Die neue Maiden "A Matter of Life and Death"

  • Maiden, Flaggschiff des Oldschool Metals, Helden der NWOBHM (new wave of british heavy metal) Anfang der 80iger haben eine neue Scheibe am Start:


    A Matter of Life and Death


    Das Beste vorweg: Die Neue ist eine gute Maiden, nicht zu vergleichen mit den langweiligen Maiden Alben während der 90iger und Anfang des neuen Jahrhunderts.


    Am Anfang hatte ich meine Zweifel, progressiv soll sie sein.
    Heult Maiden mit den Wölfen?


    Wenn progressiv vielseitig bedeutet, dann ist die neue Scheibe es.
    Der Opener "Different World" ist Maiden at it´s best.


    "These Colours Don´t Run" und "Brighter Than A Thousand Suns" kommen richtig klasse, "The Pilgrim" find ich langweilig, "The Longest Day" könnte auch von Queensryche sein, "Out Of The Shadows" hätte auch auf "Piece OF Mind", dem 80iger Knaller Album sein können.


    "The Reincarnation Of Benjamin Breeg" ist die neue Single, klasse Song.
    Lt. deutsches Maiden Forum nannte man der esten Maiden Sänger Paul Dianno, eine Hommage an den früheren Sänger? Ich kanns mir nicht vorstellen, tourt der versoffene Paul mit seiner "Killers"Band schon jahrelang durch englische Pubs als Maiden Cover Band.


    "For The Greater Good Of God " ein 9 min. Knaller, "Lord of Light" kommt erst wieder ziemlich progressiv daher, dann wieder typisch IM.


    Am Anfang von "The Legacy" werden mittelalterliche Töne angeschlagen,
    in der Mitte sind sogar Geigenklänge vorhanden.


    Insgesamt eins der besseren Maiden Alben, wenn nicht das beste der letzten 15 Jahre, an die 80iger Meilensteine (Killers, Number of the beast, Piece of mind, Powerslave) reicht es allerdings nicht heran.


    Harris Bassarbeit ist grundsolide, 100 Punkte.


    Dickinson ist ein Weltklasse Metal Shouter, einer der besten seiner Zunft.
    Iron Maiden ist Bruce Dickinson, alles ordentlich gespielt, nur ragt Bruce über allen anderen Mitmusikern.


    Was mir nicht gefallen hat: Die 3 (!) Gitarissten machen einfach zu wenig, die Solos sind eher mittelmäßig, da muss einfach mehr kommen.


    Mein Spezi Nicko McBrain spielt einwandfrei, nur hört sich sein Premier auf der Aufnahme total scheisse an, pappige dumpfe Toms, ein langweiliger Snaresound, eine laffe Bassdrum! Altmeister Martin Brich hat vor einem Vierteljahrhundert (!) ohne digitalen Schnickschnack McBrains Drumset um Welten besser klingen lassen.


    Ich sage jetzt ausdrücklich nicht, dass er damals ein Sonor (Phonic Plus) gespielt hat...


    Andere Meinungen?

  • ich finde, dass der sound sehr cool ist, sonst steh ich auch mehr auf "fette" sounds, aber dieses album möchte ich mal, auch vom sound, als sehr authentisch bezeichnen. ich mein, nicht nur der schlagzeugsound ist recht "dünn", hör dir daneben mal ne aktuelle nickelback-produktion an, das bläst dich weg.


    geile songs, stimme ich dir absolut zu, geil eingespielt (offenbar ohne metronom).


    ich bin kein großer maiden fan, aber sich selber so treu zu bleiben, das schaffen nicht viele nach so ner langen zeit.
    das album hat in meinen augen sehr viel charme...

  • Jo, ich find das Album echt auch gut...
    Besonders cool find ich bei Different World das typische "Maiden-fröhlich-werden", wenn man die Riffs der Strophen und das des Refrains vergleicht. Die Strophen und das Main Riff insgesamt etwas "böser" (übertrieben gesagt), und der Refrain dann so richtig fröhlich-freundlich *g*.


    Und das typische McBrain-gedrumme eben ;)

  • Es ist nun wirklich nicht so, dass ich mich dran aufgeile, die Aussagen meiner Vorredner über'n Haufen zu werfen, aber ganz ehrlich: vom Hocker reißt mich die Platte keineswegs.


    Gleich mal vorneweg: Progressiv ist da überhaupt nichts! Das ist vollkommen genormte Maiden-Standardkost nach Schema F, wie sie ungefähr seit "The X-Factor" konstant produziert wird. Mir kommt's vor, als ob dem Steve Harris langsam die Ideen ausgehen, schließlich schreibt er seit ca. 10 Jahren nahezu identische Songs:
    Sanftes Bassintro, 1-2 Strophen ruhiger Gesang, und dann volle Kalotte in die nächsten paar Strophen. Anschließend ein hymnischer 0815-Mitgröhlrefrain. Dann wie üblich Gitarrensolo und wieder Refrain bis zum Abwinken. Irgendwann klingt das ganze ab, und es ertönt wieder das Intro - fertig. Alles völlig vorhersehbar und schon zigmal auf den vorherigen Alben gehört.


