Hallo,
mir ist jetzt ganz ernsthaft noch jemand eingefallen, der ausschließlich vom Musikmachen (Spielen) lebt. Ich möchte da aber nichts dazu sagen, außer das es in Anbetracht dessen Ausbildung und Können sowie der Arbeitsbedingungen (oft unterwegs) so wenig ist, dass niemand, der ernsthaftes Interesse am Geld verdienen hat, diesen Weg gehen würde.
Das gilt auch für die Karriere als Orchestermusiker: dort ist man zwar angestellt und hat einen Tarifvertrag, nur können wir die Schlagwerker in diesem Bereich leicht zählen. Wer dort hin kommt, hat ausgesorgt, der Rest befindet sich allerdings auf der Strecke und die große Mehrheit davon eben ewig.
Und im Unterhaltungssektor (Pop, Jazz etc.) ist es auch nicht besser.
Mir ist von mindestens einem nicht ganz unbekannten Musiker (dessen Name und Herkunft ich hier ebenfalls bewusst verschweige) bekannt, dass er insolvent (pleite) ist bzw. zum Zeitpunkt meiner Information war. Wenn man sieht, wie oft seine Kapelle auftritt, will man das gar nicht glauben. Es handelt sich um eine regional bekannte Kapelle, die früher auch schon mal deutschlandweit bekannt war.
Von deutschlandweit bekannten Musikern ist mir bekannt, dass es da ebenfalls eine praktisch komplette Kapelle von Pleitegeiern gibt, die relativ bekannt sind und bei denen man es aufgrund Endorsements, Auftritten und teilweise auch Kompostionen und Texten für den Laien auch nicht nachvollziehbar ist, warum die nicht im Geld schwimmen.
Insgesamt sind die 600 Euro als Durchschnitt durchaus realistisch. Wer gut organisiert, flexibel und gesund ist, kann vielleicht von Musik leben, die meisten können es nicht und vielleicht auch deshalb gibt es zahlreiche Semiprofis und noch viel mehr Hobbymusiker, die manchmal ein wahnsinnig tolles Equipment besitzen, was kaum ein Profi auf die Bühne tragen würde.
Entweder man wählt den Berufsweg, weil man nichts anderes kann und die Musik unbedingt trotz aller Kompromisse machen will, oder man lernt etwas "Anständiges", bleibt beschissener Musiker und freut sich über geiles Equipment, das zwar bezahlt werden muss, jedoch einem dann auch gehört.
Der Hobbymusikant kann zu jedem Angebot "nein, danke" sagen, der Berufsmusiker kann das nur, wenn er sehr gut aufgestellt ist. Und das sind die Wenigsten.
Wer gerne pädagogisch arbeitet, kann wenigstens über zahlreiche Musikschulen oder auch selbständig sein Brot erwerben, Reichtum oder gar Berühmtheit ist dann aber auch eher unwahrscheinlich.
Als Musiker sollte man sich daher einen guten Humor bewahren und nicht wegen jedem Scheiß aufregen.
Ansonsten sollte man sich einen guten Arbeitgeber suchen, der nichts dagegen hat, dass man hier nutzlos herumpöbelt.
Und:
was der Themenstarter wissen will (Karriere als Schlagzeuger bei Dream Theater, bei James Last oder Bundeswehr Big Band, Lehrer bei der VHS, Tanzmusiker in Süddeutschland, Komponist von Popsongs, Arrangeur von Big-Band-Werken, Erster Violonist bei den Berliner Philharmonikern oder einfach nur Sänger bei DSDS), das wissen wir nicht und deshalb ist die Frage nach dem Warum für eine ernsthafte Antwort viel hilfreicher als das Ausbreiten von Einzelgagen, bei denen man eben gerade nicht weiß, was am Ende (nicht des Tages, sondern) des Monats tatsächlich übrig geblieben ist. Das darf auch mal gesagt werden, hier herrscht ja hoffentlich noch Meinungsfreiheit, auch wenn manche sich besonders ernsthaft und wahrhaftig fühlenden Pharisäer etwas anderes wünschen würden.
Grüße
Jürgen
PS
Wem meine Beiträge nicht passen, der muss sie nicht lesen und wenn es gar nicht mehr geht, der nächste Frust-Fred kann geschrieben werden.
PPS
Und wem die Qualität meines ad hoc-Humors nicht ausreichend ist, der kann mich gerne dafür bezahlen, dass ich das professionell betreibe, dann veröffentliche ich nur noch gute Sachen, versprochen.