Beiträge von nils

    Sollte man das Schlagzeug eigentlich eher als Ein ( als gesamtes) Instrument sehen.

    Ein Stereopaar als Hauptmikrofonsystem bildet ja genau diesen Ansatz ab. Dabei ist aber die etablierte Hörerwartung, dass Bassdrum und Snare in die Mitte gepant werden. Gerade bei der Bassdrum ist das auch sinnvoll, weil die Wiedergabe viel Leistung benötigt, die am besten symmetrisch auf die Lautsprecher verteilt werden sollte.


    Jetzt bloß auf den Auftreffpunkt/Schlagpunkt zu reduzieren ist ja fast schon Frevel und würde ja allein schon optisch einer schönen Grossen Trommel gar nicht gerecht werden.

    Die Richtungsortung des Gehörs findet aber primär über den Attackanteil der Trommeln statt, weil die darin enthaltenen Frequenzen ausgewertet werden. Unterhalb von 250 Hz hat der Mensch kein Richtungshören, was daran liegt, dass primär die Laufzeitdifferenz durch das Gehör ausgewertet wird, die Intensität spielt eine geringere Rolle.


    Die Snare z.B. versteckt sich nicht selten, zwar nicht immer genau mittig, aber meist (nicht immer) hinter BD. Wäre also eher was Richtung "Tiefe"
    Optisch gesehen konzentriert sich doch, vieles, bei einem "normal" großen Set, doch vieles um oder Nahe einen eher "Punkt" oder besser Stelle.
    Also, eher dahin evtl. als Ein Ganzes (Instrument) zu sehen. Je weiter ich als Zuhörer und Zuseher weg stehen, desto mehr "schrumpft`s".

    Die Tiefenstaffelung im Mix wird im Wesentlichen über die Anfangszeitlücke des Reflexionsanteils der jeweiligen Spur bestimmt. Je größer diese ist, desto näher wird ein Instrument wahrgenommen.
    Die Stereobreite des Schlagzeugs als Ganzes wird über die Positionierung der Mikrofone eingestellt. Bei Intensitätsstereofonie passiert dies über den Anstellwinkel der Mikros zueinander (XY) bzw. über den GAIN des Mitte- oder Seitenkanals (MS). Bei Laufzeitstereofonie ( AB ) oder Äquivalenzstereofonie (ORTF, NOS, Glyn Johns, Recorderman) kommt bei der Richtungsortung noch der Zeitversatz einer Signalquelle je nach Abstandsunterschied zu den beiden Mikros hinzu.
    Wie breit man das Set im Mix macht, ist eine Geschmackssache, der Einsatz der verschiedenen Positionierungen hängt vom Zweck ab, z.B. ob die Aufnahme monokompatibel sein muss.


    Ich könnte noch sehr viel dazu schreiben, aber das würde ein Buch füllen (oh, hat es ja schon).

    Bei 2BD ist dies auch nicht möglich.

    Wie verteilst du bei 2 Kicks die Signale im Stereobild? Wenn du sie von den Overheads fernhälst, kannst du sie ja auch beide in die Mitte schieben.
    Grundsätzlich hat ein komplett separiertes Bassdrumsignal auch den Vorteil, dass man einzelne Schläge leicht schieben kann, wenn die nicht richtig sitzen. Wenn sie stark im Overheadsignal sind, wird das schwieriger.

    In den Videos wird die Aufnahmephilosophie vertreten, dass der Klang des Schlagzeugs maßgeblich auf den Overheads basieren soll. Ich teile diesen Ansatz für die meisten Musikstile, aber es ist nicht der einzig mögliche. Insbesondere in härten Gangarten mikrofoniert man gerne alles einzeln (aufgenommen als Monospuren), auch die Becken, und macht das Stereobild an der Konsole.

    Fernab von AB, XY, ORTF, Recorderman, Mid/Side und Glyn Johns gibt es noch zwei weitere Techniken für's Drum-Recording, die ein Schattendasein fristen.
    Vielleicht weiss jemand wie man es nennt. Es wird von George Massenburg eingesetzt.
    https://youtu.be/odrjwr8a4VI?t=138
    https://youtu.be/OZOVZQgXl9k?t=44


    Der Ansatz, die Overheads immer gleich weit von Bassdrum UND Snare zu platzieren, sollte für ALLE Mikrofonierungen gelten, auch die Klassiker, die oben aufgelistet sind. Mindestens die Snare gehört genau in die Mitte. Die Stereoachse verläuft dabei durch die Snaremitte und den Auftreffpunkt des Schlegels auf den Bassdrumschlagfell.
    Was man bei Herrn Massenburg sieht, ist ein asymmetrisches groß-AB und nicht so ungewöhnlich.


