Bassdrum aus Overhead entfernen

  • Wenn ich jetzt mit 2 OHs, Snare und Bassdrummikro arbeite und ich den Bassdrumsound bearbeite, kommt der nicht gut genug durch, da viel Bassdrum in den Overheads ist. Wenn ich da irgendwelche Lowcuts mache, klingen die Toms nichtmehr gut. Gibt es da nicht irgendeine Möglichkeit, die Bassdrum aus den Overheads mit dem Signal des Bassdrummikros auszulöschen oder so?

  • Wenn sich die BD sich nicht durchsetzt wird sie sich auch nicht besser durchsetzen wenn die BD auf den OHs leiser ist.


    Trotzdem:


    Eine Variante wäre auf den OH-Kanal ein Compressor mit Sidechainfunktion einzubinden, der von einer ein paar Millisekunden nach vorne versetzten Kopie der BD Spur gesteuert wird(welche nicht zum Maser-Out geht). Der Kompressor macht dann die Overheads immer dann leiser, wenn die BD gespielt wird.
    Problem: Der ganze Overheadkanal wird leiser, dh wenn du neben BD irgendetwas anderes gleichzeitig spielst wir das ebenfalls leiser. --> Suboptimal.


    Was du sonst noch probieren könntest, eine Kopie der BD Spur machen und diese so verschieben, dass sie sich mit der BD auf den OHs auslöscht. Dafür müsste die Phasenlage auf den beiden Overheads allerdings gleich sein. Und ich bezweifle dass da viel ausgelöscht wird, da das Direktsignal doch deutlich anders klingt, somit einen anderen Frequenzgang hat und damit es auch schwer wird die OH BD auszulöschen.



    Andere einfachere Methode: Mit der Overheadpositionierung und der Stimmung der BD experimentieren, so dass dir der BD Sound in den Overheads schon ohne Stütze gefällt oder einfach leiser vorhanden ist.

  • Ich hatte folgendes Problem früher: Ich hab die Bassdrum bearbeitet (Noisegate, EQ, Comp) und die OHs bearbeitet. Beides für sich klang recht ordentlich aber beim zusammenmischen war die Bassdrum weg. Phase drehen bei der BD hat geholfen. Ansonsten Lowcut bei 80 Hz auf die OHs, nur wird das kaum helfen und zusätzlich, wie schon gesagt wurde, die Toms ausblenden.

    Mein Set

    Zitat

    Ich wollte eine schreube nach ziehen an meiner fußmaschiene.Als ich sie fest drehen wollte hat es knak gesagt und der schraubenzieger is abgebrochen.


  • Hab ich mir alles schon überlegt und für nicht gut befunden. Das mit Overheadposition und Stimmung wird nicht allzuviel bringen, wenn ich sonen Metallklicksound will. Die Bassdrum setzt sich ja auch durch, nur klingt sie halt durch die BD in den OVerheads nicht so gut wie ohne die BD aus den Overheads.

  • Wenn man das Fell ziemlich lasch spannt, son Kickpad daraufklebt, Plastik- oder Holzbeater benutzt und ordentlich zutritt kommt doch ziemlich viel Kick/Attack auch auf die Overheads.
    Ne weitere alternative: deine BD Totdämmen, so dass du sie auf den overheads kaum mehr hörst/ sie deutlich leiser wird, evtl auch leiser spielen und dann Triggern. Im Metalbereich wird bei den Fußtrommeln eh sehr häufig zumindest zusätzlich gestriggert.
    Und gehts hier um einen Mix mit Band oder nur Schlagzeug?

  • Hast du die Phase der Kick im Verhältnis zu den OHs gechckt?


    Du kannst das erkennen wenn du dir die Wellenform anschaust.
    Die Wellenform in den OHs und auf der Kick Spur sollten beide in die selbe Richtung ausschlagen.
    Tun sie das nicht kann das zu einem schlechterem Kicksound führen, da sich die Bass Frequenzen gegen seitig auslöschen.
    Das kann man sich so vorstellen wie 2 Wellen im Wasser die gegen einander laufen und sich gegenseitig ausbremsen.


