getesten mit verschiedenen personen... ist schwieriger das mikrofoniert einzufangen...
Hallo,
das geht mir genauso.
Sehe ich die Speise, dann weiß ich, wie sie schmeckt, sehe ich sie nicht, schmecke ich nichts.
Ich habe zwei baugleiche Trommeln, die sich lediglich im Kessel unterscheiden, der eine Holz, der andere Metall und die Gratung, damit wir die Kurve zum Thema bekommen, ist natürlich folglich auch etwas unterschiedlich, das Metall ist ja gebogen und daher nicht so scharf.
Bei einem Demo mit drei Liedern wurden diese beiden Trommeln eingesetzt. Gut, dass ich weiß, welche Trommel bei welchem Lied eingesetzt wurde. Anhand der Aufnahme erkenne ich nämlich so viel wie sonst hier: nichts.
Ein Mitglied, ich meine, er hieß Ipo, hat mal sein Holz- und sein Plastiktom gespielt, da durften alle raten. Ich habe nur gehört, dass da Emperors oben drauf waren. Sonst klangen die Scheiß-Dinger gleich und ich habe noch gehört, dass es Toms waren, vielleicht noch ungefähr, wie groß und ganz vielleicht noch, wie ungefähr gestimmt, aber da wird es schon nicht beweisbar und sonst: nichts.
Dann gibt es ja auch noch den lustigen Mystery-Cymbal-Fred, wo auch ein paar Kleine Trommeln sich eingeschlichen haben. Da habe ich noch nicht mal meine Lieblingstrommeln erkannt. Holzarten, Gratungen, Größen, kaum etwas war zweifelsfrei zu erkennen.
Sogar B20 und B8 können die meisten hier bei Becken nicht unterscheiden.
Ja, im Laden kann ich das auch, aber hier, im Blindtest: eine Katastrophe.
Lustigerweise sind diese Hörfreds so spärlich besucht, dass man meinen könnte, hier gäbe es nur ein Dutzend Mitglieder.
Wenn es dann um Gratungen, Hölzer und am besten noch darum, ob schwarzer Lack dunkler klingt als weißer und ob die Zierkirschen-Snare vom Custom-Schmidt fruchtiger klingt als die Schwarzkirschenschnarre von Müllers Custom, dann tauchen plötzlich hundert Experten auf, die Stein, Bein, Mutters Bart und Papas Brüste schwören, dass es da ganz klare und erhebliche Unterschiede gibt.
Ein Tama Bubinga werden hier 90 Prozent der Herrschaften im Blindtest nicht von einem Tama Maple (jeweils Starclassic zu gleichen Bedingungen) unterscheiden können. Und da bin ich bei der Zahl noch äußerst vorsichtig.
Hören und Schmecken wird extremst vom Sehen und vom Hörensagen beeinflusst.
Kaum hat die Werbeindustrie eine neue Sau durchs Dorf getrieben, schon hören zuvor Taube plötzlich Subbasstiefen jenseits der 20 Hertzilein und dort, wo zuvor dank jahrelangen Ohrstöpselverweigerung die 17k den Limes darstellten, sind plötzlich die kristallklaren Höhen im 18,5 k-Band zu hören.
Glaube versetzt Berge.
Man kann Vieles hören. Wenn ich mich konzentriere, dann kann ich sogar Herrn Scheel hören, wie er "Hoch auf dem gelben Wagen" singt. Das Erstaunliche: dass ich dies tatsächlich höre, ist unmöglich. Mein Hirn kann die Erinnerung jedoch reproduzieren. Wahnsinn!
Wenn ich mich in ein komplett weißes Zimmer setze und nach der Temperatur gefragt werde und das Gleiche mit einem komplett roten Zimmer passiert, dann werde ich einen Temperaturunterschied feststellen, den kein Thermometer der Welt nachvollziehen kann.
Setzt man einem normalen Menschen eine feine Bratwurst vor, dann wird er, wenn außer dem Koch niemand eingeweiht ist, einen wunderbaren Schweinefleischgeschmack erkennen und die Sau loben. Die Sau war natürlich aus Tofu.
Der am natürlich fruchtig schmeckende Joghurt ist nicht etwa der, wo tatsächlich Früchte drin sind, sondern derjenige, wo Fruchtaroma drin ist.
Es gibt Köche und Weinverkoster, die merken, wenn man sie veräppelt. Aber selbst die haben es nicht leicht. Der gemeine Laie ist chancenlos der Werbeindustrie ausgesetzt.
Es soll ja selbst heute noch Leute geben, die meinen, in alten Fernostprodukten ein rötlich-braunes Sperrholz zu finden, dass Mahagoni ist und besonders dunkel klingt.
Schon unsere aktuelle Stimmungslage kann die Wahrnehmung erheblich beeinträchtigen. Bin ich gut drauf, klingt die Trommel toll, bin ich schlecht drauf, klingt sie scheiße. Derselbe Eimer am selben Ort mit der selben Stimmung. Und der unbedarfte Dritte hört auf der Aufnahme keine Unterschied.
Grüße
Jürgen
PS
Ich bin überzeugt davon, dass man Unterschiede theoretisch hören kann. Ich bin nur noch vielmehr davon überzeugt, dass wir in der Praxis fast nie die Möglichkeit haben, tatsächlich vergleichsweise hören zu können, ohne nicht von irgendwelchen Dingen beeinflusst zu sein.