Samba, Bossanova???

  • Hi
    Ich spiel seit heute in nem Projekt mit ner tanzband und soll Standards wie Bossanova, Samba etc. spielen. Ich hab das aber bis jetzt alles noch nie gemacht und wollt euch fragen ob jemand weiß woher ich noten für solche standards bekomme???
    MfG Andy

    "Die Geister die ich rief, werd ich nun nicht los"

  • Unter anderem bei Günter Kiesant "der moderne drummer". In der Ausgabe von 1976 (DDR) steht da auch noch was von "Beatrhythmen", aber die kann man als moderner Drummer :D ja ignorieren. Ansonsten hat's Samba, Bossanova, Mambo und in Arrangements mit Percussions noch Calypso, Beguine, Afro-Cubano, Bolero, Cha-Cha-, Conga, Jazz-Mambo.


    Gruß Brownie


    http://www.reel-feelings.de
    Rock'n'Reel statt Folxtrott


    http://www.diefussgaenger.de
    Schuld war nur der Bossanova

    Neu hier? Willkommen!
    Hier erhältst du unser kostenloses Einsteigerpaket - da gibt's schon Antworten auf deine Fragen - und dort wirst du automatisch geholfen.


    Sagt die Fermate: "Ich halt's nicht mehr aus!".

  • Schaff dir den Standard Bossa drauf, erarbeite dir Unabhängigkeit über die Fußfigur, hör dir die 1950er Sachen von Stan Getz an, zieh dir das rein, spiel es so... :D

  • Hi Andy,
    um die ganze Sache von der technischen Seite aufzurollen empfehle ich das Buch(mit CD)"Brazilian Coordination for Drumset" von Maria Martinez. In diesem Werk findest Du eine Menge Bossa-u. Sambarhythmen, als auch eine Menge Independence Studies. Ein geniales Buch (mit CD) welches sich geschichtlich u. mit den sogenannten Key-Pattern u. ursprünglichen Percussion-Grooves Brasiliens auseinandersetzt ist das Buch "Brazilian Music Workshop" von Antonio Adolfo. Denn man kann nur Samba verstehen und bestens reproduzieren wenn man die Essentials der grundlegenden Percussioninstrumente beherrscht. Auch viele CD´s hören. Hier ein paar wichtige Brasilianische Musiker:
    Eliane Elias, Gilberto Gil, Astrud Gilberto,Luiz Gonzaga,
    Antonio Carlos Jobim, Tania Maria, Sergio Mendes,
    Airt Moreira u. die Band Olodum. Vielleicht auch mal probieren in einer Samba Gruppe mit vielen Percussionisten zu landen. Look at :
    http://www.samba-online.de Gruß ARMIN

  • Armin, deine Tipps sind sicherlich gut gemeint und ich hätte ihm auch noch Bücher zu dem Thema empfehlen können. Es gibt auch eins das heißt glaube "Afro-Brazilian Rhythms for Drumsets" oder so ähnlich, aber:


    Zitat

    Ich spiel seit heute in nem Projekt mit ner tanzband und soll Standards wie Bossanova, Samba etc. spielen.


    Er will sein Leben nicht dem authentischen Samba (Batucada) widmen, er will einfach nur nen paar Covernummern halbwegs amtlich auf Tanzmuckelevel zocken lernen. Tanzmucke Samba und Bossa hat mit dem authentischen Karnivalssamba gar nix zu tun. Klar schadet Bildung nie, aber es gibt auch die begrenzte Ressource Zeit.

  • Das ist der Standard Musikschul-/Lehrbuch Bossa, der genau richtig für die Tanzmuckeanwendung ist. Jetzt noch Stan Getz hören und so ein bisschen dabei draufkommen und dann klappt das schon.

  • Genau. Wichtig hierbei: HiHat (oder Ride) möglichst gerade spielen, alle Schläge gleich, also nicht wippen wie im Rock. Und die BD nicht zu laut. Der Bassist spielt i.d.R. dieses BD-Pattern mit, meist Grundton und Quinte. Spiel auf der Snare am Besten Rimclicks.

    BORIS.

    Einmal editiert, zuletzt von ElEhnez ()

  • Sorry, wenn ich da etwas klugscheißen muss:


    (1) Ist der Ausdruck "Clave" und auch die Umkehrung von 3/2 auf 2/3 nicht eher ne Cubanische Angelegenheit? Von mir aus die anderen Inseln drumherum (Puerto Rico, Dominikanische Republik), aber jedenfalls nicht brasilianisch.


    (2) Die Samba Figuren auf Snare oder irgendwelchen Glocken leben doch in der Regel von der Umspielung der 1 des zweiten Taktes (oder der 3, wenn man eintaktig notiert), deine Standardfigur spielt aber in beiden Takten auf die 1 und soviel Downbeat-Akzentuierung klingt normalerweise nicht sonderlich latinmäßig. Latinfeels entstehen doch gerade durch das Vorziehen von Akzenten.


