Nun gut, da mir ja Ignoranz vorgeworfen wird, will ich den Vorwurf mal nicht auf mir sitzen lassen und habe mir mal sowohl “Gender-Jazz-Aufruf“ und „Jazzstudie2016“ mal etwas genauer angesehen:
Ich nehme das Ergebnis vorweg: dieses „Frauen im Jazz-Pamphlet“ ist der absolute Schwachsinn, ein Musterbeispiel, wie mit Unwahrheiten und Halbwahrheiten - Hand-in-Hand einhergehend mit dem üblichen Mainstream-Gender-Unsinn -fortwährend Märchenstunden aufgetischt werden, die einfach politisch gewollt sind, mit Vernunft oder Logik und Wissenschaft nicht das Geringste zu tun haben.
Wird ein längerer Text: denen, die durchhalten, kann ich aber auch Lustiges und viel Absurdes versprechen. Okay, aber ganz langsam immer der Reihe nach.
I. „Gender-Jazz-Pamphlet“
Okay, was ist Ausgangspunkt des Threads:
Nun, die Damen und Herren „Jazzmusiker*Innen, die diesen Aufruf unterschrieben haben, wollen entdeckt haben, dass die „Jazzstudie 2016“ zu dem Ergebnis gekommen sei, dass von allen Jazzmusikern 80 % Männer sind, aber nur 20 % Frauen. Der Jazzbereich sei daher - neben vielen anderen - ein weiterer Fall der „Chancenungleichheit“ und der „Diskriminierung“, es gäbe – wie überall – auch im Jazz „strukturell Barrieren, die der Chancengleichheit entgegenstehen“, diese müssten unbedingt abgebaut werden durch eine „Quoteregelung“ und entsprechende umfangreiche Förderprogramme.
Soweit der Kurz-Inhalt des Pamphlets. Bevor wir das Pamphlet bewerten, macht es sicherlich Sinn, sich zunächst einmal die Studie selbst anzusehen.
II. „Jazzstudie2016“
1. Allgemeines
Die Studie ist relativ einfach und knapp wiedergegeben:
Es wurde im Jahre 2015 für 4 Wochen ein Online-Fragebogen ins Netz gestellt, den rund 1800 Menschen beantworteten, die sich selbst als Jazzmusiker bezeichnen. Zudem wurden noch ca. 10 Telefoninterviews gemacht.
Insgesamt kam man zu folgenden Ergebnissen: In Deutschland gibt es rund 4.500 Jazzmusiker (die Zahl stammt von der Künstlersozialkasse), die finanzielle Situation von Jazzmusiker sei „prekär“, 68 % verdienen im Schnitt nicht mehr als 12.500 € im Jahr, fast alle haben über die KSK eine Krankenversicherung, aber so gut wie jedem droht Altersarmut. Im übrigen sei die Geschlechter-Verteilung im Jazzbereich 80 % der Männer und 20 % Frauen, gleichzeitig wird aber ausdrücklich festgestellt, dass sich keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass weibliche Jazzmusiker finanziell nachteilig im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen behandelt werden, weder was einzelne Gagen angeht, noch was die Jahresverdienste betrifft.
Alles eigentlich kein rechte aufsehenerregende Ergebnisse, wenn man mal von der sensationellen Erkenntnis absieht, dass es unter Jazzmusikern offensichtlich keine weiblichen Tuba-Bläser gibt, sodass man sich schon fragt, warum dafür Geld ausgegeben wurde. Naja, seis drum.
2. Verhältnis Männer Frauen 80/20 – Wirklich ?
Interessant wird es aber, wenn man sich im Zusammenhang mit diesem Gender-Pamphlet die Studie im Hinblick auf diese Kernaussage etwas genauer ansieht:
Die 80/20-Aussage findet sich auf dem ersten Schaubild der Studie in den größten Lettern, es gibt keine Aussage in dem Gutachten, welches Größer und fetter geschrieben ist.
Hm. Sollte man meinen, dann bin ich mal gespannt, was denn da nun kommt:
Und was muss man feststellen ? So gut wie nichts ! Die Studie umfasst 84 Seiten, in lediglich 3 (!!!) Zeilen wird diese 80/20-Behauptung mehr oder weniger lakonisch und en passant festgestellt. Es fehlt sogar jegliche Quellenangabe.
Nun gut, man würde meinen, die haben die Zahlen von der Künstlersozialkasse, die haben ja die Geschlechter-Verteilung im Datensatz: aber gepfiffen !
Wenn man ganz genau sich das neben den 3 Zeilen befindliche Diagramm ansieht, steht da: N=1707. Und das bedeutet, dass die nicht die Zahlen der KSK zur Grundlage genommen haben, auch nicht die Zahlen der Studierenden, sondern einfach die ausgefüllten Online-Fragebögen, in denen das Geschlecht angegeben wurden.
