Natürlich lernt man in jungen Jahren prinzipiell schneller... das ist auch gehirnphysiologisch schon lange nachgewiesen (Neuronenaktivität, Neuronengruppierung etc.)
ABER: im Erwachsenenalter sind die meisten Schüler bzw. Schülerinnen sehr viel straighter und nicht selten auch motivierter. Durch diese etwas "beständigere Lebenshaltung" und auch ein erwachseneres Zeitmanagement bzw. Übungspensum (welches natürlich großen Einfluß auf die Fortschritte am Instrument hat) können viele Vorteile die Kinder oder Jugendliche haben, ein Stück weit kompensiert werden.
Viele jüngere Schüler (besonders dann, wenn die Eltern viel größeres Interesse daran haben, dass ihr Nachwuchs ein Instrument lernt, als Sohn/Tochter selbst) neigen dazu, sich oftmals von vielen anderen Dingen des Lebens "ablenken" zu lassen. Ist ja auch völlig legitim: Fußball, Surfen, Tanzkurs, Disco, Halflife, am Roller basteln (je nach Altersstufe mit oder ohne Motor :-), Freund/ Freundin etc. etc.
Diejenigen, die in "gesetzterem" Alter anfangen ein Instrument zu lernen, haben im wahrsten Sinne des Wortes eine lange Geschichte hinter sich, die sich durch die lange Entbehrung nicht selten zu einem dauerhaften Motivationskick am Drumset kumuliert:
1.) Ich wollte schon als Kind Schlagzeug spielen, die Eltern sagten "NEIN"
2.) die Materiellen Bedingungen damals ließen es nicht zu!
3.) Dann kam die Berufsausbildung und ich mußte ins Ausland
etc. etc.
Meine Erfahrung ist, dass viele erwachsene Schüler tatsächlich noch viel Spaß am instrument haben können (dat´ is ja schon mal sehr wichtig) und wenn sie beständig üben auch je nach didaktischer Förderung und Stimmigkeit zwischen Lehrer und Schüler eine Menge Fortschritte erzielen können. Und wie bereits im Thread erwähnt sehr viel mehr erreichen als mancher Jungspund, der sich in der bunten Welt der Adoleszenz zu verlieren scheint.
Auch das mit der Tour halte ich garnicht prinzipiell für ausgeschlossen. Wir fallen auch hier im Forum immer wieder auf den Leistungsgedanken herein, dass nur wer drumtechnisch zu den besten zählt, touren darf. Ich halte das für eine gewagte These, die man auch ab und zu widerlegt hören und sehen kann...
Wichtig ist natürlich folgendes: die erste Priorität sollte immer haben, genau zu erörtern was man will und über welchen Weg der Wunsch erreichbar scheint. Wenn jemand mit 56 sagt "ich habe noch nie Klavier gespielt, möchte aber Konzertpianist werden der auf den großen Bühnen der Welt zuhause ist ", dann muß ein Lehrer so ehrlich sein zu sagen, dass dies ein sehr unrealistisches Ziel ist. Aber nicht dem Umkehrschluß anheim fallen: Denn nicht jedes hochgesteckte Ziel ist unerreichbar! Ich stelle immer wieder fest, dass einige Personen durch Eloquenz Dinge erreichen, die viele andere (Lehrer/Musiker etc.) ihnen vorher aberkannt haben bzw. nicht zugetraut hatten. Da muß man sehr vorsichtig sein.