Schön, oder?
Nach eingehender Prüfung und etlichen Spielstunden hier nun mal eine etwas ausführlichere Beschreibung des Geräts.
Nachdem mich das Material Gussmetall eigentlich nie so recht interessiert hat, muss ich mich nun wohl in die Reihe derer stellen, die darauf schwören.
Warum hab ich mir das Teil eigentlich gekauft? Nunja, ich bin großer Josh Freese und Nine Inch Nails Fan und nachdem ich mir die "Beside you in time"-Live DVD von denen besorgt habe (auf der der gute Josh spielt), ist mir aufgefallen, dass trotz der vielen Samples, die verwendet werden, der Originalsound dieser Trommel sehr angenehm sein könnte. Außerdem gefiel mir der Josh Freese Snaresound schon sehr lange (die "Art of Rebellion" von Suicidal Tendencies war eine meiner ersten CDs). Dann hab ich vor einiger Zeit die 14x5er version bei Musik Produktiv gehört und war sofort sehr angetan.
Was mir bei Snares fast am wichtigsten ist, ist die Ansprache und der Ghostnotesound. Manche Snares haben zwar einen tollen Kesselsound, wenn sich dieser jedoch erst recht spät entfaltet, verliert die Snare - auch wenn sie eine hervorragende Ansprache hat - einfach an Druck, wenn man sie sehr leise spielt. Ich mag einen abgegrenzten, knusprigen aber warmen Ghostnotesound und den liefert diese Bronzesnare in Perfektion.
Dafür stimme ich das Resofell sehr hoch und variiere die Gesamtstimmung dann über das Schlagfell. Für mich funktioniert das sehr gut und ich bekomme sowohl eine sehr gute Projektion als auch eine gute dynamische Bandbreite und natürlich eine klasse Ansprache.
Womit wir auch bei der Besonderheit dieser Snare (und möglicherweise aller Gussbronzesnares) sind: extreme Dynamik und gleichzeitig eine extrem warme und direkte Ansprache. dadurch klingen auch schnelle Backbeat/Ghostnote-Wechsel extrem definiert und schön.
Diese Snare klingt für eine Metallsnare eher trocken, hat aber sehr musikalisch klingende Obertöne. Das Klingeln vieler anderer Metallsnares ist dieser hier fremd. Dazu ist sie (subjektiv) sehr laut. Sie besitzt mittlere Frequenzen, die sich extrem gut durchsetzen ohne aber unangenehm zu klingen. Auch das ist eher ungewöhnlich, denn meistens sind es scharfe, hohe Frequenzen, die dafür sorgen, dass man eine Trommel als "laut" wahrnimmt.
Sehr erstaunlich ist auch, wie flexibel die Snare im Stimmbereich ist. In mittlerer Fellspannung klingt diese Trommel schon so extrem balladenmäßig tief, ist aber trotzdem noch sehr knusprig. Meine SQ2 Birkensnare (thin) klingt da schon ziemlich hoch und knackig. Das bedeutet insgesamt, dass diese Snare für mein Soundempfinden stärker gespannt werden muss, um einen "Alltagssound" zu bekommen. Womit ich beim nächsten Phänomen wäre: trotzder höheren Fellspannung fühlt sich das Ding noch sehr angenehm an. Ich mag so brettharte Spannungen überhaupt nicht, sondern finde ein Gefühl in der Snare gut, bei der Stick noch etwas "eintaucht".
Anders ausgedrückt: die Snare fängt erst bei höheren Fellspannungen an, so richtig aufzugehen, wobei sie vorher eben auch schon sehr tief und fett klingt, jedoch ist das nicht so mein Sound allgemein. In den zwei Videoschnipseln ist die Trommel also schon recht hoch gespannt. Ich habe die Snare im Wesentlichen so gelassen, allerdings klingt sie mit dem nachträglich aufgezogenen Evans Power Center Reverse Dot noch etwas knackiger. Jedenfalls macht sie erst extrem spät zu, d.h. selbst bei wirklich knalligen Fellspannungen entwickelt sie noch Ton und Druck, klingt breit und sensibel.
Fett, aber nicht schwammig, laut, aber nicht unangenehm. Mit dieser Beschreibung liegt man bei dieser Snare sicherlich nicht daneben.
Ein paar Gedanken zur Kesselkonstruktion: ich habe ja geschrieben, dass mich die Snare in ihrer Art sehr an eine Mischung aus einer Pork Pie Acryl 14x6 und meiner ersten Brady Jarrah Ply 14x5,5 erinnert. Dieser Eindruck hat sich noch verstärkt und ich meine auch zu wissen, woran das liegt. Alle drei Kessel sind sehr hart und steif - und schwer! Das Verhältnis von Wandstärke zur Festigkeit des Kessels ist sehr gut. Wir haben da also sehr dünne Kessel, die viel "Hubraum" im Kessel lassen und andererseits eben eine große Stabilität, die dafür sorgt, dass möglichst viel Energie über die Felle zum Ohr transportiert wird. Wer mal ein Brady- oder Acrylset (oder auch ein Carbonset) spielen konnte, wird vielleicht wissen, was ich meine.
Während ich so eine Charakteristik bei Toms und Bassdrums nicht so mag (es fehlt teilweise die Wärme), klingt das bei Snares sehr geil, wie ich finde! Trotzdem soll das nicht heissen, dass diese Materialein alle gleich klingen, aber sie haben den knalligen Attack und die starke Projektion gemeinsam.
Jedenfalls bin ich mit der Snare sehr glücklich und brenne darauf, die demnächst endlich aufzunehmen.
beste Grüße
max