Klartext: Aus der mehr oder weniger zufälligen Geschlechter-Verteilung der ausgefüllten Fragebögen machen die Macher der Studie einfach mal die Aussage: 80 % aller Jazzmusiker in Deutschland sind Männer.
Man muss nun Statistik nicht bis zum letzten Semester studiert haben, um feststellen zu können, dass das schlichtweg der absolute Schwachsinn ist.
Und weiter: Es stellt sich natürlich die Frage, warum werden denn nicht-belastbaren Zahlen unzulässiger Weise verwertet, während ja bei der KSK ganz verlässliche Zahlen für lau zur Verfügung stünden ?
Fazit: Die Studie macht auf mit einer reißerischen 80/20-Feststellung und bei näherer Betrachtung stellt sich raus, dass einfach mal die Geschlechter-Verteilung der Online-Fragebögen in die Aussage „80 % alles Jazzmusiker in Deutschland sind Männer“ umgemünzt wird. Und andere valide Daten wurden nicht verwertet.
Nun will ich gar nicht in Frage stellen, dass es – auch nach meinem Eindruck – mehr männliche Jazzmusiker gibt als weibliche, sehr wahrscheinlich ist das sogar so, genauso wie es mehr Black-Metaller gibt als MetallerInnen.
Aber die Studie an sich ist bereits statistisch-wissenschaftlich ein Voll-Flop.
III. „Gender – Pamphlet: „Diskrimierung !“
Nun aber auf zum eigentlichen Gender-Pamphlet, meinem neuen Liebling in Sachen Märchenstunde.
1. Ausmaß des Problems: Die Geißel der Menschheit
Das Pamphlet ist deutlich bemüht ist, die 20%-ige Verteilung auf Frauen als nachhaltiges Problem dazustellen, da ist von Diskriminierung, von bösen gesellschaftlichen Barrieren die Rede und von einer Menge Geld, was in die Hand genommen werden muss, um diesen bösen Mächten Einhalt zu gebieten.
Bei solchen Dingen lohnt es sich immer, zunächst ein paar Relationen anzustellen, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie relevant das angeblich so drängende gesellschaftliche Problem wirklich ist.
Es geht also um rund 4500 Jazzmusiker, von denen 30 % mehr Frauen und weniger Männer sein müssten. Wir reden also über eine Personenzahl von (30 % x 4.500
1.350 Personen. Das sind bei 82 Millionen Bürgern 0,001 % der Bevölkerung.
Um weiterhin die Relationen dieses gesellschaftlichen Problems zu erkennen, vielleicht zusätzlich ein paar Vergleichszahlen zu den rund 4.500 Jazzmusikern:
Der deutsche Alpen-Verein hat rund 1 Million Mitglieder, der deutsche Karate-Verband rund 150.000, die Vereine der deutschen Numismatiker (Münzsammler) kommen auf ungefähr 35.000.
Dies alles zunächst einmal wertfrei, um die Dimensionen klarzumachen.
2. Das Problem ! ....... Problem ? Wo ?
Okay, wenden wir uns nun dem angeblichen Problem selbst zu. Also 80 &% der Jazzmusiker sind Männer, nur 20 % Frauen.
Splendid. Und nun ? Wo ist das Problem ?
Haben wir ein Problem damit, dass 99,99 % der Beschäftigten in der Müllabfuhr Männer sind ? Haben wir ein Problem, dass 99,99 % der Beschäftigten in der Baubranche Männer sind ? Haben wir ein Problem, dass 97 % der im Krankenhaus Beschäftigten Frauen sind, dass 89 % der Kindergärtner Frauen sind ?
Nein, all das ist kein Problem. Seltsam. Warum dann hier ?
Und stimmt es denn überhaupt, dass Frauen im Musikbereich generell unterrepräsentiert sind – wie ja das Pamphlet suggeriert ?
Im Berufsbereich der bildenden Künste nehmen Frauen generell ansonsten nämlich immer in etwa die Hälfte der Teilnehmer aus:
Der Anteil der weiblichen Musikstudentinnen lag in den letzten 20 Jahren bei 47 %, im Bereich Kunst bei 79 %, im Bereich der bildenden Künste bei 55 %, im Bereich der darstellenden Künste 62 %, über 50 % der Gewinner von „Jugend musiziert“ sind übrigens Mädchen. Oder sollen wir uns tatsächlich daran stören, dass bei Tuba-Bläsern die Frauenquote exakt „0“ beträgt ? (so die Studie)
Wo also ist das verdammte Problem ?
