Homerecording: Toms ohne Mic

  • Hallo,


    ich bräuchte mal wieder eine Einschätzung der Experten zur Schlagzeugaufnahme, da ich mangels Zeit wenig testen kann und ich trotzdem wissen möchte welcher Weg mehr Sinn macht.


    Ausgangsbasis:
    - Interface Focusrite Scarlett 18i8
    - beyerdynamic TG D71 für die Kick
    - SM57, Snare
    - tbone SC450 Stereoset, OH im Recorderman-Style
    - DAW Cakewalk by Bandlab


    Mangels Eingängen kann ich die Toms nicht mehr mikrofonieren.


    Problem ist, dass erwartungsgemäß die Toms etwas im Hintergrund sind, dafür die Becken zu laut. Jetzt könnte ich meine Spielweise anpassen. Bin aber zu faul :)
    Jetzt besitze ich aber noch ein Roland TM-2 und habe drei Roland Single Trigger.
    Folgende Szenarien schweben mir vor.
    1. Drum Trigger direkt über Line ins Interface und dann via Drum Replacer in Cakewalk die Audiospur ersetzen mit Samples und nach Bedarf zumischen.
    2. MIDI Signal über TM-2 an den Rechner und dann mittels wertiger Sample Bibliothek ala Addictive Drums zumischen
    3. Oder direkt den TM-2 Sound mittels Line in Cakewalk aufnehmen



    Was ist gängige Praxis bzw. macht mehr Sinn?
    Problem ist halt immer, dass es zu Fehltriggern kommen kann. Bei ersterer Variante habe ich da evtl. mehr Spielraum für Korrekturen im Nachgang.


    Danke für eure Ratschläge.


    VG

  • Ein Vorschlag ohne Triggern:


    Dupliziere die Overhead Spuren im Mix und schneide alles außer die Tomschläge weg. Dann formst du das alles noch ein bisschen mit dem EQ und dämpfst ggf. Beckenbleed etwas ab.


    Hab ich schon mal erfolgereich bei einem Mixing Job gemacht.


    Außerdem könntest du eine Alternative zu Recorderman probieren. Von letzterem halte ich mittlerweile nicht mehr viel. Die Overheads beide senkrecht über die Trommeln (nicht über die Becken) hängen, evtl. auch schräg von hinten aufs Set zeigen lassen und gleichen Abstand zur Snare über die Höhe der Mikros regeln. Ziel des ganzen: Ein ausgewogeneres Stereobild und ein ausgewogeneres Verhältnis von Trommeln und Becken.

  • Edit 2: Das 18i8 hat doch einen ADAT- Eingang, oder? Kauf Dir ein gebrauchtes ADA8000 für 60€ und schon hast Du acht weitere Eingänge am Start!


    Ich nehme mein Set oft mit BD, SN und zwei Overheads auf. Allerdings sind die Overheads bei mir in der Regel die Kapseln eines Zoom H5 in XY-Konfiguration. Um einen halbwegs vollen Tomsound zu bekommen, muss man mit den Overheads näher als sonst üblich rangehen. Bei meinem Set komme ich von Schräg vorne mit dem Galgenarm und positioniere die Mics etwa zwischen 12 er Tom und 14er FT so, das sie genau die Snare mittig drauf haben. Die Höhe ist etwa Oberkante meines Kopfes im Sitzen. Das 10 und 12 er Tom liegt dann links davon, die beiden Floors rechts. Das Ride liegt dann auch rechts in der Aufnahme, 18er Crash und China fast mittig, das andere Crash links. Die HH leidet ein bisschen bei dieser Mikrofonierung, sie liegt dann auch eher mittig. Das rohe Signal klingt etwas unausgewogen, das 12 er Tom ist z.B. zu laut im Vergleich zu den anderen Toms. Das kann man aber mit einem Kompressor ganz gut ausgleichen.


    Ich habe diese Positionierung auch schon mit richtigen Mikrofonen (2x C414/Niere in XY) gemacht, da muss man aber etwas kreativ mit dem Stativmaterial sein, weil man an dieser Stelle die Ausrichtung auf die Snare fast nicht hinbekommt. Ich nehme dann so einen Kugelkopf von K&M, um die Steroschiene in die richtige Ausrichtung zu bekommen.


    Edit: Nochmal Deine Frage gelesen, Du bist natürlich bei so einer Aufnahme bezüglich der Nachbearbeitung der Toms eingeschränkt, ggf. kannst Du mit m_trees Methode etwas mehr rausholen. Wenn Du die Trigger aufnimmst, könntest Du deren Signal auch als Sidechain für eine gegatete OH Spur nehmen. Dann sparst Du Dir die mühselige Schnippelei...


