Unterschied Swing, Shuffle, Triplet Feel

  • "Feel" hat nichts mit Theorie und Noten zu tun.

    das eigentliche Musizieren nicht mit Sprechen

    Die Aussage verstehe ich nicht ganz. Sprechen, in welcher Sprache auch immer, hat viele parallelen mit der Musik. Tonhöhe. Betonungen, Phrasierungen usw.

    Sonst klingt man doch sehr mechanisch. Mache ich das gleiche beim spielen, dann hört es sich auch mechanisch an und es klingt einfach nicht.

    Die Schriftsprache sind wie notierte Noten. Stehen da und man kann sie lesen.

    Es gibt gute Vorleser, die lesen wie andere auf dem Klavier spielen.


    "Feel" beruht auf den theoretisch notierten Noten. Ob man jetzt Noten lesen kann oder nicht ist dabei eigentlich egal.

    Wie man die Noten spielt kann jeder selber entscheiden oder es steht dabei. Darum klingt jeder auch ein klein wenig anders, obwohl man eigentlich die selben Noten spielt.

    Das spielerische Können ist letztendlich nur das Handwerk, das Mittel für den Ausdruck.

    Da stimme ich dir zu.

  • Du hast meine Aussage ja auch nur bruchstückhaft zitiert. :/


    Der Vergleich von Schriftsprache mit Noten hinkt meiner Meinung nach. Äpfel und Birnen und so ... aber ich schreib jetzt auch noch zum zweiten Mal dazu, dass das meine Meinung ist. Muss man nicht verstehen.

    Ich habe deine Kernaussage zitiert.

    Deine Meinung kann ja auch deine bleiben. Habe auch nicht gesagt, dass deine falsch ist. Habe nur die meinige deiner gegenübergestellt.

  • Ich finde das schon vergleichbar.

    In den Noten stehen Informationen, damit man möglichst nah an das Original bzw. die Vorstellung des Komponisten heran kommt. Wie beim Text / einer Rolle in einem Theaterstück. Manchmal sind die Anweisungen sehr konkret, manchmal wage, je nach dem wie viel Interpretationsspielraum man dem Aufführenden geben möchte. Egal wie genau die Anweisungen sind, am Ende unterscheidet sich das Ergebnis immer von Person zu Person.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Ich würde dem allem zustimmen, außer ebenfalls der Sache mit dem Sprechen: Für mich ist gekonntes Musizieren eben genau mit Sprache und Sprechen vergleichbar. Man lernt Grammatik, Theorie, alle notwendigen Bewegugen des Mundes, der Lippen, der Zunge, des Kehlkopfs etc. (allerdings natürlich intuitiv als Baby), um dann freiheraus zu sprechen, was einem in den Sinn kommt. Man phrasiert dabei, ist rhythmisch, melodievoll, kurz oder ausufernd, laut oder leise, bedrohlich oder besänftigend, und all das hoffentlich möglichst ohne nachzudenken oder mechanisch gelernte Phrasen zu zitieren.

  • Für die meisten HobbytrommlerInnen mag das tatsächlich so sein. Ich spiele auch oft unreflektiert, wie es mir grad so gefällt.


    Wenn man sich allerdings fragt, woraus dieses "Feel" eigentlich besteht, kommt man auf die Hauptfaktoren innere Dynamik und kleine, systematische zeitliche Abweichungen bestimmter Schläge von der exakten Position im Takt.


    Innere Dynamik ist etwas, mit dem man sich auch im Hobbybereich mal beschäftigen sollte. Fragen wie "Wie laut spiele ich Ghostnotes?", "Wie laut muss die Bassdrum im Verhältnis zu Snare gespielt werden?", "Wie kriege ich die Hihat zum Grooven?" gehören dazu.


    Die zeitlichen Abweichungen von der exakten Position im Takt sind schwieriger zu trainieren. Ich habe schon Trommler erlebt, die das sehr gut kontrollieren können, die einzelne Instrumente des Sets gezielt vor oder hinter der Time spielen können. Auch das sog. Inbetween Feel gehört dazu, also das, was man z.B. für New Orleans-mäßige Musik braucht. Das sind nämlich keine exakten Triolenshuffles, aber auch keine geraden 8-tel, sondern eben dazwischen. Phil Maturano hat bei einem Workshop mal vorgeführt wie man diesen Shufflegrad stufenlos von geraden 8teln zu hart getackerten triolischen Shuffels variieren kann.

