In Deutsch mussten wir reden schreiben und vortragen.
Der Thread hat mich sehr inspiriert, sodass ich die Rede über TH geschrieben habe.
Ich stell sie einfach mal rein. Sorry scho ma, wenn sich wer angegriffen fühlt oder so
Liebe Mitschülerinnen, liebe Mitschüler,
Diejenigen unter euch, die halbwegs Ahnung von Musik haben, aber auch die Laien, sehen Tokio Hotel sicherlich auch als Schandfleck für die deutsche Musikindustrie. Egal, ob ihr Hip Hop, elektronische Musik, Punk oder Metal mögt. Im Fernsehen sind die vier fast immer Fullplayback, oder zumindest Halbplayback (nur Gesang live) zu sehen, das Album wurde nicht selbst, sondern von Berufsstudiomusikern eingespielt und sie sehen aus wie Marionettenpuppen der kommerziellen Plattenindustrie, die lediglich darauf aus ist, das Produkt Tokio Hotel zu vermarkten. Wer sie einmal live gesehen, oder gehört hat, weiß auch ihr beschränktes musikalisches Können einzuschätzen. Dennoch kommen sie gut bei der, von der Plattenfirma ausgerufenen Zielgruppe der 8-14 jährigen Mädchen an. Verpickelte, Zahnspangen tragende Mädchen, aber auch Jungen fahren voll auf die Band ab. Die Frage, die sich jedem Musiker mit gesundem Menschenverstand stellt ist: „Warum?“
Auf die einzelnen kommerziellen und profibegierigen Vermarktungsstrategien möchte ich gar nicht weiter eingehen. Vielmehr möchte ich versuchen, dem Hype um Tokio Hotel nicht doch etwas Positives abzugewinnen.
Ist es nicht so, dass viele der Tokiohotelfans gar keine Ahnung von Musik haben, als dass sie das musikalische Können der Jungs einschätzen könnten?
Ist es nicht so, dass viele der Tokiohotelfans erstmals eine Band sehen und hören, die Musik (nach Außen)mit richtigen Instrumenten macht?
Anders als amerikanische Gansterrapper, wummerende Technobeats, oder deutsche Solokünstler wird hier sichtbar Musik gemacht. Die Fans sehen vier Jungen, die vier unterschiedliche Instrumente spielen und zusammen Musik entstehen lassen. Ich möchte mit dem Beispiel des Schlagzeugers fortfahren. Die Fans schauen dem Schlagzeuger zu, wie er beispielsweise auf ein Becken schlägt und hören folgerichtig ein „Bisch!“. Dass dieses „Bisch!“ nur vom Band kommt ist hier zweitrangig, da es die Kinder sowieso nicht begreifen.
Nehmen wir also an, ein 13 jähriger Junge (nennen wir ihn Markus) der die Musik hört, die ihm die Medien vorsetzen, sieht die Band Tokio Hotel und kauft sich deren Platte. Auch optisch findet er die Jungs total cool, schließlich hat die Plattenindustrie dazu beigetragen, dass die Jungs optisch gut bei der Zielgruppe ankommen. Markus gefallen die Musik und die scheinbar tiefgründigen Texte und er besucht sie auf einem Konzert – der Knackpunkt.
Er sieht den Schlagzeuger, wie er dynamisch auf seinem Set rumtrommelt. Er sieht, dass man Musik entstehen lassen kann und ist zusätzlich von der Person des Schlagzeugers fasziniert. Markus entschließt sich Schlagzeugunterricht zu nehmen und das Instrument zu erlernen. Er entdeckt die Faszination Musik zu machen. Wenige Monate später ist der Hype um die Band vorbei, doch er liebt das Schlagzeugspielen immer noch und beschäftigt sich fortlaufend mit anderen Bands, die Musik mit richtigen Instrumenten machen. Er entdeckt Bands wir Nirvana, Metallica, oder System of a Down. Schon bald bereut Markus seine Liebe in der musikalischen Vergangenheit. Welche Rolle hierbei Tokio Hotel spielt ist klar – die Entscheidende!
Denn durch Tokiohotel und die herzlose Vermarktung geraten Kinder und präpubertäre Jugendliche an die Band und entdecken wie in Markus’ Fall die Faszination, selbst Musik zu machen. Tokiohotel bietet den Zugang zur Ware Musik und die Kinder entdecken Monate, vielleicht Jahre später die wahre Musik für sich.
In einem Zeitalter, in dem Kinder und Jugendliche mehr vor dem PC sitzen, als die Leidenschaft der Musik oder des Sports zu finden, ist eine solche Band wie Tokiohotel musikalisch zwar unterstes Niveau, aber ein Mittel Kinder zur Musik zu bewegen. So können auch richtige Musiker, die die Band nicht mögen, dem ganzen Hype etwas Positives abgewinnen, wenn sie sehen, dass sich wieder mehr Kinder für Musik begeistern können.
Vielen Dank.