    Anyway, was du meinst könnte auch einfach erreicht werden, wenn du die Bässe in den OHs durch einen Tiefensperre (Lowcut Filter) beschneidest.
    Das geht von relativ wenig Beschnitt so um 80Hz, mehr so um 200Hz. Extremer geht auch z.B. um 500Hz oder 1kHz, wobei die OHs in dem Fall nur noch Becken und Anschlag der Trommeln durch lassen.


    Alternativ kann es aber auch vorteilhafter sein den Bereich zu finden welcher der Kick den Sound "raubt" oder besser ihm etwas ungewünschtes hinzufügt.
    Ich würde mit einem Parametrischen EQ eine relativ schmalbandige aber starke Absenkung machn und den EQ im Bereich zwischen 200Hz und 800Hz durchfahren.
    Dort sollte es eine Stelle geben, welche die störenden Frequenzen minimiert. Einfach die Absenkung an dieser Stelle auf -2dB bis -12dB einstellen und die Bandbreite des EQs etwas breiter wählen.


    Wie immer gibt es viele Möglichkeiten.
    Eine weitere ist bei der Aufnahme selbst.
    Dort hilft es einen Tunnel über die Kick zu bauen.
    Dazu nimmt man ein paar schwere Decken die man über die Kick legt und davor auch nor ein Stück über die Kick hinausragen lässt.
    Dies hält einen Grössteil der Kick aus dem Raum und den OHs.


    Viel Erfolg!

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • beide oh spuren kopieren, bei den originalen einen hipass einsetzen, bei den kopierten einen lowpass und nur die kopierten mit der sidechainkompression wie oben beschrieben bearbeiten, dann sollte es keine grossen auswirkungen auf toms und restoverheadsounds haben. Auf diese art und weise kann man aus wenig spuren relativ selektiv soundveränderungen rausholen. Einfach mal kreativ werden.


    Ich setzte mal voraus, dass phasenlage und aufnahmen und setstimmung insgesamt in ordnung sind.

  • Danke für eure vielen Arbeiten, das werde ich dann wohl alles mal ausprobieren müssen. Kenne mich noch überhaupt nicht aus, deswegen bin ich etwas unbeholfen. Ich such mir jetzt erstmal ein paar Texte bzgl. Phasenlage raus, wenn ihr da irgendeinen tollen Link kennt der das alles gut erklärt, dann wäre ich sehr dankbar, aber ichf inde sicher auch bei Google was ^^ Danke, ich meld mich dann nochmal.

  • Mathematisch gesehen ist eine Phasendrehung einfach eine Vorzeichenänderung.


    Wenn die Kick also + auf der Kickspur macht (Wellenform slägt nach oben aus), so sollte die Kick in den OH auch nach Oben, also + machen.
    Ist dem nicht so, sondern in den OHs ist die Phase anders herum, also - irgend was so gibt es Auslöschungen.


    Also Kick-OH=weniger Kick im Gegensatzts zu Kick+OH=mehr Kick.


    Wenn Kick = 1 ist und OHs = -1 dann heißt das 0 Kick.
    Da die Kick aber in der Regel auf der eigenen Spur lauter ist, sagen wir mal 4 so wird sie nicht total ausgelöscht, sondern nur zum Teil und ist nachher nur noch 3 in der Lautstärke.


    Hier kann man das mit der Phase schön sehen: http://www.kevinkemp.com/homerecordingtutorial/micing.htm

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    Wolfgang Neuss

  • P.S.: Ich schecke immer mindestens alle Drum Spuren in ihrer Phasenlage gegenüber den OHs.
    Meistens sogar noch die einzelnen Spuren untereinander.

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    Wolfgang Neuss

  • ich dreh auch gerne mal die phase der overheads, je nachdem was mit besser gefällt. ganz ohne wellegucken. bei signalen wo ich mir sicher bin (snare wenn oben und unten mikrofoniert) flippe ich die phase direkt am preamp. und schalte ich auch da schon direkt den low-cut ein.

