Authentisch kann es mMn nur sein, wenn die Band einen Stil verstanden hat. Musik muss man fühlen, und bei manchen Genres ist das gar nicht so einfach weil der Kontext in der eigenen Gesellschaft fehlt.
Beispiel Blues: den fühlt man nicht durch das Lesen von Geschichtsbüchern. Das reine Wissen, worum es geht, reicht meist nicht aus. Blues, der nicht den ursprünglichen Wurzeln entstammt, ist oft nahezu seelenlos.
Elvis wurde (und wird noch immer) von einigen Menschen kulturelle Aneignung vorgeworfen. Nun gut, immerhin ist er im Blues-Delta geboren, hat von Kindheit an den Blues aufgesogen und die Rassentrennung hautnah miterlebt. Seiner armen Herkunft war es geschuldet , dass er praktisch als Schwarzer groß wurde. Erst später half ihm seine Hautfarbe, Erfolg mit seiner Musik zu haben. Durch seine Kindheit und Jugend war er zeitlebens ein Schwarzweißer.
Besonders authentisch hat er dann den Blues - und auch viele Gospels - gebracht.
Aber der Blues einer bayrischen Kombo (oder von mir aus auch einer Band aus Hamburg) wird sich nie so anhören und anfühlen, wie der Blues aus Memphis oder New Orleans.
Ich war irgendwo in Alabama unterwegs. Dünn besiedeltes Gebiet, ein Haus, 2 Kirchen und ne Tankstelle. Neben der Zapfsäule saß ein älterer Mann in einem Schaukelstuhl. Daneben als Deko ein bunt angestrichener Marterpfahl. Ich denke, ich war die einzige Kundschaft innerhalb einer Woche. Er betankte seelenruhig mein Auto, putzte die Scheiben und verkaufte mir ne Flasche Gatorade. Als ich weiter fuhr, dachte ich: "Jetzt verstehe ich Country!". Genau in dem Moment hatte ich ihn verstanden. Ja, so war das.