Ich kann auch nichts dafür, dass Spotify die Musik kaputt gemacht hat, aber eine Refinanzierung über exorbitante Kartenpreise mache ich jedenfalls nicht mit.
Die hohen Ticketpreise sind sicher auch dem deutlich gestiegenen Aufwand geschuldet. Insgesamt ist die Erwartungshaltung des Publikums auch eine ganz andere als "früher". Man möchte oft nicht nur die Musik dargeboten bekommen, sondern mit einer Show unterhalten werden. Und die sollte die letzte natürlich immer übertreffen. Beispiel vom Dorf: In den 80ern hat die Tanzband das gesamte Festzelt mit zwei 15/3ern von Zeck beschallt. Heutige Cover- und Partybands bringen große PA, Lichttechnik und oft sogar Pyro mit. Dadurch, dass man mobiler ist, mehr erleben kann, durch das Internet Zugriff auf Aufnahmen quasi aller Events hat (alles ist dauerhaft dokumentiert), wird immer mit dem höchsten Standard verglichen. "Die Leute" hätten es entsprechend gerne perfekt. Deshalb kann man es sich als Künstler kaum leisten, stimmlich abzuspecken.
Wir als Musiker (oder zumindest Trommler ;-)) sind da aber auch nur ein Teil der Zielgruppe. Für uns sind technische Hilfsmittel gerne mal direkt Betrug. Viele andere Konzertbesucher stellen sich die Fragen aber gar nicht, weil es einfach nicht wichtig ist. Es geht um das Gesamtergebnis. Meine Oma hat die Auftritte in der Volkstümlichen Hitparade auch nie hinterfragt, sondern einfach das Programm genossen. Niemanden stört, dass Schauspieler ihre Stunts nicht selbst machen und den meisten Kinobesuchern ist egal, wie viel vom Film vorm Greenscreen entstanden ist, solange das Ergebnis stimmt.
Sänger müssen sich entsprechend entscheiden, ob sie aufhören, Playback singen oder live, aber im Zweifel schlecht abliefern. Musikerpolizei außen vor ist da Playback sicher meist das kleinere Übel.
Ich persönlich habe allerdings kein Interesse an Livemusik vom Band. Egal wie viel Artistik, Pyro, Klamottenwechsel oder auch Nostalgie die Show beinhaltet.