Ich wollte erst garnix schreiben... aber die "Informationspflicht"
gegenüber Rookies die hier eventuell mitlesen gebietet es.
Zunächst finde ich es gut, dass immer mehr Personen in Deutschland "Service" bei Cymbalbeschädigungen anbieten.
Die meisten Verfahren sind zwar viele Jahrzehnte alt... aber vielen Drummern im täglichen Alltag ist nicht bekannt "wer" das "wo" - im Idealfall auch noch kostengünstig durchführen kann.
Aber....
Ich halte den Begrff "Refurbishing" für (womöglich nicht beabsichtigt) irreführend bzw. zumindest "mißverständlich". Oftmals wird bei Hifi/Studio/Computergeräten damit das funktionale und/oder optische Wiederinstandsetzen auf die ursprünglichen Geräteeigenschaften verstanden.
Auch bei der Aussage der Website "nach dem Abdrehen haben Sie ein fast neuwertiges Becken" bekomme ich heftiges Magengrummeln. Also ein neuwertiges Becken ist für keinen Drummer den ich kenne nach einem Riß abgedreht (es hatte selbstverständlich auch vorher keinen Riß). Auch ein "fast neuwertiges" Becken ist nach Lesart der meisten Drummer die ich kenne meilenweit von einem aufgrund von Rißbildung abgedrehten Cymbal entfernt. Auch sollte man wissen, dass ein wie auch immer behandeltes Cymbal auf dem Gebrauchtmarkt wesentlich weniger wert ist als ein "neuwertiges" oder "fast neuwertiges" Cymbal.
Ein Cymbal mit Riß wie auch immer nachbehandelt - gilt bei den meisten Drummern (auch bei mir bekannten Cymbalfertigern) als ein massiv be- und überbeanspruchtes oder materialdefekt-behaftetes Cymbal.
Dies muß nicht bedeuten das es nicht musikalisch toll einsetzbar wäre oder der Klang dem Drummer immer noch gut gefällt. Gefallen und klingen kann es je nach Geschmack durchaus.
"Die Klangveränderung ist geringfügig"
Was ist geringfügig? Geringfügig bei welcher Gehörleistung? In wessem Ohr?
Im Best Case ist ein Klangunterschied zum Neucymbal (sollte es wirklich! weitestgehend identisch vorliegen) insbesondere bei ganz minimalem Materialabtrag gering... oftmals aber gerade beim "Rundum-Abdrehen" durchaus hörbar. Also für das "geringfügig" nicht selten leider "nein".
Randnotiz: "Vielleicht" ist in manchen Fällen der vorschnelle Satz "jetzt klingt es wieder wie vorher"... ein subjektiver Hörbias des Drummers. Das ehemals intakte Cymbal liegt oftmals als gutes Audiofile garnicht als Vergleichsreferenz vor sondern die letzten klangprägenden Hörereignisse waren die unschönen Rißsounds, der scheuernd-klirrende "Metallreib-Sound" vorherrschend in der Ausklingphase. So kommt beim Abdrehen schnell die überhastete Einschätzung auf (also just dann wenn die Ursache für das nervige "metallreibende Klirren" endlich beseitigt wurde)... "das alles wieder gut... so wie früher ist". Nicht verschwiegen werden soll, dass es durchaus auch Kleinstrisse bei Cymbals gibt die (insbesondere soferrn noch klein) noch nicht hörbar negativ auffallen. Das gibt es auch. Ist aber ein anderes Thema.
Jeder der etwas Wissen um die klangbestimmenden Parameter eines Cymbals hat, dürfte zumindest erahnen
(bzw. dessen Ohren stellen fest) dass sich durch "Rundum"-Abdrehen insbesondere die Relation Kuppenumfang (Bell) zur sonstigen Oberfläche (Surface) deutlich ändert. Dies hat für viele Musiker hörbare Auswirkungen. Denn insbesondere die Kuppe wird mit jedem Abdrehzentimeter oder gar Inch immer prägender/dominanter in ihrem klangbildenden Einfluß. Denn ihre Größe bleibt ja originär erhalten und wird nicht entsprechend des Abdrehvorgangs prozentual reduziert... wie auch?