    Hier zwei Beispiele, wie das bei mir an zwei verschiedenen Sets klingt:


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  • Dupliziere die Overhead Spuren im Mix und schneide alles außer die Tomschläge weg. Dann formst du das alles noch ein bisschen mit dem EQ und dämpfst ggf. Beckenbleed etwas ab.


    Auf die Idee hätte ich auch kommen können..


    Aber ich habe mich inzwischen mit meinem Tomsound ohne Direktmikrofonierung angefreundet.


    Mit ungedämpften Ambas kommt da schon ordentlich was an.


    Man muss allerdings dazu sagen, dass ich wirklich verdammt lange mit der Mikrofonpositionierung experimentiert habe.

  • Aber ich habe mich inzwischen mit meinem Tomsound ohne Direktmikrofonierung angefreundet.


    Mit ungedämpften Ambas kommt da schon ordentlich was an.


    Man muss allerdings dazu sagen, dass ich wirklich verdammt lange mit der Mikrofonpositionierung experimentiert habe.


    Ja, klingt gut. Für Distanzmikrofonie erst recht.


    Man muss noch dazu sagen, dass ein über Distanz mikrofoniertes Schlagzeug im Mixdown eine komplett andere Sache ist als ein nah mikrofoniertes Set mit Einzelabnahme von Hi-Hat, Ride und ggf. Raumspuren. Bei ersterem gehts vor allem um eine richtig gute Aufnahme, weil man im Mix viel unflexibler ist und auch weniger Kaschieren kann. Bei letzterem sind die Mikrofonpositionen natürlich genau so wichtig, aber da ist der Mix vor allem viel Fleißarbeit.
    Problematisch ist bei Distanzmikrofonie, einen vollen Sound mit ausreichend Bass zu erzeugen. Denn Bässe sind auf Overheads (bei Beckenspuren sowieso) und auch Raumspuren eher unerwünscht. Aus verschiedenen Gründen. Außerdem sollte man wegen der "Klangfarbe" von EQs mit Anhebungen im Bassbereich vorsichtig umgehen. Ich senke bspw. nur ab, außer im Höhenbereich.


    Und es gibt immer wieder überall ganz viele Märchen. Z.B. Aligning der Spuren. Das bringt nach meiner Erfahrung überhaupt nichts, wenn man die Drums vernünftig mischt. Im Gegenteil klingt es dadurch sogar unnatürlicher und wirkt der im Mix üblichen Kompression des Sets entgegen. Letzteres ist übrigens auch so ein Punkt: Viele Leute überkomprimieren und über-EQen die Drums, was viel Impact rausnimmt und irgendwann nach Plastik klingt.

  • Und es gibt immer wieder überall ganz viele Märchen. Z.B. Aligning der Spuren. Das bringt nach meiner Erfahrung überhaupt nichts, wenn man die Drums vernünftig mischt. Im Gegenteil klingt es dadurch sogar unnatürlicher und wirkt der im Mix üblichen Kompression des Sets entgegen.


    Ist ok, wenn diese Methode für Dich nicht taugt. Das macht es aber noch lange nicht zum Märchen... :D

  • Na ja. Es kursiert schon allerlei Zeugs im Netz, was mit der Arbeit der ganz Großen nichts zu tun hat. Die mischen heutzutage noch großteils analog ab und da wird nichts aligned. Zu Tonband Zeiten ging das sowieso nicht.


    Aber wenn man auf einen matschigen Drums Sound steht, indem jedes Mikrofon für alle Elemente da sein soll (was ziemlicher Blödsinn ist), mag das vielleicht was bringen. Damit die Trommeln überhaupt noch etwas herausstechen.


    Ich hatte mich über das Thema schon mit zig Leuten gestritten. Lustig war dabei immer, dass meine Drums Mischungen ohne Aligning weitaus natürlicher und punchiger klangen als Mischungen anderer mit Aligning. :D

  • Mir ging es mehr um Deine kategorische Wortwahl, die Benutzer oder Verfechter des Alignings zu Märchenerzählern herabsetzt. Wenn Du ernsthaftes Interesse an einer Außensicht dazu hast, dann sollten wir das jedoch per PM weiterführen, denn es gehört nicht in diesen Thread.