    Ich kenne als Standardsambaakzentpattern eher das Folgende:


    X_X_XX_X_X_XX_X_


    Das kann man auf Becken, Snare, Toms, Bells, Woodblocks oder Radkappen spielen, man kann das sogar pfeifen, gerne werden Einzel- und Doppelschläge auch auf zwei Klangkörper verteilt.


    (3) Getretene Hihat auf 2 und 4 fehlt.


    (4) ElEhnez: man kann auch akzentuiert Becken spielen, da gibt es keine Regel, nach der man da gleichmäßige Achtel durchzocken müsste.


    (5) BD Variationen:


    jeweils einen der beiden Vorschäge im Pattern weglassen (BD=B, H=getretene Hihat, x=leer):
    BxHBBxHxBxHBBxHx
    BxHxBxHBBxHxBxHB [und umgekehrt]
    BxHBBxHxBxHBBxBx [bei der letzten BD auf der Vier natürlich die Hihat gleichzeitig weitertreten, kann man ebenfalls umdrehen, also die BD auf Vier im ersten Takt]

  • die hihat muss nicht sein, va wird der beat selbst auf der hihat gespielt in diesem fall. aber tönt auf ride auch cool


    beim samba pattern bin ich gleicher meinung


    und das typische für bossa ist imho einfach dieses snarepattern mit rimshot. alles andere kann variiert werden..

  • für DF:


    (1) der begriff clave (=schlüssel) wirdsowohl in der afro-cubanischen als auch in anderen traditionen vewendet. i.d.R. wird dabeibei zwischen Son-,Rhumba und Bossa-Clave unterschieden.


    (2) die betonten Schläge nennt man auch "Cascara" (= Schale,Kessel) und wird/wurde ursprünglich auf dem kessel von timbales gespielt. dazu kommen dann "downbeat" betonungen auf 1 und 3 z.b. von einer Surdo. Das notierte Muster wird häufigst in Tanzmuckerkreisen verwendet.
    Du hast selber weiter oben darauf hingewiesen das es hier nicht um traditionelle sonder um im kontext "tanzmucke" funktionierende pattern geht.
    (3) auf die getretene hi-hat hab ich verzichtet um nicht noch mehr noten pinnen zu müssen.
    (4) genau.
    (5) BD-Variationen sind was feines, aber wie gesagt gehts um "Survival-Patterns"




    stay tuned


    Matz™

  • zu 2) Timbales sind nun aber wirklich was Cubanisches, genau wie die Cascara Pattern, die ja ursprünglich Palitos (Stöckchen) hießen, weil man sie mit Stöcken auf einer zwischen die Knie geklemmten Holzrolle spielte. Macht immer noch jedes halbwegs authetische Rumbaensemble. Erst in Salsabands hat das der Timbalero übernommen. Das wichtigste bei den Cascara Pattern ist übrigens, dass sie steady durchgehen und nicht die Akzentuierung der Clave aufnehmen. Das Standardpattern ist (3/2):


    X_XX_X_XX_X_XX_X


    Im Samba und Bossa gibt es keine Cascara Pattern, so viel ich weiß. Der Grundbeat setzt sich aus Surdo und Contrasurdo (Basstrommeln, ähnlich Standtoms), Repenique (flache, kleine Blechtrommel), Tamborim, Agogo Bells und Pfeifen zusammen. Bossa ist ein Kunstrhythmus fürs Ballroomdancing weißer Pinkel in den 20er Jahren. Bossa war also schon immer Tanzmucke, genau wie Tscha Tscha.

  • macht jetz mal keinen kindergarten auf df & matzd., ihr meint doch beide dasselbe! und, dass ihr beide be2wandert seid, kann man auch erkennen - is ja gut jetz :]

    come to where the rock is!

  • Es geht hier nicht um Kindergarten. Es geht darum, einem weit verbreiteten Missverständnis vorzubeugen. Sehr viele, auch studierte Drumset-Trommler, haben bezüglich Latin ein gefährliches Halbwissen. Dies liegt daran, dass dort auch viel Falsches in Lehrbüchern steht und unterrichtet wird.


    Warum bin ich mir da so sicher? Ich bin über einen Freund, der selber ein recht guter Percussionist (Congas, Timbales, Bongos) ist, zum Trommeln gekommen. Er hatte bei Einheimischen Unterricht (z.B. Martin Verdonk), war mehrfach auf Cuba und hat dort auch Leute von Los Van Van (sehr pouläre Cubanische Band, der man die Erfindung des Songo nachsagt) kennengelernt und mit ihnen gezockt. Er hat auch hier in verschiedenen Funk-, Fusion- und Salsa-Bands gespielt und ich vertraue darauf, was er sagt. Zudem ist das auch in einschlägigen Lehrbüchern festgehalten und zwar nicht solche von westlichen Drumsettrommlern, sondern eben welche von Einheimischen (Robbie Ameen, Frank Malabe).


