Ich sehe das so: braucht einer Noten, um überhaupt klarzukommen, ist er nicht frei zum Musikmachen. Das ist so, wie im Orchester, jeder spielt nach Noten und Dirigat, macht also genau das, was jemand anderes sagt, nämlich Komponist und Dirigent. Im Orchester ist der Dirigent der Musiker, der den Klang, die Dynamik und den Ausdruck gestaltet, die anderen Leute sind, etwas überspitzt formuliert, nur die Instrumentenbediener. So ähnlich ist es auch mit dem Gitarristen, den du beschreibst. Was macht der, wenn mal etwas schief geht und die Band improvisieren muss?
Da mische ich mich vielleicht noch kurz ein. Prinzipiell hast du damit nicht ganz Unrecht, und man ist in einem Orchester durchaus limitierter in der eigenen Freiheit als wenn man einfach in kleiner Besetzung jammed.
Zwei Punkte würde ich da aber einwerfen um die Aussage etwas abzuschwächen:
1. Bei 5 Leuten wenn jeder seine Stimme alleine spielt kann es funktionieren das jeder sich an sein Gefühl hält, bei 30-50 oder mehr behaupte ich, dass es in der Kartoffellliga (Hobbybereich) in der die meisten spielen (mich inklusive) da der eigene "Ausdruck" eher mehr kaputt macht, bzw. nicht mit anderen Stimmen die man vielleicht gar nicht so gut hört nicht vereinbar ist.
Es hilft glaub ich relativ wenig wenn zB Trompete 1 und Klarinette 1 jeweils zweifach besetzt sind, und vielleicht eine Melodiepassage unisono spielen sollten, jeder aber was eigenes interpretiert. Man will eine gemeinsame Melodie hören, die im Idealfall gut harmoniert und den speziellen Soundcharakter besitzt den der Komponist erreichen wollte, nicht 4 verschiedene Interpretationen gleichzeitig. Das klingt im zweiten Fall relativ schnell relativ furchtbar. 
2. Speziell eingehend auf Dynamik und Ausdruck, natürlich kann man auch im Orchester hier noch eine persönliche Note hinzufügen, allerdings nicht so stark wie bei freiem Spiel das ist richtig. Aber gerade da sind Nuancen durchaus sehr wichtig, und machen schnell einen großen Unterschied (Stichwort Intonation). Des weiteren darf man beim Orchesterspiel auch nicht vergessen, das man im Klangkörper sitzt, man hört ja gar nicht was vorne dabei rauskommt (ähnlich beim Schlagzeug
). Somit ist der Dirigent eigentlich essenziell um den großen Klangkörper auch wie etwas gemeinsames klingen zu lassen.
Ich glaube ob Noten ja oder nein lässt sich pauschal nicht beantworten, es kommt wie immer darauf an was man machen will und wie viele beteiligt sind. Je mehr Mitmusiker, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit das man das mit Noten irgendwie in geordnete Bahnen bringt. Bei kleineren typischen Band Besetzungen kommt es auch sehr stark darauf an wie die Gruppe Musik schreibt. Mit den meisten Bands gibt es wenig "Gejamme". Da gibt es den Prozess vom Riff zum Arrangement, bis dahin wo ich dann meine Schlagzeugspuren schreibe. Und gerade beim Aufnehmen ist etwas Geschriebenes immer von Vorteil, allein schon um Missverständnisse auszuräumen.
Mag ich notierte Sachen? Ja.
Lerne ich bestehende Lieder von anderen Künstlern nach Noten am Schlagzeug? Nein (zumindest zu 95%).
lg