  • Den Vergleich kann ich schon nachvollziehen. Ich versuche da gerade nur detailierter zu differenzieren.

    Äpfel und Birnen sind auch beides Kernobst- und Rosengewächse. Sehen aber trotzdem anders aus und schmecken anders.


    Gesang ist bspw. auch kein Sprechen, obwohl beides auf die selbe Weise erzeugt wird.

    Mit einem Instrument "spricht" man natürlich auch bzw. ist das das Ziel des ganzen.


    Im Regelfall sind Alben und produzierte Musik ja die Kunstwerke, um die es letztendlich geht (und Live-Performances).

    Niemand - mal abgesehen von Komponisten - wird auf die Idee kommen, das nur in Notenform an die Konsumenten zu bringen. Und auch diese lassen es dann von einem Orchester performen und von Tonleuten aufzeichnen.


    Ganz anders verhält sich das z.B. bei Literatur. Bücher sind die Information (und die Kunstform) selbst, die jeder verstehen kann.

    Ich gebe zu, dass ich da als "ungelernter" Schlagzeuger, der sich bisher kaum mit Noten beschäftigt hat, natürlich meine eigene Sichtweise habe.


    Für die meisten HobbytrommlerInnen mag das tatsächlich so sein. Ich spiele auch oft unreflektiert, wie es mir grad so gefällt.


    Wenn man sich allerdings fragt, woraus dieses "Feel" eigentlich besteht, kommt man auf die Hauptfaktoren innere Dynamik und kleine, systematische zeitliche Abweichungen bestimmter Schläge von der exakten Position im Takt.


    Innere Dynamik ist etwas, mit dem man sich auch im Hobbybereich mal beschäftigen sollte. Fragen wie "Wie laut spiele ich Ghostnotes?", "Wie laut muss die Bassdrum im Verhältnis zu Snare gespielt werden?", "Wie kriege ich die Hihat zum Grooven?" gehören dazu.

    Wieso sollte es denn unreflektiert sein, wenn man so spielt wie es einem gerade gefällt? Gerade das ist doch reflektiert. Damit vertraut man sich selbst, seiner Intuition und seiner Wahrnehmung am meisten. Und das ist es ja letztendlich: der künstlerische Ausdruck ist die eigene Wahrnehmung und damit auch die Reflektion des Umfeldes.


    Über die Theorie hinter dem "Feel" und dem individuellen Timing hatten wir hier an anderer Stelle schon mal gesprochen, glaube ich. Die Summe der vielen Details, die das eigene Feel ausmachen und auszeichnen, eben.


    Die zeitlichen Abweichungen von der exakten Position im Takt sind schwieriger zu trainieren. Ich habe schon Trommler erlebt, die das sehr gut kontrollieren können, die einzelne Instrumente des Sets gezielt vor oder hinter der Time spielen können.

    Ein sehr interessanter Punkt! Einerseits ist hier eine gewisse Flexibilität und Wandlungsfähigkeit definitiv gut. Andererseits stellt sich aber auch die Frage, warum man das eigene Timing (Feel) derart verbiegen sollte, wenn es gut und passend für den Bereich ist, den man bedient. Und wenn es einen Wiedererkennungswert hat.

  • Wieso sollte es denn unreflektiert sein, wenn man so spielt wie es einem gerade gefällt?

    Mit unreflektiert meine ich, dass ich die verschienden Aspekte meines Trommelns nicht alle während des Spielens bewusst kontrolliere. Das kann ich auch garnicht. Es würde bedeuten, die emotionale Komponente weitgehend zu eliminieren und bewusste Kontrolle an die Stelle zu setzen.

    Andererseits stellt sich aber auch die Frage, warum man das eigene Timing (Feel) derart verbiegen sollte, wenn es gut und passend für den Bereich ist, den man bedient.