    Ein wertvoller Tipp ist sein Ansatz der Bassdrummikrofonierung. Man kann durch Veränderung des Abstands des etwas entfernten Mikros die Bassdrum pitchen. Da die Basisfrequenz sehr niedrig ist, erreicht man durch den Zeitversatz der beiden Spuren von Nahmikro und entferntem Mirko eine Impulsverbreiterung, was nichts anderes ist, als dass die Trommel sich tiefer anhört, als sie akustisch klingt. In einem gewissen Rahmen kann man diesen Effekt durch Variation des Abstands einstellen. Zu weit weg entsteht allerdings ein Flam. Das kann man natürlich auch später am Rechner noch machen. Man könnte das auch mit nur einem Mikro machen, indem man die eine Spur in der DAW kopiert, die Höhen rausnimmt und etwas nach hinten schiebt.



    Einigen wird es sicher bekannt sein (Blumlein). https://youtu.be/2GkDCGpVuBs?t=32


    Blumlein hat für Schlagzeugaufnahmen den Nachteil, dass die Reflexionen von der Deckenseite sehr stark eingefangen werden, da die Mikrofone echte 8ten sind und somit über der Mikrofonanordnung ein Aufnahmewinkel von 75 Grad entsteht, der symmetrisch zu dem unterhalb ist. Wäre nicht meine erste Wahl.

    Gretsch Renown: Vor Jahren mal angespielt und in guter Erinnerung behalten. Eigentlich sogar mein klanglicher und optischer Favorit, aber leider keine ungebohrte BD.

    Bei Gretsch gibt es leider neben dem Licht auch viel Schatten. Selbst teuere Sets haben wenig Spannböckchen und Konstruktionsmängel, wie zu klein dimensionierte Gewinde, die schnell ausreißen und die Verarbeitungsqualität kann nicht mit Yama, Pearl und Tama mithalten. Für mich stimmt das Preis/Leistungs-Verhältnis nicht.

    Yamaha Tour custom: Die große Unbekannte

    Bei Yamaha gibt es keinen Schrott. Alle Yamaha Trommeln/Sets, die ich jemals in den Fingern hatte, waren sauber und solide gebaut und hatten tourtaugliche Hardware, auch die günstigen Stage Customs.

    Mapex Saturn V: Bereits angespielt und klanglich für gut befunden. Die Lackierungen und Hardware gefallen mir nicht soooo gut. Das Auge spielt bekanntlich mit

    Mapex ist auch immer gut für einen Konstruktionsfehler im Detail. Ich erinnere mich noch an eine neue Galgenstaivserie, die auf der Musikmesse präsentiert wurde, bei der der Ausleger zu dünn für die Klemm-Muffe war und deshalb nicht richtig festgezogen werden konnte.

    Pearl Master Complete: Bereits angespielt und für gut befunden. Vom Aufbau her mein Favorit, aber leider keine Kugelarme bei Pearl…

    Pearl ist bei der Verarbeitung ganz weit vorne, genau so wie Tama, Yamaha und Sonor. Wenn du die Kugelarme verschmerzen kannst....ich hab tatsächlich mal 5 passende Kugelarme von Basix erwerben können, die jetzt in meinen Pearl-Sets zum Einsatz kommen.


    Lange Rede, kurzer Sinn, für mich sind Gretsch und Mapex raus und die Auswahl damit aus oben genannten Gründen auf Yamaha und Pearl zusammengeschrumpft.

    Also, es hängt natürlich maßgeblich von deinem Geschmack ab, was für dich besser klingt. Das "pure" hat dünnere Kessel bei gleicher Reihenfolge der Schichtung.
    Dünnere Kessel => weniger Attack + mehr Ton. Dadurch wirkt es etwas leiser, aber eben auch resonanter als das klassische Reference. Für mich wäre es eine einfache Entscheidung.