    Die Songs werden bis zu knapp 10 Minuten in die Länge gezogen, ohne dass da wirklich gute Melodien oder anderweitig interessante bzw. überraschende Momente vorkommen. Diese Überlänge-Nummern sollen wohl irgendwie "anspruchsvoll" oder "komplex" sein, sind sie aber nicht.
    Die Vergleiche mit den 80er-Alben kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, das sind vollkommen andere Kaliber, meiner Meinung nach.


    In Hilite-Freaks Text kann ich wirklich keinen einzigen Satz unterschreiben, und das ist eigentlich seltsam, wo wir normalerweise recht selten unterschiedlicher Meinung sind...
    :rolleyes: :D

    Das ist fein beobachtet!

  • Im Grunde hat Hochi Recht. Es scheint, als gingen Maiden (bzw. Steve Harris) die Ideen aus, die Songstrukturen sind seit Jahren wirklich sehr ähnlich.


    Allerdings, finde ich, sind die aktuellen Maiden-Songs die besten "0815"-Maidennummern seit langem. Bruce Dickinson singt gemessen an seinem Alter sehr gut, den Sound finde ich in Ordnung (so schlecht klingt die Bassdrum doch nicht) und songtechnisch hat man sich zwar nicht neu erfunden, das altbewährte aber zu (größtenteils) guten Songs verarbeitet.


    Natürlich nicht mit den Scheiben bis "Seventh Son" zu vergleichen, aber hat jemand ernsthaft erwartet, dass in diese Richtung noch etwas geht?

  • Das ist aber echt schon länger so. Von den CDs, die ich von Maiden hatte, hat nur die Live After Death überlebt, und die ist gute 20 Jahre alt. Danach hat mich einfach nichts mehr gereizt.

  • Also, als Fan der jüngeren Generation, der auch die 80er-Werke sehr gut bzw. herausragend findet, muss ich jetzt mal kontern. Die neue Scheibe ist der Hammer und nicht zu vergleichen mit dem Sound oder den Songs der letzten beiden Platten, geschweige denn dem, was davor kam.


    Zitat

    Die Songs werden bis zu knapp 10 Minuten in die Länge gezogen, ohne dass da wirklich gute Melodien oder anderweitig interessante bzw. überraschende Momente vorkommen. Diese Überlänge-Nummern sollen wohl irgendwie "anspruchsvoll" oder "komplex" sein, sind sie aber nicht.


    Doch, sind sie sehr wohl. Es dauert schon einige Zeit, bis man da durchsteigt. Aber je öfter man es hört, desto beeindruckender und nachvollziehbarer wird es. Mit zwei Durchgängen ist es schwer, das Album zu beurteilen, es wächst. Und das war bei den vorherigen Scheiben nicht so, die waren doch eher straightforward.


    Die neue Platte hat ein Problem; die Songs haben alle ein Intro und ein Outro, und das führt zu gleich klingenden Anfängen und Enden bei allen Songs. Was dazwischen passiert, unterscheidet sich aber deutlich voneinander, auch wenn es natürlich einem gewissen Schema folgt, was aber völlig normal für eine etablierte Band ist! Immerhin sollte eine Band erkennbar am Arrangement oder Sound sein, und das sind Maiden geblieben. Nicht umsonst wurde hier mehrfach gesagt, sie seien sich immer noch treu.


    Was den Sound angeht, das ist komplett ungemastert. Die Band versuchte den Live-Sound der Konzerte im Studio einzufangen, d.h. das Meiste wurde sofort zusammen eingespielt, es wurde nichts nachbearbeitet, sondern nur gemixt, und nur wenige Gesangszeilen oder Soli kamen nachträglich drauf. An den Drums kann man meiner Meinung nach besonders gut hören, dass es "live" ist. Sie klingen sehr natürlich, es sind auch mal ein paar kleine Unreinheiten drin, die das ganze lebendig wirken lassen, aber der Groove ist durchweg extrem präzise, wie nicht anders von Nicko zu erwarten. Dass die Drums nicht fett klingen, kann ich nicht bestätigen; die Snare ist knackig und knallig wie ich sie selbst gern hätte, die Toms machen schön "bumm bumm" und die Beckenspiele auf den Glocken klingen sehr schön. Natürlich klingt eine ungemasterte Aufnahme wesentlich dreckiger als ein cleaner Mix, aber das war ja volle Absicht.