  • ... Gibt es da nicht irgendeine Möglichkeit, die Bassdrum aus den Overheads mit dem Signal des Bassdrummikros auszulöschen oder so?


    Deine Vermutung, dass sich die Bassdrum nicht durchsetzt, weil sie von den OH Mikrofonen aufgenommen wurde kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass ein OH positioniertes Hauptmikrofon nur dazu dient Becken aufzunehmen. Besser sollten diese Mikrofone dazu gedacht sein, dass ganze Set möglichst komplett und natürlich aufzunehmen. Phasenauslöschungen kann man auch weitgehend durch eine sinnvolle Aufstellung der Mikrofone minimieren.

  • Es ist kein Irrtum, sondern eine Möglichkeit; OHs im strengeren Sinne sollten zwar ruhig das ganze Set aufnehmen, man kann sie aber auch als reine Beckenmiks einsetzen.
    Mit Phasenauslöschungen zwischen BD und OHs hatte ich auch noch nie Probleme (selbst bei starker Bearbeitung), obwohl ich mir da bei den ca. einem Dutzend Sessions nie Gedanken gemacht habe. V.a. überdeckt das BD-Mik die BD in den OHs normalerweise problemlos.


    Grüße, Philip


  • Deine Vermutung, dass sich die Bassdrum nicht durchsetzt, weil sie von den OH Mikrofonen aufgenommen wurde kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass ein OH positioniertes Hauptmikrofon nur dazu dient Becken aufzunehmen. Besser sollten diese Mikrofone dazu gedacht sein, dass ganze Set möglichst komplett und natürlich aufzunehmen. Phasenauslöschungen kann man auch weitgehend durch eine sinnvolle Aufstellung der Mikrofone minimieren.

    Dazu eine Frage: Wie sieht denn so eine sinnvolle Aufstellung der Overheads aus, so dass "die Phase stimmt" (jetzt mal abgesehen von Recorderman)? Ich hab zwar selten Probleme mit Phasenauslöschungen aber vielleicht denke ich das ja nur und habs noch nie gemerkt? :)

    Mein Set

    Zitat

    Ich wollte eine schreube nach ziehen an meiner fußmaschiene.Als ich sie fest drehen wollte hat es knak gesagt und der schraubenzieger is abgebrochen.

  • ... Wie sieht denn so eine sinnvolle Aufstellung der Overheads aus ... ? ...


    Das ist die entscheidende Frage und ich will auch gar nicht darüber diskutieren, ob es eine "Möglichkeit" ist die Bassdrum aus dem OH-Signal zu entfernen. Die Frage ist, ob es nützlich oder notwendig ist und das hängt davon ab, ob die Overhead-Mikrofone sinnvoll aufgestellt wurden.


    Es ist kein Zufall, dass im richtigen Leben AB oder ORTF Aufstellungen nicht so selten sind:



    aus "Wuttke - Mikrofonaufsätze" - bitte lesen, es lohnt sich



    Die ORTF Aufstellung ist bietet gute Möglichkeiten mit Mikrofonbasis und Winkel sinnvoll zu experimentieren. Wer sich hier einigermaßen daran hält, dass der Winkel nicht unterhalb von 90° liegt und die Basis eben in der Nähe der Spezifikationen, kann nur schwer etwas wirklich falsch machen. Man lernt ausserdem dabei, seine Ohren zu gebrauchen.


    Wenn jetzt einer irgendwelche Großmembrane, Röhrenmikrofone oder weiss der Himmel was als Overhead einsetzt kann es natürlich sein, dass der aufgenommene Tieftonbereich nicht natürlich klingt und in einem solchen Fall besteht Handlungsbedarf. Bei offensichtlichen Phasenschweinereien würde ich eher die Phase drehen oder eine sinnvolle Aufstellung wählen. Deshalb verwenden so viele erfahrene Ingenieure im Studio auch Mikrofone wie das Beyerdynamic MC 930, Haun MBP 603 oder Schoeps CMC. Wer mit etwas mehr Rauschen leben kann, für den sind die AT 4041 auch eine Lösung. Wie die MC 930 auch, klingen sie besser als der Preis vermuten lässt.

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