Zitat
Aber da ja viele "Billig" Serien der Markenfirmen im Auftrag in China produziert werden, kann die allgemeine Holzverarbeitung/Holz der dortigen Firmen sooooo schlecht nicht sein, oder?
Hammu - dies ist ein klassisches Mißverständnis. Das haben wir hier immer wieder. Sowohl in dem falschen Schluß den Du ziehst - also auch im Irr-Glauben (sorry) es gäbe eine ALLGEMEINE Situation.
Der Einfachheit halber (eine sehr starke Vereinfachung) nur exemplarisch 2 existierende völlig unterschiedliche Paradigmen der Fertigung. Es hat nichts mit Schwarz-Weiß-Malerei zu tun. Das tiefste Schwarz welches ich eigentlich realistischerweise für Punkt 2 zeichnen müßte, kann ich aus Anonymisierungsgründen leider nicht verwenden.
Nur soviel sei als Vorabinfo noch erlaubt. Von beiden "Fertigungs-Paradigmen" fluten Produkte unseren Markt.
1.) Es gibt Firmen oder Konzerne oder manchmal einfach "Geldgeber" die in einem Fernostland (nennen wir es zufälligerweise mal China) eine eigene Fabrik errichten.
- mit eigenem Maschinenpark (mitunter vom ehemaligen eigenen Fertigungswerk dort hin geschafft)
- eigener Rohstoffeinkaufs-Autonomie bzw. "Selektionskontrolle"
- ihr eigenes! Qualitätsmanagement verwirklichen, dieses durch alle Firmen-Abteilungen bis hin zu einer strengen Endkontrolle durchschleifen bzw. konsequent implementieren
- an qualitätssensiblen Schlüsselposten selbst ausgewähltes, geschultes Personal positionieren und dieses vorher gezielt gesucht und/oder geschult haben etc.
2.) Es gibt aber auch eine ganz andere Realität - auch ganz andere Fertigungsstätten bzw. einzelne OEM´s:- Firmen deren Personal sich ausschließlich aus dem Heimatdorf/Stadt rekrutieren soll (prinzipiell ein romantisch-knuffiger-sozialer für manche vielleicht aber auch schon Richtung Sozialismus gehender Gedanke).
Wie hoch schätzt Du die Chance ein, das in Deinem! Heimatort jemand ist der Drumkessel bauen kann? Ok, wenn sie gering ist, dann könnte man sagen "wir fliegen jemanden ein, der ein paar Jahre dort in Deinem Heimatort es den netten Nachbarn beibringt. Wir geben Ihnen die Zeit es zu lernen und fliegen jemand ein, der weiß wie es geht."
Aber das ist ja nur ein Jobprofil. Wie hoch ist die Chance, dass in Deinem Ort all jene Menschen leben, die Drumkessel bauen, Hardware entwickeln, Produktergonomie und Funktionalität fördern können, Galvanisierungsexperten sind und noch 35 andere fertigungs- und qualitätstechnisch-RELEVANTE! Berufsprofile besetzen können?
Es gab oder gibt wirklich auch (noch) Fertiger und OEM-Firmen die "üben" mit unqualifizierten Mitarbeitern an unserem und anderen Absatzmärkten. Über die Umweltbedingungen bzw. dass, was sich mancher im Zeugungs- oder gebärfähigen Alter da in der Produktion antut - ganz zu schweigen.
Oder der Chef der Firma wenn ein Geschäftsmann ihn fragte "warum haben hier trotz der giftigen Gase viele Mitarbeiter keine Maske wo das doch zig Hinweis-Schilder im Werk klar und deutlich anzeigen", der Chef antwortet "es ist jedem freigestellt, manche tragen die Maske andere verwenden den Ventilator auf ihrem Tisch"... kleine Anmerkung: der Ventilator richtete die Abluft direkt auf die nachfolgenden Mitarbeiter.
Aber zurück konkreter zum Beispiel 2.
Es wird kein Experte eingeflogen, Organisationsentwicklungen die wirklich wichtig wären (um Produkte besser zu machen, um Mitarbeiter zu schulen, endlich umweltrelevante Schutzmechanismen zu etablieren etc.), werden mangels Geld! abgelehnt etc.
Und die Mitarbeiter lernen von sich selbst. Aber wiederum: wieviel kann man lernen, wenn es keiner im Werk kann?
Die uns so logisch erscheinende Variante, durch externe Profis Mitarbeiter vor Ort systematisch in einem dynamischen Prozeß zu schulen, in ihre Ausbildung und Qualität zu investieren!, dieses Wissen dann durch alle Abteilungen weiterzuschleifen und fest zu verankern etc... diese "Option" ist für manche Fernostfirmen wie eine Landung auf dem Mond für König "Uterus"
und seine Tafelrunde im Mittelalter. ES IST FÜR MANCHE KEINE OPTION!
Göttlich war auch mal eine Diskussionsrunde wo ich sehr deutlich sagte dass es ohne kräftige Finanzspritze für den Einkauf eines Profis von außen nicht geht. Da sagte plötzlich einer der Mitarbeiter man könnte vielleicht einen ehemaligen Mitarbeiter von Rogers versuchen einzukaufen. Da konnte ich die Contenance (wie den Urin) kaum noch halten... und hätte beinahe laut losgelacht. Das einzige Mal bisher. Ich sagte: "die Firma ist faktisch seit 30 Jahren nicht-existent. Was wollt ihr denn von einem lernen, der die eigene Firma schon überlebt hat"?
Nochmals: der für uns logische Weg (weil wir höllisch verwöhnt sind!) dass man bei einer wichtigen Herz-Op den Besten oder einen der besten sucht und alles Geld der Familie auftreibt und sich in die besten Hände begibt die unser Land oder Nachbarstaaten bieten... genauso in der Wirtschaft bei wichtigen Stellenausschreibungen (ich behaupte nicht das die besten genommen werden - die Realität ist oft grausam) - solche Wege sich zu professionalisieren und mit den Mitarbeitern unter Anleitung kompetenter Partner gemeinsam zu wachsen in die Fortbildung aller zu investieren ist in einigen Firmen/Regionen völliger Science Fiction. Dieses Procedere ist diversen Firmen der Musikinstrumenteindustrie völlig fremd: da es die Produktion aufhält und den schnellen Absatz ausbremst. Und Absatz läßt sich durchaus auch mit suboptimalen UND mangelhaften Produkten machen. Es ist die Frage wie lange... aber kurz und mittelfristig geht das durchaus.
edits: only Rechtschreibung. Da von viel mir aber viel in Etappen auf - darum die vielen Edits