    Es kommt auf das Ziel an. Wenn ich als Freelancer ein möglichst großes Spektrum bedienen will, damit ich möglichst viele Jobs bekomme, sind verschiedene Fähigkeiten von Vorteil, wie Vom-Blatt-Spielen, ausgefeilte Technik und eben die bewusste Kontrolle über alle Aspekte des Grooves.

  • Mit unreflektiert meine ich, dass ich die verschienden Aspekte meines Trommelns nicht alle während des Spielens bewusst kontrolliere. Das kann ich auch garnicht. Es würde bedeuten, die emotionale Komponente weitgehend zu eliminieren und bewusste Kontrolle an die Stelle zu setzen.

    Ich glaube, das kann keiner so ganz - wobei die Grenzen sicher fließend sind. Das baut ja auch alles aufeinander auf. Man braucht einfach Automatismen, die sich aus der Übung und Spielerfahrung entwickeln, um über den Tellerrand - also bspw. die (emotionale) Begleitung einer Band - zu schauen.


    Ich habe auch noch keinen "normalsterblichen" Drummer (also nicht gerade Vinnie Colaiuta) gesehen, der auf der Bühne so vom Blatt spielt, dass er gleichzeitig immer noch wirklich zusammen mit der Band spielt und dabei auch noch groovt.


    Es kommt auf das Ziel an. Wenn ich als Freelancer ein möglichst großes Spektrum bedienen will, damit ich möglichst viele Jobs bekomme, sind verschiedene Fähigkeiten von Vorteil, wie Vom-Blatt-Spielen, ausgefeilte Technik und eben die bewusste Kontrolle über alle Aspekte des Grooves.

    Man lernt natürlich nie aus. Aber nach meiner bisherigen Erfahrung werde ich als "Freelancer" - zumindest bis zu einem gewissen Punkt - keine Probleme damit haben, an Jobs zu kommen, wenn ich Noten nur rudimentär nutze (nicht vom Blatt spiele) und lieber auf mein Gefühl vertraue statt bewusst mein Timing zu verbiegen.

  • Ihr setzt jetzt aber immer voraus, dass man ein erfahrener Schlagzeuger ist. Als Anfänger ist man zunächst doch viel mehr auf die Vorgaben des Notenblatts angewiesen.

    In meiner Lehrreihe ist zu lesen, dass der Drummer direkt weiß, was er zu tun hat, wenn das Stück z.B. mit "Swing" überschrieben ist.

    Ja, schön für den Drummer! Als Greenhorn sitzt du da und denkst: Swing? War das nicht Dean Martin oder Frank Sinatra? Wie geht Swing?


    Ich habe bis vor einem halben Jahr nie explizit auf das Schlagzeug geachtet. Das Hören kommt ja nicht von einem Tag auf den anderen. Das braucht Zeit.

    Inzwischen höre ich die Drums ständig, sogar im Tatort oder in der Werbung. Was nicht heißen soll, dass ich unbedingt verstehe, was da gespielt wird.

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

  • In meiner Lehrreihe ist zu lesen, dass der Drummer direkt weiß, was er zu tun hat, wenn das Stück z.B. mit "Swing" überschrieben ist.

    Ja, schön für den Drummer! Als Greenhorn sitzt du da und denkst: Swing? War das nicht Dean Martin oder Frank Sinatra? Wie geht Swing?

    Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Musikstilen, wie man diesen oder jenen spielt, ist Teil des großen Abenteuers "Ich lerne ein Instrument" mit dem Untertitel "das eigentlich nur gut im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten brauchbar ist".

    Es gibt Standardpatterns zu jedem Stil, quasi das Klischee einer Musikrichtung, die man sich erst mal draufschafft - ABER der wichtigere Teil ist, die Essenz der betreffenden Musik zu verinnerlichen, die Musik zu fühlen.


