Hammu: Da hast du nicht unrecht. Mir ist aber auch immer wieder aufgefallen, dass schon kleinere Tempoänderungen einen großen Einfluss auf das Ergebnis haben können.
Oft fühlt sich ein Lied live besser an, wenn man es schneller spielt. Das wird auch verstärkt, wenn man davor z.B. ein schnelleres Lied gespielt hat. Oder die Bridge des Lieds ist rockiger und geht einfach besser ab, wenn man das Tempo anzieht, oder besser: Wenn man aufhört, das Tempo (zumindest gefühlt) zu bremsen.
Bei Aufnahmen habe ich aber schon sehr oft genau das gedacht, was der Threadstarter geschrieben hat: Selbst wenn es sich beim Spielen nicht notwendigerweise so anfühlt, kann das Ergebnis ziemlich gehetzt klingen. Das Feeling des Songs kann schon bei ein paar bpm mehr verloren gehen.
Wenn man seine Mitmusiker da im Zaum halten muss, kann es niemals richtig gut werden, weil man doch irgendwie gegeneinander anspielt. Selbst wenn man das Tempo stur hält, kann der Gitarrist das Feeling kaputt spielen, wenn er nach vorne drängt und die ganze Zeit treibt.
Als Lösung fällt mir nur ein, den zu flotten Musiker musikalisch wieder einzufangen. Wenn ich jemanden aus unserer Band wieder beruhigen will (:-)), dann klappt das mit Blickkontakt und großen Gesten. Ich versuche ihm das Feeling und Tempo des Songs zu zeigen. Nur wenn er das wieder bewusst übernimmt, ist ordentliches Zusammenspiel möglich. Je nach Musikerkollege kann das aber sehr mühsam sein. Es hilft aber schon, immer mal drüber zu sprechen, Zeichen zu vereinbaren.
Das Problem ist, dass einige Musiker, insbesondere gitarrespielende Sänger, sehr wenig auf den Rest der Band hören und sich eher begleiten lassen. Wenn die etwas bewusster den Rest wahrnehmen würden und sich mehr auf das Zusammenspiel einlassen würden, hätte man die Temposchwankungen sicher besser im Griff. Daran muss man die Kollegen gelegentlich erinnern.
Vielleicht kann man das üben, indem der Schlagzeuger das Tempo vorgibt und der Rest der Band dazu ein paar ausgemachte Akkorde fitschelt. Der Schlagzeuger kann dann das Tempo deutlich variieren (mal schneller, dann wieder langsamer werden) und der Rest muss folgen und das Feel übernehmen.