Männer und Frauen sind gleich. Ob da irgendwo eine Frau oder ein Mann seine Skalen in die Tasten drischt oder in die Seiten klampft, ist doch vollkommen wumpe.
3. Das eigentliche Problem
Ein Problem gäbe es erst und nur dann, wenn die 20 % - Quote seine Ursache tatsächlich in einer Diskriminierung hätte. DAS wäre tatsächlich ein Problem.
Und exakt das behauptet ja auch das Pamphlet.
Das wahre Problem: Weder die Studie, noch das Pamphlet bringen aber irgendeinen Beweis, irgendein Indiz oder einen sonstigen Hinweis darauf, das hier Diskriminierung am Werke ist.
Ganz im Gegenteil:
Die Studie weist eindeutig aus, dass jedenfalls keine finanzielle Diskriminierung vorliegt, kein Gender-Pay-Gap.
Und auch das Pamphlet selbst führt ja aus, dass über 50 % der Musikschul-Teilnehmer Mädchen sind, dunkle gesellschaftliche Erziehungs-Mächte, die die armen Mädchen von jazzigen Musizieren abhalten, sind daher auch nicht gegeben. Wiewohl man sich ja die Frage stellen müsste, wie die böse Gesellschaft diese Barrieren gegen Frauen errichten kann, wenn 50 % der Gesellschaft ja selber Frauen sind.
Also wo ist die Diskriminierung ?
Auch die angeblichen „strukturellen Barrieren“ bleiben ominös und werden nicht beim Namen genannt. Dabei müssten es unsere JazzmuskerInnen vom Fach ja am besten wissen. Aber nichts. Keine Erklärung, kein Hinweis, keine Inhalt, nichts konkretes.
Dabei ist zugleich natürlich hoch interessant, wer die Klage der Diskriminierung führt. Die Jazzmusker*innen selbst. Die JazzMusiker*innen beklagten also, dass es zu wenig Jazzmusikerinnen gibt.
Bin ich der einzige, der das extrem witzig findet ? Das ist so, als wenn eine Fussballmannschaft sich beim Publikum beschwert, dass sie ständig verliert.
Fazit: Es gibt keinen einzigen Beweis, kein Indiz und keinen einzigen Hinweis darauf, dass diese – ohnehin einfach mal behaupteten - 80/20-Zahlen in irgendeiner Weise einer Benachteiligung von Frauen entspringt. Die angebliche Diskriminierung wird lediglich behauptet, gemutmaßt, ins Blaue hinein, ohne jeglichen wissenschaftlichen oder faktischen Befund. Thats it.
(Das Prinzip, was hier angewandt wird, ist das Gleiche wie beim angeblichen Gender-Pay-Gap: Die Aussage, Frauen würden für die gleiche Arbeit rund 20 % weniger als Männer verdienen, ist schlichtweg objektiv falsch. Es ist so falsch, dass das Bundesministerium diese Aussage vor Jahren sogar von der Homepage nehmen musste. Richtig ist, das Frauen im Schnitt 20 % weniger verdienen, das liegt aber daran, dass sie - im Schnitt - weniger arbeiten)
V.Tatsächliche Ursachen
Dabei liegen andere Ursachen natürlich viel eher auf der Hand (mit denen kann aber kein Geld verdienen und keine Stimmung machen):
- Finanzielle: Vielleicht wollen Frauen sich nicht fürs Existenzminim abplagen. Wie ohnehin gefragt werden muss: Warum wird gefordert, dass Frauen in Jobs gehen, die kaum zum Existenzminimum reichen und am Ende in Altersarmut münden ? Was ist das für eine seltsame Gleichberechtigungsaktion ?
- Lebensumstände: Der Arbeitstag eines Berufs-Jazz-Musikers ist nicht grade Familientauglich und gesund. Vielleicht haben Frauen auch keine Lust auf nasse Kelleräume, in den stundenlang die Skalen geübt werden
- Partnerwahl: Vielleicht sehen Sie in Sachen Partnerwahl die Jazzmusik nicht als das richtige Umfeld: Wenn man irgendwann heiraten will und eine Familie gründen will, muss man entsprechende Menschen/Männer kennenlernen. Wenn man da ständig mit finanziell abgewrackten Typen abhängt, wird das nicht so recht gelingen.
- Hormone: Vielleicht wollen deutlich weniger Frauen sich bsp. Auf Bühnen exponieren als Männer. Testoreron ist das Stichwort (siehe unten links)
- Geschmack: Vielleicht mögen Frauen Musik mit Stimme eher als abstrakte Instrumentalmusik. Die Gesangsverteilung auf Frauen mit 86 % legt das zumindest sehr nahe. Und auch in meinem Umfeld: 90 % alle befragten Frauen empfinden Musik mit Stimme besser als reine Instrumentaldudelei. By the way: kennt jemand mehr als eine Frau, die Zappa mag ?