Insbesondere beim kreisrunden! (Rundum")-Abdrehen da hier der Materiabtrag der größte (in Relation zum Riß) ist.
Das Kreisrunde Abdrehen (wenn auch optisch gefällig) gilt nicht selten als der "Aderlaß" oder präziser die "Amputation" der Cymbalrettung, da justament
durch diese Methode beim Entfernen des Geschwürs auch sehr viel "gesundes Gewebe" geopfert wird. Zweifelsfrei ist es in vielen Fällen erwägenswert.
Die auf der Webseite formulierte Aussage: "das Becken klingt und schwingt wieder wie vorher" erachte ich als schwerlich haltbar. Weder aus meiner bescheidenen Erfahrung, noch halte ich es empirisch-meßtechnisch oder subjektiv-gehörtechnisch für belegbar. Wenn dem so wäre könnte bei den Rohstoffpreisen der Gegenwart alle Hersteller reichlich Geld sparen, wenn sie die Cymbals gleich ein Inch kleiner Ausliefern... oder sie drehen vor der Auslieferung ab und schmelzen diese Abdreh-Inches wieder ein - zur Herstellung weiterer Cymbals 
Ich verdamme diese Methode mitnichten
. Sie ist oftmals besser, als ein Cymbal komplett zu entsorgen. Zumindest in diesem Detailpunkt stimme ich dem Cymbaldoktor zu. Aber sie ist mitnichten generell oder immer die beste Methode. Keinesfalls muß ein Becken dann gleich deutlich schlechter klingen. Aber es wird anders klingen. Je weiter abgedreht wird umso deutlicher. Und das sollte man vorher zumindest anreißen... hahaha ich meine erfahren bzw. besprechen .
Nochmals: es ist die Methode die am deutlichsten auf den Klang Einfluß nimmt durch die mehr oder weniger deutliche bis radikale Veränderung der Bell/Surface-Relation. Also einem der klangbestimmendesten Parameter von Cymbals. Es gibt bei akribischer Betrachtung noch 1-2 mehr Veränderungen der Gesamt-"Cymbalbalance" (Taper etc.)... auf diese einzugehen sprengt hier den Rahmen. Somit nur der Hinweis auf das offensichtliche (siehe Zeilen obendrüber).
Und vielleicht auch nicht unwichtig: je nachdem welche "Traumata" ein Cymbal schon auf dem Buckel (oder der Drummer auf dem "Gewissen"
) hat... und/oder welche Folge-Beanspruchungen nach dem Abdrehen im folgenden Drumming auftreten... können wieder Risse auftreten. Das muß nicht sein. Kommt aber nicht sooo selten bei abgedrehten Cymbals vor:
- Sei es weil ein Drummer eben weiterhin so energetisch trommelt, wie er trommelt
- sei es weil er seinen Schlagenergie dem nun noch kleiner gewordenen Cymbal nicht anpaßt - dieses also schwingsungstechnisch nun erstrecht "overplayed"
- sei es weil dieses eben noch diverse "Traumata" verbarg... die sich im weiteren Lebensverlauf ihren Riß bahnen
etc. etc.
Nochmals:
Ich persönlich finde es prinzipiell gut, wenn es immer mehr Adressen in Deutschland gibt wo Verfahren des Abdrehens, des "Aussägens"
"Bohrloch-Riß-Stop" etc. etc. und im Idealfall auch die anderen Verfahren ehemals teuer erworbener, nun aber schadhafter Becken (wenn es keine Kulanz oder Garantie erzielbar ist) noch irgendwie musikalisch am Leben zu erhalten, angewendet werden können. Dieser Post ist mitnichten Bashing - ganz das Gegenteil.
Ich würde gerne viele Drumkollegen auch an Firmen wie den Beckendoktor verweisen. Aber das könnte ich besser guten Gewissens tun, wenn die Beschreibung des Möglichen etwas differenzierter bzw. etwas weniger "hochtrabend" formuliert wäre.
Kollegialer Gruß
edits: only Rechtschreibung. Inhaltlich nichts verändert