Unabhängig vom konkreten Fall (dazu möchte ich mich nicht äußern - aus diversen Gründen) kann man vielleicht folgende weit hergeholte Überlegungen als Phantasie-Konstrukt oder hypothetisches Tagträumen anstellen. Nochmals: ein Tagtraum der mit Premier nichts zu tun hat, aber mit diversen anderen Firmen der Branche... in Form eines Tagtraums.
Die Globalisierung oder der immer größere Konkurrenzdruck (sowie Lohngefälle, divergierende Umweltauflagen, divergierende Produktionskosten je nach Standort/Land) im Zusammenhang mit "ich will das aber mit noch mehr Features zum selben Preis von gestern" oder "ich suche tagelang im Web bis ich das noch günstiger entdecke"... bleibt nicht folgenlos. Sowohl auf Endkunden Seite - wie auf Seiten der Hersteller, die immer günstigere OEM´s suchen.
Es gibt diverse (namhafte) Drumfirmen die in den letzten Jahren VERSTÄRKT Reisedelegationen zu (mitunter obskursten) OEM-Herstellern schickten um auszuloten wieviel günstiger diese produzieren könn(t)en. Manche der besuchten OEM-Firmen sind in Sachen Produktionsstandards und "Qualitätsmanagement" extrem rückständig bzw. berüchtigt! Umso verwunderlicher dass man diese überhaupt in irgendeiner Weise als "theoretisch denkbaren Produzentenkreis" einschließt. Zu manchem könnte man sich die Reisekosten sparen... anyway - in der Drumcommunity kann man nur aufatmen, wenn dann wenigstens dieser Besuch die Erkenntnis brachte "mit denen sollten wir keinesfalls zusammenarbeiten, sonst ruinieren wir uns nur noch schneller".
Aber die Versuchung bleibt... aufgrund der obengenannten "Markt-Drängnisse". Wie sichert man das Überleben einer Firma in der heutigen Zeit und welcher OEM kommt nun als Alternative in Anbetracht. Wieviel Euro/Dollar etc. mehr ist ein "etwas mehr an Qualtität" wert? Oder wieviel Ausschuß der uns ungeprüft für Endkunden vorkonfigurierten Kartons geliefert wird, können wir aufgrund der super-verlockenden günstigen Einkaufsoptionen die der OEM anbietet in Kauf nehmen, bevor unser Ruf durch den Ausschuß leidet, wenn ein gewisser Prozentsatz an unzufriedenen Kunden übertroffen wird?
Nochmals: all das hat NICHTS mit Premier zu tun.
Aber es ist Fakt, dass die Mehrzahl der Drumcommunity (Händler wie Endkunden) gegenwärtig nicht wirklich überschaut das seit einigen Jahren ein ganz radikales Zusammenschrumpfen bei vielen Drum- und hardwarerelevanten Firmen stattfindet. Man bemerkt das meist nicht direkt, da subjektiv ja immer mehr Brandnames, Kleinstfirmen, Customizer auftauchen. Es also nicht wie ein "Sterben auf Raten" wirkt (was es faktisch bei einigen Firmen ist) sondern ein subjektiv empfundenes "ANWACHSEN" der Angebote und Anbieter/Firmen/Brandnames.
Aber die Galvanisierungs"stätten", die Metallurgieabteilungen/Produktionshallen etc. etc. diverser namhafter (wie auch weniger namhafter aber traditioneller) Firmen schrupfen immer mehr zusammen bzw. werden völlig aufgelöst und an ihre Stelle treten OEM (welcher Qualität auch immer - hier gibt es diverse Unterschiede). Bei manchem Hersteller schrumpft seit einigen Jahren auch die eigene Holzverarbeitungsabteilung zusammen... will heißen immer weniger Drumsets werden im eigenen Hause produziert.
Diesen Prozeß reden seit Jahren viele schön. Sie berufen sich auf Statements wie "nur so kann man das Überleben der Firma sichern" oder "manche OEM sind doch garnicht schlecht - wir lassen die das übernehmen was sich für uns nicht mehr rechnet". Unabhängig von der tatsächlich divergierenden Qualität zwischen OEM ist aber ein Fakt für jeden Drummer offensichtlich: immer mehr Firmen verwenden identische Hardware, identische Fittings etc. Oder negativer: es findet in vielen Ebenen eine "Gleichmacherei" statt. Die Flügelschraube oder die Trittplatte mag manchmal noch individuell für den Auftraggeber angepaßt sein, oder dessen Formdesign-Trademark oder Namenszug tragen. Alles andere entspricht aber dem was 5 -10 andere auch genauso einkaufen und verkaufen.
Davon abgesehen stellen sich im Tagtraum-Modus aber nun diverse Fragen:
1.) wie soll Gleichmacherei eine Firma mittel- oder gar langfristig am Überleben halten? Insbesondere wenn oftmals der OEM das identische Produkt unter seinem NICHT-MARKENNAMEN selbst günstiger vermarktet!
2.) Welche Innovationen oder wirklich firmen-charakteristisch bzw. die Firma-auszeichnende-Ideen lassen sich von Firmen noch entwickeln, die immer mehr auf "Bestellwesen"-Verwaltungen zurechtschrupfen? Wie realistisch ist es von diesen noch einen großen für sie charakteristischen Wurf zu erwarten?
3.) Wie überlebensfähig mittel- bis langfristig können Firmen sein, die immer mehr ihrer Souveränität aufgeben (müssen?) und immer stärker von Zulieferen abhängig sind?
etc. etc.
Der Tagtraum wird zum Alptraum: Irgendwann wird bei manchen Firmen nur noch ein Planungs/Verwaltungsbüro existieren. Da sitzen dann Verwaltungsangestellte unterstützt von 1-2 Material- und Einkaufsexperten die bei der Planung neuer Drumserien lediglich die Kataloge und/oder Cad-Skizzen zahlreicher OEMs "studieren" und dann auf einem Formblatt Teil A, B und C listen und mit der betreffenden Stückzahlmenge den OEM-Herstellern weiterreichen. Ist das überhaupt sooo fern... existiert das nicht schon heute bei manchen Firmen... ?
Träumen wir weiter: Jene Firmen die garnicht überleben werden nicht einmal dieses Verwaltungsbüro mehr halten können sondern im finalen AKT ihre Namensrechte nach Fernost verkaufen. Dann schlie0ßt sich der Kreis (für die OEM) vollends.
BTW: Mir fallen derzeit ad hoc 2 europäische Firmen der Musikinstrumente-produzierenden Branche ein, die momentan massiv straucheln und um das nackte Überleben kämpfen. Premier ist in meiner Auflistung nicht dabei. Ihnen geht es sicher gut.
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