- Neigung: Auch wenn es Sozialisations-Künstlern zuwider ist: Frauen und Männer haben unterschiedliche Neigungen, weltweit, kulturübergreifend. Wenn Frauen es sich finanziell leisten können, wählen sie entsprechende „weiblichere“ Berufe aus. Im Kern bedeutet das, dass je höher der Grad der Gleichberechtigung, desto mehr prägen sich alte Rollenbilder wieder aus, das sogenannte Gleichstellungsparadoxon (link sieh unten)
VI. Das Motiv
Stellt sich abschließend nur noch die Frage, was eigentlich Motiv ist für einen derartigen Mummenschanz.
Hier gibt es nur 3 möglich Motive: Entweder ist jemand ideologisch derart vernagelt, dass er entgegen jeglicher Logik und Vernunft einfach Dinge glaubt, die es gar nicht gibt, oder aber er plappert einfach nur das nach, was die Mainstream-Mehrheit so als Wahrheit ausgibt, oder aber – und das Motiv liegt auf der Hand, es geht um: Geld.
Denn was direkt ins Auge fällt, wenn man dieses Pamphlet liest: An jeder Ecke werden Förderungelder gefordert.
Und so schließt sich der Kreis endgültig: Wie jeder Unsinn, der in den letzten Jahren unsere Gesellschaft heimsucht, braucht es eine Sau, die durchs Dorf getrieben werden muss, wobei es auf die Sau nicht ankommt, Hauptsache, man kann unter ihr ein ganz anderes Tier verstecken: Den Goldesel.
Denn eins steht sonnenklar fest: Mit Jazz bekommt man angesichts zunehmend klammer Kassen kein Geld, keine Fördergelder, man braucht einen anderen förderungsfähigen Stempel, dem man der verkleideten Goldesel aufdrücken kann und der heißt nunmal: Frauenförderung.
Mit dem Stempel bekommt man Gelder, von denen man sonst nur zu träumen wagt. Frauenförderung zieht immer.
Uns so liest sich das ganze Pamphlet sodenn auch als Versuch, Geld zu drucken: Unter dem Deckmantel einer einfach mal ins Blaue hinein behaupteten Diskriminierung werden Fördergelder gefordert. Diese Fördergelder gehen natürlich dann nicht an die Jazzmusiker selbst, das wissen wir: Fördervereine, Fördergremien, Posten, Pöstchen, weitere Gutachten, Expertisen, Empfänge, Arbeitskreise, und und und und sind dann da und halten die Hand auf. Die JazzmusikerInnen selber sehen davon nicht einen Cent. Wieberhaupt die frage wäre, ob es dadurch mehr Jazzmuckerinnen gäbe, wenn es mehr Musik-Professorinnen gäbe. Glaubt das ernsthaft jemand ?
FAZIT des GANZEN: Eine Studie arbeitet mit nicht belastbaren Zahlen, diese werden in einem Gender-Pamphlet einfach mal hergenommen und hieraus ein Diskrimierung-Märchen herbeiphantasiert, um dadurch möglichst viel Fördergelder zusammenzuklauben, die an anderer Stelle andere Menschen mühsam erarbeiten müssen. Und so geht es laufend mittlerweile in dieser Gesellschaft (wobei das dann wieder ein anderes Thema wäre)
Oder anders: Es geht nicht um Musik, nicht um Jazz, auch nicht um Frauen in der Musik oder im Jazz, es geht um Macht, Einfluss ........ und Geld. Thats it. Wie immer. Und deshalb können die Unterzeichnenden sich auch von mir aus ihr frauenbewegtes heuchlerisch-schwülstiges und wahrlich in unfreiwilliger Komik schwerlich zu überbietendes Pamphlet gepflegt an den Hut stecken.
In diesem Sinne
See
heute völlig "unignorant"
PS: Wer sich zum "Gleichstellungsparadoxon" schlau machen will:
https://youtu.be/E577jhf25t4 (Original mit engl. Untertiteln)
https://youtu.be/B1U_sXZtIMU (Dtsch. Vertonung)
Zur Erläuterung: Nach Ausstrahlung dieses Beitrages musste in Norwegen eine Genderb-Forscherin auswandern und die Fördergelder für Gender-Forschung wurden gestrichen (waren aber vorher auch schon auf der Kippe)
Wer Interesse daran hat, seine eventuell eingestaubtem Vorstellungen von der absoluten Gleichheit von Mann und Frau einmal zu hinterfragen, dem sei die nachfolgende
herausragende Kurzreihe der BBC anempfohlen
https://youtu.be/3dMvJY3FPkc