Hallo,
Zitat
Ist es menschen wuerdig in Harz 4 schlangen zu stehen und den staat fuer gelt betteln zu meussen zu ueberleben, weil man ihn viele faille nicht arbeiten darf wegen bloed arsch bureaucracy….
Wer darf denn aufgrund der Bürokratie nicht arbeiten? Die große Mehrheit der Antragsteller hat keine Möglichkeit zu arbeiten, weil die Scheiß-Arbeitgeber lieber in China anfertigen lassen. Und im Falle der Hardware-Fertigung bei Sonor liegt das daran, dass die Hardware hier so teuer wäre, dass sie praktisch niemand mehr kaufen würde. Deshalb wird dann ein Galvaniseur arbeitslos. Und der findet hier keine Arbeit mehr, weil es hier kaum noch Galvanisierungsbetriebe gibt, weil das Galvanisieren in China so viel billiger ist.
Aus dem gleichen Grund gibt es hier praktisch keine Stahlrohre mehr. In meinem Fahrrad könnte noch Mannesmann sein, in anderen British Steel. Heute kommen die Rohre viel häufiger aus China und der Stahlarbeiter ist arbeitslos. Und was soll er tun? Sich als Trommelbauer bewerben? Haha.
Wenn die Kosten für den Verkehr für den Endverbraucher zu hoch sind: wer soll denn diese Kosten übernehmen? Der Staat? Dann müsste man die Steuern erhöhen?
Zu viel Bürokratie? Nein! Zu wenig.
In der Verwaltung arbeiten viele Menschen. Durch die ständigen Privatisierungen verlieren ein Teil davon ihren Arbeitsplatz komplett und andere müssen dann für weniger Geld mehr arbeiten. Es gibt inzwischen Menschen, die im Jobcenter (so nennt sich hier die Arge aus Kommune und Bundesanstalt für Arbeit) arbeiten, das sogenannte Hartz IV auszahlen und gleichzeitig Empfänger von Hartz IV sind, weil sie alleinverdienend Kinder haben und nicht ausreichend verdienen, um die Familie ausreichend versorgen zu können. Menschenwürdig?
Das Jobcenter ist privatrechtlich organisiert und so sind dann teilweise die Tarife. Die wenigen Beamten sind noch relativ gut versorgt, ähnlich noch die Angestellten im öffentlichen Dienst, wobei es da schon insbesondere rentenmäßig interessanter wird. Die A-Karte haben dann die ganzen befristeten Zeitarbeitnehmer. Das gab es zu Zeiten von mehr Bürokratie (=mehr Beamte und ansonsten nur Angestellte im öffentlichen Dienst) nicht.
Gerichte:
warum dauern die Verfahren so lange?
Genau. Budgetierung, Stellenbesetzungssperre. Alles dank Bürokratieabbau.
Paketdienste:
Post privatisiert. Super. Der DHL-Lieferant verdient seitdem komischerweise deutlich weniger als der Postbeamte von früher. Letztere haben heute sogar eine Rente, von der sie gut leben können. Davon träumt der normale Arbeitehmer von heute.
Hermes: da bringt der Lieferant noch sein eigenes Auto mit, damit er arbeiten darf. Ist das Bürokratie? Nein, das ist unbürokratische Privatwirtschaft. Menschenwürdig?
Private Krankenversicherung:
Warum setzt sie sich nicht durch? Weil sie zu teuer ist. Das leisten sich ein paar Reiche und ein Haufen von Milchmädchenrechnern.
Viele Selbständige, die rechnen können, sind freiwillig (!) in der gesetzlichen (bürokratischen) Krankenversicherung. Bürokratie teurer? Nein, billiger.
Arbeitsamt: nun "Agentur für Arbeit"
Der Bittsteller wird nun "Kunde" genannt. Menschenwürdig? Nein, Zynismus. Seit: Entbürokratisierung.
Energielieferant: früher staatlich, heute auch privat
Man möge mal versuchen, bei dem einen oder anderen Privaten jemanden per Telefon zu erreichen. Viel Spaß!
Immerhin haben wir die Todesstrafe abgeschafft. Nicht in Hessen, aber in der Bundesrepublik.
Und peinliche Verhöre sind bei uns wohl noch nicht ganz so häufig und vor allem intensiv wie in den freien USA oder dem aufstrebenden China.
Ein bisschen was für die Menschenwürde haben wir getan. Mit der Amerikanisierung unser Wirtschaft und der damit einhergehenden Privatisierung sowie der Globalisierung mit Auslagerung nach Fernost schaffen wir sie partiell ab.
Grüße,
Jürgen