Guten Abend,
eine Fragestellung, zu der man eine regalfüllende Buchreihe veröffentlichen könnte.
Zu den Variationen der Großen Trommel:
# 1 Immer ein Gewinner.
Wenn ich "Rosanna" spielen müsste und nur die Varianten 1 bis 6 zur Verfügung hätte, würde ich im Zweifel diese
wählen. Var. 6 wäre mein zweiter Favorit, der könnte aber komisch werden wenn irgendwer sonst in der Kapelle
den Shuffle für sich entdeckt hätte.
Bei allem, wo man unauffällig bleibend den Takt halten will, damit etwas anderes hervortreten kann, ist das Ding
das Mittel der Wahl.
# 2 Hektik
Durch die stetigen zwei Schläge mit der Großen entsteht eine gewisse Nervosität.
Der gemeine Punker nimmt das auch gerne mal in der Variation mit offenen Vierteln auf der Charley und einem Affentempo.
# 3 Pop
Ich mag den gerne, obwohl er eigentlich in lauter Musik selten vorkommt. Es hat so etwas Verbindendes, wenn die Zwei zur Drei geleitet
wird. Und ein bisschen Herzschlag ist darin auch versteckt.
# 4 Stadion-Rock
Für große Ereignisse, große Gesten, laute Akzente. I love it loud. Klar und deutlich.
# 5 Dampfhammer
Durch die beiden Achtel auf der Eins (für die Strengen: Eins und Einsund) beginnt der Takt hektisch, nimmt dann auf der Drei die Hektik
wieder heraus. Die Rocklast bleibt, ist aber weniger entspannt, sondern fordernder.
# 6 Prog-Pop
Durch die vielen Synkopen wird es ein bisschen unübersichtlich, eine Harmonie entsteht nicht wegen der vielen Brüche, eine Schwere
gelingt auch nicht wegen der Hektik, dennoch treibt es nicht wegen der ungleich verteilten Noten. Wenn die Musik gleichzeitig leicht und
kompliziert ist, dann kommt das schon mal vor.
Zu den Fill Ins auf der Vier:
# 1
Hier wird einerseits die Vier betont und die Eins des nächsten Takts eingeleitet, die Vier ist sozusagen der Warnhinweis.
# 2
Hier bleibt es bei dem Hinweis auf der Vier, eine echte Überleitung findet nicht statt.
# 3
Da bleibt alles im Fluss und es gibt einen kleinen Schwung.
# 4
Auch hier bleibt es im Fluss, wirkt aber fast schon bremsend.
Zu den Fill Ins auf der Drei und der Vier:
# 1
Irgendwie abgehackt. Keine Überleitung, eher eine Warnung, dass jetzt, was anderes kommt.
# 2
Auch hier wird unterbrochen, "break" bekommt eine Bedeutung. Auf die Eins wird dann aber doch noch übergeleitet.
# 3
Scheinbar im Fluss, dann aber doch Abbruch. Eine merkwürdige Sache. Auch hier würde ich die Bedeutung von "break"
verwirklicht sehen.
# 4
Die besoffene Einleitung auf die Eins. Wenn man schon einen Doppelten intus hat, sozusagen Überleitung mit Vorwarnung.
# 5
Ein langer Fluss, macht sich gerne gut mit Dynamik (leise-laut), dann wirkt es.
# 6
Der lahme Fluss, da wird der nächste Takt quasi eingezählt. Einerseits abgehackt, Warnung, aber auch den Fluss erhaltend.
Fazit
Alles geht, alles gibt es und manchmal sogar im gleichen Lied an der gleichen Stelle (z. B. Überleitung mal 1. Strophe-Refrain,
mal 2. Strophe-Refrain).
Wenn ich mir ansehe, was so manche Arrangeure für diverse Orchester so aus Klassikern von Pop und Rock machen, da darf
man sich durchaus fragen, was die sich dabei gedacht haben. Mir liegt hier "Rauch auf dem Gewässer" vor, da geht es schon in
der Introduktion (jeder kennt die Sechzehntel-Charley des Meisters) los, dass der Arrangeur Öffnungen auf den off beats reingepinselt
hat. Und schon wird aus Rock Tanzmusik. Nachher hat er das in den Strophen so gemacht, dass die Große auf 1, 3 und 4+ spielt (statt
auf 1, 3, 3+). Es kommt schon darauf an. Einfach mal ausprobieren und spüren, wie es wirkt, Will man Pogo tanzen, Samba, Wiener Walzer
oder doch lieber speien?
Grüße
Jürgen