Das wird jetzt gerade eine recht allgemeine Diskussion, die eventuell in diesem Thread nicht ganz angebracht ist.
Eventuell ist es sinnvoller, insbesondere, wenn der Threadstarter da lieber eine Trennung hätte, das woanders zu diskutieren.
Falls das aber ok ist, auch von mir ein kleiner Kommentar.
Prinzipiell kann ich den Einwand verstehen, dass so kleine Kinder vielleicht besser nicht ins digitale Rampenlicht gestellt werden sollten. Natürlich sollte wohl der Spaß im Vordergrund stehen und nicht die Vermarktung.
Auf der anderen Seite hatte ich zu meinen Musikschulzeiten auch regelmäßig Vorspiele und Konzerte. Mit meiner ersten Band haben wir auch versucht, so viele Gigs wie möglich zu spielen, um bekannter zu werden und noch mehr Gigs spielen zu können. Weil das Auftreten Spaß gemacht hat, aber auch um damit Geld zu verdienen.
Die Zeiten ändern sich, Vieles verlagert sich ins Internet. Das Prinzip ist aber ähnlich geblieben: Man möchte in die Öffentlichkeit, zeigen, was man kann, freut sich über Zuspruch/Applaus und ist Bezahlung gegenüber nicht abgeneigt. Als Musiker möchte man präsent sein und sich eine "Fanbase" aufbauen (als Berufsmusiker ist man oft daruaf angewiesen). Natürlich gibt es auch Musiker, die das nur für sich machen oder in reinen Proberaumbands spielen, ich gehe aber einfach mal davon aus, dass es zumindest dem Großteil so geht.
Die Frage ist natürlich, wann das anfängt / anfangen darf. Im analogen Zeitalter gab es da eigentlich keine Begrenzung. Wenn jemand Talent hatte, hat er als Kind auf Familien- und Dorffesten gespielt, durfte sich mal bei der auftretenden Partyband bei einem Lied ans Instrument setzen und so weiter. Sollte das in der digitalen Welt anders sein, nur weil die Reichweite größer ist? Keine Ahnung.
Was für mich aber immer schon Voraussetzung war, ist dass das Kind das im Wesentlichen aus eigenem Antrieb gemacht hat. Wobei das recht schwierig zu definieren ist. Ich hatte als Kind sicher auch einige Durchhänger und habe nicht geübt. Was sollten Eltern dann tun? Macht nichts, wenn du keine Lust hast, such dir eben ein anderes Hobby oder Lernen ist auch immer mal Arbeit, reiß dich zusammen und tu was dafür, du wirst dich darüber freuen, wenn du es durchziehst und was erreicht hast?
Ich tendiere zu Letzterem, aber wie bei Allem liegt die Wahrheit vermutlich irgedwo dazwischen und ist prinzipiell nicht einfach und pauschal erst recht nicht zu finden.
Zu dem vorgestelleten Video: Ich bin wirklich beeindruckt, das ist extrem gut. Soetwas erreicht man nicht mit Zwang von außen allein, dein Kleiner hat jede Menge Talent. Das ist wirklich toll. Und es ist super, wenn du das Talent förderst. Da du selbst kein Schlagzeuger bist (wenn ich das richtig verstanden habe), solltest du vielleicht darüber nachdenken, ihm einen guten Schlagzeuglehrer zu suchen, der Erfahrung im Umgang mit Kindern hat. Du wirst da sicher bald an deine Grenzen stoßen und seine Entwickling damit verlangsamen. Besonders, wenn es an besondere Spieltechniken geht.
Wie gesagt, würde ich meinen Sohn auch unterstützen, wenn er in irgendetwas ein solches Talent zeigt. Mir persönlich gefallen allerdings auch einige von deinen Formulierungen bzw. die Herangehensweise, die in meinem Verständnis dahinter steckt, nicht.
Es klingt, als hättest du die Karriere und den Lebensweg deines Sohnes schon vorgeplant und würdest jetzt mit ihm auf dieses Ziel, professioneller Schlagzeuger zu werden, hinarbeiten. Dafür ist es für mich persönlich noch viel zu früh. Meine Herangehensweise wäre, das Talent zu fördern, ihn bei dem tollen Hobby zu unterstützen und ihm damit für die Zukunft alle Möglichkeiten offen zu halten. Man käme ja auch nicht auf die Idee, einem mit Zahlen begabten Kind auf die Karriere als Matheprofessor vorzubereiten und sein Leben darauf auszurichten. Nur wenn man den Fokus auf etwas legt, kann man darin sehr gut werden. Wenn man es übertreibt, ist es am Ende aber sehr eindimensional. Damit ist man auf das richtige Leben dann auch nicht ideal vorbereitet.
Und am Ende noch die philosophische Frage: Ist eine Karriere als Profimusiker denn überhaupt erstrebenswert? Den Sprung zum Superstar schafft kaum einer, auch die meisten Wunderkinder nicht. Der Arbeitsalltag sieht dann eher so aus, dass man sein Einkommen durch Unterrichten, Touren mit regionalen Bands und Youtube-Videos bestreitet. Das möchte ich nicht schlecht reden, ganz sicher nicht, nur fragen, ob du diese Realität vor Augen hast, wenn du deinen Sohn in 20 Jahren siehst?
Das ist allerdings jetzt alles sehr persönlich und meine Einschätzung beruht nur auf den paar geschriebenen Zeilen von dir (und meinen Erfahrungen mit ähnlichen "Fällen"). Wie es tatsächlich bei euch aussieht, weiß natürlich keiner von uns. Deshalb: Nimm unsere "Kritik" bitte nicht persönlich, sondern vielleicht als Anlass, über den Werdegang und den Umgang damit nachzudenken. Wenn das Ergebnis dann ist, dass ihr auf einem guten Weg seid, ist doch alles bestens. Wenn du aber das Gefühl hast, dass ihr doch zu sehr lenkt und vorherbestimmt, dann ist es doch eine gute Gelegenheit, das Schlagzeugspielen wieder von Berufung auf bestes Hobby der Welt zu schieben. Von da hat er ja immernoch alle Möglichkeiten der Welt.