    Und wieso "The Pilgrim" langweilig sein soll, obwohl es am allermeisten nach "früher" (Powerslave) klingt, kann ich nicht verstehen.

  • Zitat

    Die Vergleiche mit den 80er-Alben kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, das sind vollkommen andere Kaliber, meiner Meinung nach.


    In Hilite-Freaks Text kann ich wirklich keinen einzigen Satz unterschreiben, und das ist eigentlich seltsam, wo wir normalerweise recht selten unterschiedlicher Meinung sind...


    Meine Kernaussage über das neue Album ist folgende:

    Zitat

    Insgesamt eins der besseren Maiden Alben, wenn nicht das beste der letzten 15 Jahre, an die 80iger Meilensteine (Killers, Number of the beast, Piece of mind, Powerslave) reicht es allerdings nicht heran.


    Die Neue ist die besten Maiden CD der letzten 15 Jahre, mehr wollte ich nicht sagen. Ein Rock Meilenstein ist sie keineswegs.


    Zum Drumsound: Im Auto (fette Anlage :D) habe ich diese Woche die Neue und eine Maiden "Best of" mit den 80iger Krachern gehört.


    Ich bleibe dabei, damals klang Nickos Set um Welten besser.


    Paiste Becken klingen immer gut, da muss ich als Mixer schon taub sein, um da was zu verhunzen.


    Die Snare lass ich noch durchgehen, aber die Toms klingen einfach scheisse. Fett klangen die 80iger Phonic Plus Concert Toms, am Anfang von "Two minutes to midnight": klar, oberfett, differenziert.


    Radapadam statt uuffpuff, knallig statt matschig. :D

  • Zitat

    Doch, sind sie sehr wohl. Es dauert schon einige Zeit, bis man da durchsteigt. Aber je öfter man es hört, desto beeindruckender und nachvollziehbarer wird es. Mit zwei Durchgängen ist es schwer, das Album zu beurteilen, es wächst. Und das war bei den vorherigen Scheiben nicht so, die waren doch eher straightforward.


    Naja, es mag vielleicht etwas überheblich klingen, aber über komplexe Songstrukturen und schwer zugängliche Alben braucht man mir als Geilfinder der alten Genesis, Yes, Jethro Tull, Zappa, Miles Davis, Van der Graaf Generator, Magma, Gentle Giant oder auch The Mars Volta nicht sooo viel zu erzählen. Ich kapiere vieles in meinem Leben nicht, aber Melodie-/Harmoniegefüge, Songabläufe, Arrangements und Spannungsbögen meine ich recht schnell zu peilen.
    Ich hab mir die neuen Maiden-Lieder allesamt schon recht oft und bisweilen auch in unterschiedlicher Reihenfolge angehört, aber das Zeug reißt mich irgendwie nicht richtig mit - mit einer einzigen Ausnahme, du hast es selbst schon erwähnt:


    Zitat

    wieso "The Pilgrim" langweilig sein soll, obwohl es am allermeisten nach "früher" (Powerslave) klingt, kann ich nicht verstehen.


    Dito... endlich mal wieder ein klassischer, kompakter Maiden-Song.


    Aber sonst... es tut mir leid. Naja, vielleicht noch "The Legacy", das lässt zu Beginn ebenfalls aufhorchen, aber spätestens ab der Hälfte muss ich schon wieder mit der Stirn runzeln, wenn man aus dem epischen Spannungsaufbau plötzlich in einen simplen Rock'n'Roll-Shuffle übergeht, was soll das?!

    Schlusslicht ist für mich die "Benjamin Breeg"-Nummer, da schlafen mir wirklich die Füße ein, was für ein uninspiriertes Geplänkel. Zudem noch grausam schlecht produziert: Man hat manche Parts einfach kopiert und weiter hinten eingefügt, so hört man die Spielfehler gleich mehrmals hintereinander. Unglaublich...


    Bestes Maiden-Album der letzten 15 Jahre? Da würde meine Wahl eher auf "Brave New World" fallen, wenn es auch an manchen Stellen ähnlich gemacht ist, aber vor 6 Jahren war der Überraschungseffekt halt noch etwas mehr vorhanden. Zudem verursachte die Reunion mit Dickinson und Smith allgemein frischen Wind und große Euphorie, das kam dieser LP natürlich zugute. Die BNW erscheint mir außerdem auch abwechslungsreicher. Die Songs haben individuellere Strukturen.


    Soundmäßig ist die Neue recht muffig, und die Überkompression im Mastering ist kaum auszuhalten, aber das Problem haben wir ja bereits seit Virtual XI.

    Meines Erachtens brauchen die Herren einen anderen Produzenten, einer wie Martin Birch, der nicht nur für einen besseren Klang sorgt, sondern wieder frischen Wind in die Bude bringt und sich auch mal "Leute, so nicht!" zu sagen traut.

    Das ist fein beobachtet!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!