    Im Beispiel Swing (eine Richtung, die ich nicht beherrsche, also ich bewege mich hier aus der Komfortzone, echte Jazzer: bitte korrigiert mich) sind die Hauptinstrumente Ride, HiHat und Snare. Das Schlagzeug schafft den rhythmischen Rahmen durch die typische Ridefigur, die Snare begleitet/akzentuiert die Melodielinien der anderen Instrumente (das sog. Comping). Die Bassdrum ist nur für einzelne Akzente da, oder für einen Viertelpuls (ganz klassischer tanzbarer Swing). Mein Vater hat mit Mitte 50 angefangen zu trommeln und hatte relativ schnell einen überzeugenden Swing, obwohl er Null Technik und Ahnung vom Instrument hatte, weil er diese Musik mit der Muttermilch aufgesogen hatte. Mein Swing klingt bis heute eher etwas kantig.


    Das mag daran liegen, dass ich aus dem Rock komme. Im Rock (und auch meistens im Pop) ist der Backbeat das Zentrum, also die Snare auf 2 und 4. Dazu kommt die Bassdrum, die für mein Spiel noch wichtiger ist als die Snare, weil ich damit den Rhythmus um den Backbeat herum gestalte.


    Im Funk ist es eher das Wechselspiel zwischen Hand und Fuß gelegtlich angereichert mit komplexen Hihat-Figuren, der Backbeat ist zwar oft auch da, aber er ist nicht so im Zentrum, denn häufig sind die Beats gebrochen und die Snare taucht an ganz anderen Stellen auf und nicht nur auf 2 und 4. Ich spiele gern funky Zeugs, aber dennoch hört man meinen Beats die Wurzeln im Rock an, das denke ich zumindest.


    Und so weiter. Jede Musikrichtung hat ihre Standards, die man irgendwann kennen sollte, ohne sie unbedingt spielen können zu müssen. Aus meiner Erfahrung bekommt man wesentlich leichter einen Zugang zu Musik, die man wirklich mag und oft gehört hat - eben weil man sie fühlt.

  • Aus meiner Erfahrung bekommt man wesentlich leichter einen Zugang zu Musik, die man wirklich mag und oft gehört hat - eben weil man sie fühlt.

    Das deckt sich mit meinen Erfahrungen.

    Ich fand schon als Kind generell Orchester- und Big Band-Musik faszinierend. Damals habe ich sowas rauf und runter gehört, ohne jede Absicht, selber aktiv zu musizieren.

    Aber ich konnte später, als es schlagzeugmäßig bei mir begann, problemlos alle möglichen Stile, egal ob Rumba, Cha-Cha, Tango oder eben Swing problemlos abrufen.


    Viel hören war für mich der Schlüssel.

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Okay, habe im letzten Unterricht mit dem 12 Takt-Blues Schema angefangen. Der Lehrer hat mir dazu Erklärungen gegeben (Problem und Auflösung usw.) . Das habe ich auch verstanden.

    Er gab mir ein Playalong, das maßgeschneidert auf dieses Schema passt, mit ein paar passenden Fills.

    Mein Problem ist nun, dass ich es nicht fertig bringe, mir dieses Playalong anzuhören. Es löst bei mir diese Weglauftendenz aus und ich habe null Freude an dieser Übung, aufgrund dieses Fahrstuhl-Gedudels.

    Um mir selbst zu helfen, habe ich mir einen Blues heraus gesucht, der mir gefällt:

    Elvis - Reconsider Baby

    Er hält sich allerdings nur bedingt an dieses 12 Takte-Schema. Aber es funktioniert einigermaßen.

    Jetzt wurde mir langweilig und ich habe "Down In The Alley" dazu genommen. Hier geht gar nichts mehr. Die Musiker machen einfach was sie wollen.

    Kann jemand helfen? Was für ein Schema ist das?


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    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

  • Das ist das Schema "Down in the Alley".

    Wie kommst Du auf die Idee, die Musiker machten "einfach was sie wollen"? Sie spielen schlicht und ergreifend eben dieses Lied "Down in the Alley - auch wenn Du lieber einen 12-taktigen Blues hören würdest.


    Songtip:

    Suche mal nach "Turtle Blues" von "Big Brother & the Holding Company" auf dem Album "Cheap Thrills". Diese Version ist meines Wissens ohne Schlagzeug, sodass Du wunderbar dazu trommeln kannst - 12 Takte und harmonisch astreines Blues-Schema.


    M.

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