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Wenn ich das hier lese, kommt mir das vor, wie aus einer anderen Welt. Ich mache jetzt schon wirklich lange Musik, verschiedenen Bands, immer eigenen Sachen und die Dinge von denen ihr hier erzählt, spielten niemals eine Rolle. Das ist so dermaßen realitätsfern.
Bei Covermucke oder wenn man mit eigenem Album im Geschäft ist, dann läuft das so, aber sonst...Wir bekommen fast nie Gage. Ich kenne auch keine Band die unseren Bekanntheitsgrad hat bei der das anders ist und da macht auch niemand nen Vertrag. Auch als ich mal ne Jazzkombo hatte, gab es für in diesem Fall bezahlte Gigs als Sessionopener keinen schriftlichen Vertrag. Das lief alles mündlich und rechtlich natürlich in der Grauzone.
Jetzt wollte ich einmal in meinem Leben DF völlig zustimmen... allein - es geht wieder nicht (ganz) 
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Wir bekommen fast nie Gage.
Das ist traurig, aber bevor sich einige bemüßigt fühlen zu denken (da macht DF was falsch) ist das ein Stück weit ehrliche und nüchterne Bestandsaufname. Wer sich nicht mit "ich spiele nur das was du und dein Publikum hören willst" (ala Cover oder Tanzmusik) präsentiert, bekommt in der regionalen Club-Szene seit jeher wenig Asche. Es sei denn er ist regionaler KULT mit nennenswertem Gefolge was dem Veranstalter viele hungrige und durstige Mäuler garantiert. Letzteres ist natürlich super-schwer zu erreichen.
Trotzdem gibt es viele Ausnahmen. Ich hatte früher mit Verträgen nie viel zu tun, trotzdem gab es sie manchmal (vielleicht bei 20 % der Gigs). Allerdings wurden sie eher von Veranstalterseite an uns herangetragen. In kommunalen Kulturzentren (dort wo in aller Regel öffentliche Mittel rechenschaftspflichtig verwaltet werden) war öfters ein Vertrag (oder ein formal wirkendes Formblatt) gegeben. Je stringenter die Behörde oder die kulturelle Wirkungsstätte (z.B: Gig im Knast) desto eher wird einem auch was vorgelegt.
Natürlich erlebt jede Band auch mal "Rip-offs". Die Frage ist nur ob generell ein Vertrag davor schützt. Bei allem Patriotismus... irgenwie ein zu dt. phänomen, dass viele Menschen denken der Tod per Vertrag abgesichert sei schöner???
Wem ein Vertrag die Sicherheit gibt (die er benötigt um sich wohlzufühlen) soll er natürlich einen machen. Da ist prinzipiell auch nichts dagegen einzuwenden und ist keinesfalls ironisch gemeint. Wir hatten früher in Bandprojekten aber Verträgen immer! zugestimmt, wenn sie Veranstalter wünschten. Manche Veranstalter wollten für sich sicher gehen, dass sie nicht Samstags abends öffnen das Publikum ist da - aber die Band nicht. Generell wollten wir unser Live-Spiel intensivieren und ganz ehrlich etwas den bescheidenen Bekanntheitsgrad ausbauen. Das heißt selbst, wenn ein Gig suboptimal lief und auch der Veranstalter(in) nicht meinem Schönheitsideal entsprach, waren wir froh nach einem Gig zu hören "ihr könnt mich in einem 1/2 Jahr anrufen, dann können wir wieder einen Gig planen".
Wir sind auch mehrfach auf die "Budget-Fresse" gefallen, wenn wir uns ohne Vertrag auf die mündlich zugesicherten Aussagen verlassen haben:
1.) unser Club ist Freitags immer gut besucht
2.) Natürlich stellen wir einen Mitarbeiter für die Kasse/den Einlaß ab
3.) Ihr bekommt keine Festgage sondern die Eintrittsgage (das lohnt sich aber für euch, da siehe Punkt eins... blablabla
Mehrfach war es vor Ort anders: also Punkt 1 und 2 nicht gegeben. Da hat man sich natürlich geärgert. Andererseits kann ein Vertrag zwar Mindestbedinungen garantieren, aber das Interesse an einer Band von Veranstalterseite immens REDUZIEREN. Wir haben es nicht selten erlebt, wenn wir die Gage festmachen wollten (nix Catering oder Hostessenservice sondern wirklich nur eine Minimal-Festgage per Minimal-Vertrag) dass manche Veranstalter sofort uninteressierter werden und potentielle Auftrittschancen gefährdet waren. Dann haben wir (weil wir eben gerne Live spielen wollten) natürlich ohne Vertrag (und ohne Festgage) gespielt. Das mag man verdammen... uns war aber seinerzeit das Live-Spiel wichtiger.
Jetzt kommt ein ganz übler Spruch, der sicher unschön an frühkapitalistische Arbeits-Sklaven-Selektion erinnert (ich kann es mir trotzdem nicht verkneifen, weil es real so ist):
Es gibt unzählige Bands da draussen, und die meisten Veranstalter haben völlig freie Auswahl. Ganz nüchtern betrachtet könn(t)en viele Veranstalter völlig ungehindert ohne Verträge und ohne Gagen agieren, da es immer wieder Bands gibt, die überhaupt froh sind mal auftreten zu können. Zur Not auch für umme.
Trotzdem (und hier kommt der deutliche Unterwschied zur sicherlich überspitzt gemeinten DF-Aussage): Mit geschicktem Agieren und viel Herzblut kann man neben vielen mies bezahlten Gigs auch mit 100%-selfmade Kompositionen (also ohne Cover Zugeständnis)manchmal auch etwas Asche einspielen. Aber das hängt meistens von viel Ausdauer, Herzblut, DIPLOMATIE!!!! und auch etwas Glück ab. Das sind dann seltene Sternstunden, wo sowas klappt. Ich kann mich gut erinnern, dass ich für Gig der uns für unsere Musik mal 800 DM Festgage brachte 30 !!! mal angerufen habe und 3 mal vor Ort war. Das war seinerzeit in meinem Studienort ohne allzuviel Zeitaufwand und ohne Anreisekosten möglich und für uns Mitte der zwanziger im Lebensalter immhin ein netter Betrag. Trotzdem bin ich Realist genug zu wissen, dass diesen Aufwand und diese Hartnäckigkeit nicht jeder Musiker betrieben hätte 
Noch ein banaler Hinweis: Bei Gagenverhandlungen clever agieren, aber sich vorher klar machen was man (oder die Band insgesamt) will. Dies ist nicht nur finanziell gemeint. Sondern sich klarmachen welche Zielsetzung die Band hat: eher live spielen oder eher Geld verdienen? Denn je selbstbewußter verhandelt wird oder nach Vertrag gerufen wird, desto eher kann dies bei manchen Veranstaltern zu einem geänderten Programm führen die eure Band nicht mehr listet. Will man also sehr gerne live spielen (ich vermute DF und viele andere) dann würde ich in Sachen Verträge oder Festgage-Summen eher die Bälle flach halten.
Das ist die Welt von der ich komme 
Da fällt mir ein... unser Band-Slogan war jahrelang:
"MELODIC ROCK FROM OUTER SPACE"
Also hat DF doch nicht ganz unrecht! 