Vorne weg, ich bin kein Vertreter der Blastfraktion. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich solches Zeug spielen könnte. Meine Übungsprioritäten liegen aber anders. Es gibt noch genug zu lernen und blasten steht unten auf der Liste. Ich habe den Thread aufmerksam gelesen und mir meine Gedanken über diese Diskussion gemacht. Die da wären:
Ich finde es erst einmal bedenklich, wenn der Threadstarter behauptet, dass Musik die Blastbeats beinhaltet, keine Musik ist. Natürlich ist der musikalische Ausdruck einer Metalband nicht zu Vergleichen mit dem eines John Coltrane Quartets. Nimmt man diesen etwas Überspitzten Vergleich als Gradmesser für "künstlerisch wertvolle" Musik, dürfte man wichtige musikalisch Entwicklungen nicht als solche anerkennen. Wenn man eine solche "elitäre" Sicht auf die Musik anwendet, müsste man Punk ebenfalls als Nichtmusik bezeichnen. Wenn Nichtmusiker zu Instrumenten greifen und sich aufgrund ihres Nichtbeherrschens dieser Instrumente auf ein Minimum an musikalischem Ausdruck beschränken, kann man das dann als Musik bezeichnen? Genügen drei Akkorde und ein monotoner Drumbeat für das Prädikat, musikalisch? Darf man Sonic Youths Musik Musik nennen, auch wenn sie ihre Gitarren nicht in den gängigen Tonlagen stimmen? Kann man von Musik reden, wenn ein Rapper und ein DJ zusammen auftreten? Ist es Musik, wenn die Einstürzenden Neubauten mittels Baumaschinen und Schrott Krach erzeugen?
Im Grunde bedeutet jede Klangerzeugung, durch welche Mittel auch immer dies geschieht, Musik. Und die Musikwelt wäre ohne dieses Ausloten der Grenzen um einiges ärmer.
Im Grunde kann es mir doch egal sein, wer warum Blastbeats spielt. Ob das sinnvoll ist oder nicht, hat jeder für sich zu entscheiden, ich reg mich nicht darüber auf.
Ich vertrete die Meinung, dass Musik von den Pausen lebt. Die Töne brauchen Platz zum Schwingen, Raum zum atmen. Durch dieses stop and go entsteht ein Groove. Bei Blastbeats wird dieser Raum zubetoniert. Darum ist diese Ausdrucksweise für mich nicht sehr interessant. Mich sprechen die Moshparts zwischen den Blastbeats mehr an.
Ich finde es teilweise etwas erstaunlich, wie in der Hörzone Sachen dermassen verrissen werden, weil es sich beim präsentierten um einen Blastbeat handelt. Mir kommt es vor, als ob die Timingtoleranzgrenze der Kritiker bei Blastbeats tiefer ist. Wenn Charlie Watts oder Mitch Mitchell ihre Fill-ins absolut in den Sand setzen, wird dies als kreatives Improvisieren bezeichnet. Natürlich haben sich die Hörgewohnheiten verändert und natürlich sind die beiden vorher genannten Herren zwei Kultschlagzeuger. Trotzdem, wenn man Jojo Mayers Zitat von oben als Referenz nimmt, muss man sich eingestehen, dass das Blasten eines der letzten grossen Erneuerungen im Schlagzeugspiel darstellt.
Vielleicht können wir uns auf folgende Band einigen. Da ist bestimmt für jeden was dabei.
http://de.youtube.com/watch?v=yZEGqekbAzw
Der die Friedenspfeife raucht.
blenderhead