassikpianistein und Frau von John McLaughlin). Sie hat Soli von Chick Corea transkribiert und zum Besten gegeben. War da nicht was so oder ähnlich: "Das Wesen des Jazz wird durch Improvisation gekennzeichnet." Da hat Katia in der Bluesschule wohl grad nicht aufgepaßt. Na ja, doch nur Fleißkärtchen statt Musikpreis (ich weiß das ist unfaßbar arrogant, aber das Internet ist nun mal die beste Plattform für Eunuchen...) .
Es gibt bestimmt gelungene "Experimente", nur kenne ich leider so wenige... Ganz gut hingekriegt hat es manchmal Gershwin und einige Zappa-Sachen schaffen auch den Spagat (z. B. Studio Tan - hier auch interessant: die Interpretationen des Ensemble Modern, mit dem er auch Yellow Shark umgestzt hat).
Es klingt zwar fast so, aber ich bin kein Purist. Doch nicht jede Melange die angerührt wird, ist zum Verzehr geeignet. Ich habe viel probiert und mir oft die Ohren verdorben. Daraus erwächst eine gewisse Vorsicht. Doch werde ich selbstverständlich wieder das Risiko eingehen - man kann ja nie wissen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
fwdrums
wavey
Daß es Bearbeitungen gibt und diese bei "den Klassikern" Gang und Gäbe sind, ist mir bewußt. Ich bezog mich explizit auf die Schmusevariante von Ravel, der meiner Meinung nach viel von der Rauhheit und Expressivität der zitierten Alonso-Fassung fehlt. Die Ashkenazy-Version kenne ich, die andernen nicht. Danke für den Tip.