Hallo,
ich finde schon, dass wir weit mehr Überwachungsstaat sind, als uns das klar ist.
Dass man bei den Kommunikationsdaten keine Inhalte speichert, liegt daran, dass das (noch) zu teuer erscheint. Aber das wird kommen.
Alleine anhand der Verbindungsdaten kann man mehr ersehen, als einem im konkreten Einzelfall lieb sein mag. Wer an einem Autounfall beteiligt ist und behauptet, unschuldig zu sein, wird sich freuen, wenn die Staatsanwaltschaft feststellt, dass er just zu dem Zeitpunkt des Unfalls das Mobiltelefon im Auto in Betrieb war und mit dem Anschluss von der Freundin verbunden war.
Dank der Überwachungskamera der Bank an der Kreuzung, wo der Unfall passierte, wird dann festgestellt, dass der Fahrer auch nicht angeschnallt war und entgegen seiner Aussage nicht alleine im Fahrzeug saß. Die auf dem Bild zu sehende Zeugin war nach dem Bild gerade dabei irgendetwas im Fußraum des Fahrers zu suchen.
Das gibt ein Hallo zuhause!
Was das mit Terrorismusbekämpfung zu tun hat?
Nichts.
Ein Profitäter wird am Telefon nichts zu besprechen haben. Da trifft man sich irgendwo in der Pampa weit weg von Kameras.
Und zwei Selbsmordattentäter, die im Nachhinein ein halbes Jahr lang miteinander fleißig telefoniert haben, werden posthum kaum von der Tat abzubringen sein. Über die Jungs vom 11. September haben die Behörden dank Daten sicherlich auch viel ermittelt. Geholfen hat das Niemandem. Deren mutmaßlicher Chef ist auch noch auf freiem Fuß und schickt ab und an mal ein Video. Komisch, wo die doch in den USA gar keinen gescheiten Datenschutz haben und somit doch ganz tolle Mittel gegen Terrorismus haben müssten.
Im Übrigen: wer mich anruft und eine Straftat begangen hat, kann damit rechnen, dass vermutet wird, dass er darüber mit mir gesprochen hat, auch wenn er mir nur eine Triangel verkaufen wollte oder sich verwählt hat.
Wer meint, keine Straftaten zu begehen, sollte sich mal überlegen, ob die Wohnungsrenovierung durch den fleißigen Polen, die letzte Steuererklärung, die letzte Fahrt mit dem PKW, die freundlichen Worte gegenüber dem Deppen von neulich oder die lustigen Videos, die man ins Netz gestellt hat, wirklich so sauber waren - nicht nach der eigenen Moral, nein, nach den vielen Paragraphen des Strafrechts.
Aber schlimmer als der Staat ist die Wirtschaft. Wer Kundenkarten besitzt, ist datenmäßig prima verkauft.
Und wer nix zu verbergen hat, der kann sich seine vier Wände ja aus Glas bauen lassen und per Webcam alles ins Netz stellen. Das spart dem Staat und der Wirtschaft viel Geld.
Grüße,
Jürgen