Wichtiger als das absolute Gehör oder das absolute Timing ist meines Erachtens "kein Arschloch zu sein"
Die sog. weichen Faktoren sind sehr wichtig, mindesten so wichtig, wie in anderen Jobs auch, vielleich wichtiger. Der Hinweis auf das Tourleben oben passt da schon ganz gut. Ich mache gelegentlich Freelancer-Jobs, so wie neulich das Bob Dylan Tribute. Die gefragten Dinge sind:
- Pünktlichkeit
- vorbereitet sein, orientiert sein in der geforderten Musik
- Verlässlichkeit, sowas wie Absprachen auch einhalten
- unaufgeregtes Benehmen in den Proben und auf der Bühne
- nicht rumdaddeln, schon garnicht, wenn Gitarrist uns Keyboarder gerade etwas erarbeiten, nur spielen, wenn es gefordert ist
- nur spielen, was die Musik verlangt, nichts kaputtrommeln
- vernünftig gepflegtes Material am Start haben, das ohne Mucken funktioniert
Da gibt es sicher noch mehr, aber es geht eben nicht nur darum, was man am Instrument kann.
Mein unpsychologischer Ansatz: Such Dir einen soliden Job für Wasser, Brot und Dach über dem Kopf, der Dir genug Raum und Flexibilität für ein tolles Hobby lässt.
So habe ich mich auch entschieden. Nach einer Zeit in eine Tanz- und Showband in den 1990ern war mir klar, dass ich das nicht ewig machen will.
DEN prototypischen Berufsmusiker gibt es nicht, die Frage ist, was du hauptsächlich machen möchtest: Unterrichten, Studio-Jobs, Producer, Live-Cover?
Die Kardinalsfrage ist tatsächlich, in welche Branche man will:
- Bildung (also Unterricht)
- Unterhaltung (Covermucke, Künstlerbegleitung...)
- Freelance (Studio)
- Kunst (eigenes Material entwickeln, produzieren und aufführen)
Ich habe alles davon schon gemacht und so, wie ich das bei Profis in meinem Umfeld sehe, ist es für viele eine Kombination aus mind. 2 der Branchen. Wo die Auftrittsgagen nicht reichen, wird Unterricht gegeben. Ein Problem ist, Schülerstunden und Touren zu koordinieren. Für mich ist klar, dass ich eher wenig in der Unterhaltungsbranche unterwegs sein möchte, dafür mehr in der Kunst, auch wenn die Kunst meist weniger Geld einbringt. Diese Haltung kann ich mir leisten, weil ich mein Geld mit IT verdiene und die Musik nicht zwingend viel einbringen muss. Ist man auf Einnahmen aus der Musik angewiesen, entsteht schnell ein hoher Druck, auch Jobs anzunehmen, die man nicht so geil findet.