  • indem jedes Mikrofon für alle Elemente da sein soll (was ziemlicher Blödsinn ist)


    Also mir geht das Herz auf, wenn ein Schlagzeug so richtig nach "ein Instrument" und Raum klingt. Je nach Stilrichtung kommt das sogar beim Live-Konzert richtig gut.
    Gerade gestern habe ich noch verzückt einen im "Glyn-Johns-Verfahren" gemixten Trommler gehört. Zudem wurde ich mal bei einem Gospel-Konzert und bei einer Bigband-Aufnahme mit nur zwei bzw. drei edlen Mikrofonen und einem guten Sound-Mann abgenommen. Das klang genau so, wie mein Set eben klingt - und das war für meinen Geschmack recht gut.


    Mäßige Einzelsounds (unstimmig, tot-gedämpft) klingen bei der Nah-Mikrofonierung dicker und man kann sie mit EQ und Effekten noch halbwegs hinbiegen. Bei Raum-Mikrofonen beeinflusst jedes Gefummel praktisch den Gesamt-Sound. Daher ist das eher Shit-In-Shit-Out. Studio-Leute raten trotzdem für Heim-Aufnehmen oft: (1) Das Schlagzeug erst mal ohne Mikros gut klingen lassen und dann (2) lieber wenige, aber sehr gute Mikrofone zu verwenden. Das kann ich nachvollziehen.


    Allerdings wird es seinen Grund haben, warum im Profi-Studio heute meist einzeln mikrofoniert wird und so editierbar bleibt. Ist aber m.E. nix für Puristen.


    M.

  • Mir ging es mehr um Deine kategorische Wortwahl, die Benutzer oder Verfechter des Alignings zu Märchenerzählern herabsetzt. Wenn Du ernsthaftes Interesse an einer Außensicht dazu hast, dann sollten wir das jedoch per PM weiterführen, denn es gehört nicht in diesen Thread.


    Probier es doch selbst mal aus. Der Effekt ist sowieso gering und bei einem professionellen "modernen" Mixdown (üblicherweise mit klarer Trennung der Spuren und Herausarbeiten ihrer Aufgaben) kaum mehr hörbar. Es klingt etwas anders, aber m.E. nicht besser. Wiederrum ist es Geschmackssache. Aber mindestens 90% aller bisherigen großen Produktionen wurden ohne Aligning gemacht. Und auch in den 70ern und 80ern konnte man schon richtig gute Schlagzeug Sounds erreichen.
    Essentiell hingegen sind bspw. Phasendreher bei beidseitig mikrofonierten Trommeln.


    Inwieweit bist du denn mit Studio Mixing vertraut? Ich verdiene damit Geld.


    martinelli
    Das beste Beispiel für solche puristischen Schlagzeug Aufnahmen sind die Bonham / Led Zeppelin Aufnahmen. Distanzmikrofonie plus 2 Mikros an der Bassdrum. Insgesamt 7 Mikrofone. Dafür muss der Raum aber auch echt was hermachen.
    Aber ein guter Natursound ist sowieso immer die Grundvoraussetzung. Und der impliziert i.d.R. wenig bis gar keine Dämpfung, sondern eine gute Fellauswahl und Stimmung.


    Ein nahmikrofoniertes Set klingt moderner und lässt sich viel präziser und flexibler in den Mix einbetten (ist aber auch schwieriger zu mischen). Man kann damit bei entsprechendem Mixdown quasi einen "besser als die Realität" Sound erreichen. Dennoch ist das Ziel, dass es natürlich klingt. Es gibt viele "Experten", die Schlagzeug Aufnahmen nur mit Samples aus Libraries fett hinkriegen. Da wird dann teilweise alles komplett ersetzt.
    Ich mische nur Samples hinzu, wenn das unbedingt nötig ist und auch nur eigene, echte Samples. Für die Snare bspw. habe ich da ein paar Freifeld Samples auf Lager, mit einem Kleinmembran Kondensator Mikrofon aus ca. 70-80cm Entfernung schräg von oben aufgenommen. Klingt viel natürlicher und ausgewogener als eine nah mikrofonierte Snare.


    Aber es hat sich spätestens seit den 80ern eine Klangästhetik mit Nahmikrofonierung entwickelt, die heute sehr etabliert ist. Das natürlichste Ergebnis erreicht man mit Stereomikrofonierung aus Zuhörer Position ein paar Meter vor dem Set. Klingt aber komplett anders als ein komplett nahmikrofoniertes und entsprechend abgemischtes Set. Übrigens bilden die Overheads das Set nicht so natürlich ab, wie oft behauptet.


    Ich habe mich mit dem Thema sehr intensiv beschäftigt und würde an der Stelle einfach ein paar Links von meinen Ausführungen an anderen Stellen posten. Wird mir sonst zu viel Aufwand, das alles noch mal aufzuschreiben und außerdem gehört es ja hier nicht her. Falls Interesse besteht ...

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