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Beispiele zu nennen ist vollkommen überflüssig, eigentlich. Abgesehen davon, dass ich mir diese ganzen kruden Namen eh nicht merken kann. Gehen wir die Einzelaspekte doch mal durch:
Gerade im Metalbereich klingt doch keine Bassdrum so, wie sie aufgezeichnet wurde, da wird getriggert ohne Ende. Und wo man schonmal triggert, kann man auch gleich den ein oder anderen Schlag, der nicht 100%ig in time ist oder zu schlapp/zu laut kam auch gleich anpassen. Auch die meisten Snaresounds dürften zu >50% aus Samples bestehen.
Dynamikbearbeitung dürfte das gängigste Mittel überhaupt sein, um Schlagzeug "bigger than life" klingen zu lassen, und wenn es "nur" Gates und Kompressoren sind, die man einsetzt.
Und wenn das alles nichts hilft, kann man immer noch alles auseinanderschnippeln, neu zusammenfügen, loopen und so weiter und so fort. Dass das gängige Praxis ist, sollte eigentlich keinen mehr überraschen. .
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Ja, sehe ich wirklich genauso.
Zu der Frage welche CD´s mehr faken bzw. mehr programmierte Grooves & Breaks enthalten als andere: Bei einigen hört man es tatsächlich. Bei vielen sagt man es aber nicht öffentlich , weil man keine Kollegen "beschädigen" will. Gerade in der Rock-Metal Gemeinde gibt es ja auch eine riesen "True-Base" (nicht mit Bassdrum verwechseln :-). Da sind viele super-lieb, aber einige sind leider etwas ganz anderes, nämlich fast schon fundamentalistisch.
Ich würde nicht erwarten, dass hier irgendeiner CD´s nennt, wo komplett programmiert wurde. Ich kenne wie viele Kollegen natürlich einige. Es gibt auch wirklich tolle, wo das Gesamtergebnis, der "fingierte Bandeindruck" ganz gut klingt, aber wenn man das Gehör auf das Schlagzeug focussiert , man sich doch fragt, wieso klingen die Cymbals so steril - oder sooo leise, oder warum war der Programmierer zu blöd zumindest eine Moeller-Whip-typische-Akzentuierung auf der Hihat zu programmieren.... denn ja - solche dummen Fehler findet man auch heute noch vereinzelt...
... diese werden aus drumtechnischer Unkenntnis mitunter immer noch gemacht...
... oder warum hört man so selten Ruffs, Doubleflams oder Ghostnotes...
etc. etc.
Auf der anderen Seite werden aber auch bei reinen Programmierungen immer mehr Drummer als Berater oder als Drumspur-"Programmierer" hinzugezogen... eben um obige Fehler garnicht erst zu machen.
Viele Editierungsversuchungen, denen Produzenten, Bandleader, Studiofreaks erliegen haben letztendlich mindestens 3 Gründe:
1.) Der Sound! Kein Konsument duldet heute mehr Drumsounds die auch nur annähernd so mittig und matt klingen wie ein Drumset in vielen Fällen real eben klingt. Also wird oftmals MASSIV nachgeholfen. Akustik und Triggersound gemischt...
... aber auch bei vielen Produktionen immer mehr am E-drum eingespielt. So das Studiofreaks nur noch Midifiles hin- und herschieben bzw. je nach Song völlig frei ihren Wunsch Bassdrums-Sound anclicken oder ihre Traumsnare. Ihr wißt ja alle viel besser wie diese ganzen drumspezifischen Softwarepakete heißen. Manche "klauen" oder grabben von kommerziellen CD´s. Bassdrum sound von Band XY, Snare von ABC...
2.) Es gibt natürlich auch geradezu maschinell-exakt-super-tighte Drummer. Viele gehören aber nicht dazu. Ich übrigens auch nicht. Da sind Personen im Studio schnell versucht zu sagen "laß uns doch was vom Take vorher da hineinkopieren". Mancher wird sich an die massive Kritik von Gary Moore Ende der achtziger erinnern, als er Sinngemäß sagte, er habe keinen Bock mehr auf Drummer, da auch viele namhafte sooo untight seien. Dies sei ein Grund, warum er auf seinen CD´s verstärkt Drumcomputer einsetze. Oder Malmsteens Kritik an Drummer T... A..., der sei zu untight. Da finden sich auch bei anderen Bandleader unendlich viele, auch sehr (oder noch) arrogante(re) Beispiele!
3.) Zeit = Geld
Jede Studiominute kostet Geld und der Spruch "11 Freunde sollt ihr sein" der mal vor Jahrtausenden im Fußball herbeifabuliert wurde ist so antiquiert wie unrealistisch. Es gibt nur noch wenige Bands, wo man mit Herzlichkeit, Teamgeist und Verständnis zur Kenntnis nimmt, wenn die Aufnahmen für einen der Musiker unverhältnismäßig länger dauern (und dementsprechend unverhältnismäßig viel vom Aufnahmetat verschlingen) - sei es aufgrund der unglaublich schwierigen Aufgabe ein natürliches Drumset richtig gut ohne Tricks aufzunehmen - sei es aufgrund vieler Take-Versuche endlich eine super-tighte, fehlerfreie Aufnahme zu erhalten.
Aber das war jetzt alles fast schon zu wohlwollend formuliert:
Es gibt leider eine deutlich "finanzgeiler"-motivierte Fehlentwicklung die ich nur als pervertiert bezeichnen kann:
Will heißen, auch in den traditionell als "handgemacht" bezeichneten Musikrichtungen (Rock, Melodic Rock, Hardrock, Metal) schwingen sich immer mehr Personen auf, für Projekte oder sonstwas einen Advance von irgendeinem Label zu ergattern. Dann über handverlesene Musikanten das Ding mit "Leben zu füllen". Aber eben am Drummer zu sparen. Diesen also schon vorab zu "programmieren", weil dann vom Kuchen eben mehr übrig bleibt... oder durch weniger geteilt werden muß, hätte man im Wilden Westen nach Abzug des Pistolenrauchs schelmisch angemerkt.
Da wäre es frech, diese Produktionen zu nennen. Aber es gibt sie auch da, und ich gehe sogar noch weiter... manche Kritik, die wir früher nur Easy-Listing-Supermarkt-Gedödel oder dem Bodensatz der Tanzmusik-Szene unterstellten - (nämlich billig zusammengeklaubte Versatzstücke aus Computern, Samplern, Rhythmusmaschinen neu und fast willkürlich zusammenzufügen ohne sich um Musikalität oder gar Originalität zu scheren) ist längst auch bei einzelnen anderen, "handgemachten" Musikstilen erfolgreich adaptiert worden.
Slightly Off-Topic:
Wen ein Stück weit Gehörschulung interessiert:
Wer die Psycho Circus CD von Kiss (wie schon oft erwähnt, eine der tollsten Produktionen des letzten Jahrzehnts im Hardrock-Sektor) hört und sich gehörtechnisch etwas mit Microtime auskennt, oder vielleicht sogar mit dem Drumming von Peter Criss (der ja auf der CD als der alleine Drummer auftaucht) wird nur ein einziges! Stück entdecken, dass er wirklich getrommelt hat. Das ist sehr einfach hörbar.
Es ist wirklich nur eines! Das ist super-einfach auf der CD zu erkennen. (Welches Stück auf Anfrage). Und das obwohl schon massiv versucht wurde die Sounds dem "anderen" anzunähern bzw. zu bearbeiten.