Hallo,
während ein Endorser naturgemäß nicht schlecht über die endorsten Produkte reden wird, wird dies ein Arbeitnehmer noch viel weniger. Während Ersterer sein Endorsement verlieren könnte, könnte Letzterer seinen Arbeitsplatz verlieren. Daher finde ich den Ansatz, nicht bei Endorsements stehen zu bleiben, konsequent. Alles andere wäre ja nur eine partielle Transparenz.
Bei freier Mitarbeit oder anderen Formen der Dienstleistung fällt die Abgrenzung wesentlich schwerer.
Am Beispiel des Anwalts: wenn dieser vor zehn Jahren mal einen Hersteller von Musikinstrumenten in einer Sache vertreten hat, ist das eine Sache, wenn ein anderer Anwalt allerdings praktisch jeden Monat mehrere Fälle eines anderen Herstellers bearbeitet und diese Tätigkeit auch noch einen erheblichen Teil der Gesamttätigkeit darstellt, dann sieht das schon wieder ganz anders aus. Tatsächlich dürfte ein solcher Fall in diesem Forum allerdings weniger wahrscheinlich vorliegen.
Viel häufiger dürften andere Beziehungen sein, die irgendwo in einer Grauzone liegen. Der Klassiker sind natürlich solche freien Mitarbeiter, welche eher formal frei sind, jedoch wirtschaftlich oder in anderer Weise faktisch dennoch eher an ein bestimmtes Unternehmen gebunden sind wie etwa bei Rundfunkanstalten. Sicherlich gibt es solche Verhältnisse auch in der Musik(instrumente)industrie.
Grüße
Jürgen
Edith fügt an: es geht doch nicht darum, ob tatsächlich konkret nachweisbar eine Beeinflussung stattfindet oder nicht, sondern um das, was man unter "Befangenheit" versteht: diese liegt objektiv anhand gewisser geschäftlicher Verbindungen vor, egal ob der Befangene trotz der Bindung neutral ist oder wegen der Bindung nur noch gefärbt handelt. Gerade die Benennung von Befangenheit macht doch den Leser erst mündig und er kann nun selbst entscheiden, ob er die Aussagen eines Befangenen dennoch für glaubwürdig hält oder eben nicht.
Beispiel: wenn ich zum Händler T. gehe und mich nach der Marke M. erkundige, dann kann es sein, dass dieser mir von dieser Marke abrät oder zurät. Wenn ich weiß, dass M. eine Marke von T. ist, kann ich dessen Glaubwürdigkeit besser beurteilen, als wenn ich das nicht weiß.