    Warum halte ich einige Dinge für falsch? Falsch deshalb, weil diese Musik eine Art Folklore ist, deren Funktionsfähigkeit maßgeblich vom Zusammenspiel bestimmter Percussioninstrumente abhängt. Da existiert nur ein begrenzter Spielraum für Abweichungen. Es gibt dort zwar rhythmische Improvisation, aber nur in einem sehr festgelegten Rahmen, weil sonst das Feeling der Musik flöten geht.


    Es geht beim Latin am Drumset immer um die Übersetzung von Percussionstimmen auf das Instrument Drumset! Das ist immer eine Reduktion und ist nie ganz authentisch. Aber das Grundfeeling lässt sich übertragen und darum geht es.


    Die meisten Drummer lernen Latin über den Kontakt mit brasilianischen Rhythmen kennen. In jedem Schlagzeugbuch steht, wie ein Bossa zu spielen ist. Bossa ist ein Kunstrhythmus für das Schlagzeug. Er ist nie ganz authentische Folklore. Er ist immer eine Art abgespeckter Balladensamba. Dementsprechend ist er straighter, weniger aufdringlich, behält aber den Grundcharakter eines Samba. Er besteht aus BD-Figur, Becken und Rimclick auf der Snare und ist oben in der Grundform notiert.


    Richtigen Samba spielt man auf den Straßen Brasilien zum Karnival. Die Bassfigur wird auf mindestens zwei standtomartigen Trommeln, Surdo und Contrasurdo, gespielt. Darüber legen sich Bellstimmen, Sambapfeifen, Tamborim und eine Art flache Snare und/oder eine kleine Blechtrommel (Repenique), das sind hier quasi die Solotrommeln. Diese Trommeln sind scharf und durchdringend und dienen daher dazu, mit Rufen (abgesprochene rhythmische Standardphrasen) Rhythmuswechsel anzuzeigen. So eine Gruppe nennt man Sambaschule (10 bis sehr viele Leute). Wichtig beim Samba ist die Reibung von downbeatorientierter BD-Figur und syncopischen Percussionstimmen. Zudem die Frage-Antwort-Spiele.


    Samba und Bossa notiert man in der Regel zweitaktig. Die Percussionstimmen imitiert man auf Snare und Becken, die Surdostimme auf der BD. Die Percussionstimmen starten meist auf der Eins des ersten Taktes, umspielen dann die Eins des zweiten Taktes (Syncope) und kommen wieder auf die Eins des ersten Taktes zurück. Auch am Drumset kann man Frage Antwort Spiele aus der Sambaschule einbauen. Man kann die Surdo durch tiefen Toms imitieren, das Tamborim durch ein abgedämpftes 8er Tom, die Snare hat man ja schon, Teppich ab und man hat die Repenique, dazu noch ne Bell. Die verschiedenen Klangkörper machen nun Frage Antwort. So funktioniert Samba und Bossa am Drumset. Brasilien ist eine Ausnahme in Südamerika, hier spricht man ja auch portugiesisch und nicht spanisch. Argentinien ist ein anderer Film mit dem dort typischen Tango Argentino.


    Das Cubanische Zeugs, das man fast genauso auch auf Puerto Rico, Dominikanische Republik und in vielen nördlichen Staaten Südamerikas mit spanischem Einfluss spielt, ist etwas komplett Andereres. Man darf das nicht verwechseln und vermischen. Hier gibt es ganz andere Instrumente und andere rhythmische Figuren und vor allem ein anderes Grundfeeling. Es gibt keine Downbeat-BD, es gibt nur die so genannte Bombo-Note. Eine Basstrommel (Bombo) auf der 2+. Im Salsa spielen der Bass traditionell Figuren auf 2+ und 4, man kann also als Drummer auch noch die 4 auf er BD dazunehmen. Niemals (!), außer vielleicht ab und zu um einen neuen Bogen anzukündigen, spielt der Trommler eine BD auf der Eins. Es gibt keinen Downbeat-Basstrommel-Grundrhythmus. Die BD ist aber hier insgesamt nicht so wichtig.


    Wichtiger sind die Clave, die Cascara-Pattern und die Congamelodie. Den spanischen Einfluss sieht man am deutlichsten im Son, der auf Gitarren und Gesang aufbaut und einigen Flamenco-Arten sehrt ähnelt. Nimmt man dazu ne Rhythmusgruppe mit Timbalero, Bongospieler und Congaspieler sowie nen kleinen Bigband-Bläsersatz, dann hat man eine Salso-Band. Der Rhythmus hier heißt nicht mehr Son, obwohl das Feeling sehr verwandt ist, sondern in der Strophe Tumbao, im Refrain Montuno oder Mambo. Andere populäre Rhythmen sind Tscha Tscha (ebenfalls ein Kunstrhythmus aus dem 20. