Jetzt müsste man mal verschiedene Tiere dressieren und denen beibringen zu zeigen was sie hören und welche Tiere dann einen ähnlichen "Defekt" im Ohr haben.
Lustig, dass man mechanisch einen Ton hört, den es nicht gibt. Es gibt doch bestimmt auch Beispiele, wo das Gehirn für sowas verantwortlich ist, oder? Also das man mechanisch nur 2 töne feststellt, das Gehirn aber weiteres dazudenkt...
Diese Verzerrungen treten bei sehr vielen Säugetieren auf, wenn nicht allen. Einzelne Übertragungsfunktionen wurden an den Organen vermessen. Und soweit ich das verstanden habe lässt sich der Differenzton mit einem Messmikro im Ohrkanal nachweisen.
Das Gehirn denkt immer. Es sucht immer einen Sinn in dem Gehörten. Wenn ein Ton von einer Gitarre kommt dann nimmt man ja nicht die Teiltöne selbst wahr. Ich denke nicht "oh, da sind viel 220 Hz, einige 440 Hz, etwas 660 Hz, fast keine 880 Hz, bisschen 1000 Hz..." sondern man hört den Ton a und dass es von einer Gitarre kommt.
Und es gibt ein Beispiel wie du meinst: ein breitbandigen Rauschens welches aus sehr vielen Sinus-Tönen gemischt wird. Man nehme 1000 Sinen mit 1 Hz Abstand von 1 bis 1000 Hz. Hört sich an wie ein Rauschen. Lässt man drei Stück weg und zwar die bei 300, 600 und 900 Hz, nimmt man einen 300Hz-Ton wahr.
Das Ohr ist als absolute Referenz oder Bezug nicht unbedingt die geeignete/verlässliche Wahl?
Ja, das wäre eine logische Folgerung die ich nahelegen würde. Im Bezug auf das Audio-Mythen-Thema: Wenn z.B. zwei Verstärker einen flachen Frequenzgang haben und die Verzerrungen (THD, IMD, Diffton) unter -80dB sind, wieso sollte ich dann Unterschiede hören?
Ich kann aber auch den Umkehrschluss sehen: zwei Lautsprecher haben einen sehr ähnlichen Frequenzgang, hören sich aber unterschiedlich an. Wo sehe ich diese Unterschiede? Eben z.B. bei den Verzerrungen. (Bei Lautsprechern natürlich auch im Ein- und Ausschwingvorgang.)
Verstehe ich das mit dem Differenzton übrigens so richtig, dass die Überlagerung der beiden Schwingungen zu verschiedenen Auslöschungen und Maxima führen, so dass deren Einhüllende quasi wie eine dritte Schwingung von unserem Ohr wahrgenommen wird?
Nein, die Einhüllende ist es nicht die man hört. Es ist eine nichtlineare Verzerrung wie sie in den meisten Resonanzsystemen entsteht. Wichtig ist zu erkennen, wo diese Verzerrung statt findet. Nämlich im Ohr, also sie ist tatsächlich da, keine Erfindung oder Fehlinterpretation des Gehirns. Was du meinst gibt es aber auch, dass man bei bestimmten Konstellationen die Einhüllende wahrnimmt und weniger die Teiltöne.