    Mein Bühnensetup ist für leise bis mittellaut gedacht. 16er Floortom als Bassdrum, 8er und 10er Tom, 8er Snare (umgebautes Rototom), dünnes Blech, gespielt mit Nylonbesen.


    Das klingt dann so:
    [video]

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    [/video]

    Aber woran erkenne ich ein gutes Schnäppchen?


    Das erkennst du nur, wenn du dich auf dem Markt ein wenig auskennst. Der Preis alleine sagt nicht viel, es kommt auf verschiedene Faktoren an:


    - Alter und Zustand der Trommeln - wenn Du ein einigermaßen tourtaugliches Material willst, sollte das Set nicht älter als 1980er Jahre sein, denn ab da gab es im Schnitt bessere Hardware. Kratzer tun dem Klang i.d.R. keinen Abbruch. (siehe auch die wichtigen Hinweise zum Zustand der Trommeln und Felle aus dem Post von Manuel)


    - Marke - Yamaha, Tama, Pearl und Sonor wären die Marken, bei denen ich schauen würde, Stichwort Wiederverkaufswert (manche Marken haben einen Vintage-Nimbus für den man extra zahlt, etwa bei Ludwig oder Slingerland) - generell findet man bei Yamaha gar keinen Schrott, bei Tama (Imperialstar und ggf. Swingstar[je nach Generation] vermeiden), Sonor (500 vermeiden) und Pearl (Target und Forum Serie vermeiden) sollte man schon genauer auf die Serie und das Alter schauen.


    - Lieferumfang, also Anzahl der Trommeln, Hardware, Becken - ggf. lassen sich Einzelteile, die man nicht braucht, direkt weiterverkaufen und refinanzieren so einen Teil des Kaufpreises


    Ich würde die Schlagzeuge der o.g. Marken auf ebay und bei ebay Kleinanzeigen eine Weile verfolgen, dann bekommst du einen Eindruck, für welche Kurse die in der Regel verkauft werden. Mit dem Wissen kannst du dann Schnäppchen erkennen.


    da du wahrscheinlich erst mal Stimmen lernen musst.

    WORD!

    Sowas hier könnt ein guter Einstieg sein:
    Pearl Export aus den 80ern
    Startgebot sind 399, aber ich würde einen Preisvorschlag schicken, dann geht es vielleicht für 320-350. Sieht gut aus, ist solide und geht auch für anständiges Geld wieder weg, wenn es sein soll. Es wird auch verschickt.


    Oder das hier: Tama Swingstar
    Für 250 (Preisvorschlag senden) könnte es gehen.

    Übers Alter wurde ja schon viel geschrieben, deswegen schreibe ich mal über's Material.


    Neu ist schön, aber gebraucht gibts mehr fürs Geld. Viel mehr. Für wenige hundert Euro kannst du schon sehr anständiges Material bekommen, das auch noch lange hält, Trommeln sind schließlich sehr langlebige Produkte. Außerdem kannst du gute Gebrauchtschlagzeuge bei Nichtgefallen verlustarm wieder verkaufen.

    Gilt es neben dem Durchmesser und der Anzahl der Löcher für die Montage an den Stimmböckchen noch etwas zu beachten, damit dann Spannreifen und Snare auch wirklich zusammenpassen?


    Ja, es gibt Teppichabhebungen, die besonders große Schlitze im Resospannreifen brauchen, wie Parallel- und Pseudoparallelabhebungen und alle, die für überlange Teppiche geeignet sind.

    dass das Schlagzeug ein eher mathematisches Instrument ist,


    Die gesamte Musik Mathematik (und Physik), insbesondere die Arten, die aus europäischer Tradition hervorgegangen sind. Bei Rhythmik ist es ziemlich offensichtlich, aber auch Harmonik bzw. Harmonielehre, wie wir sie heute verstehen, gehen auf systematische Beschäftigung mit dem Zusammenklang von Tönen zurück, die in der Zeit der Aufklärung ihren Anfang nahm. Man schaue auch mal hier bei Wikipedia.
    Diese eher wissenschaftliche Sichtweise der Musik ist im Kern mathematisch geprägt. Vermutlich kennen die meisten hier auch den Quintenzirkel oder haben mal was von Kadenz, diatonischer Terzschichtung oder Stufentheorie gehört.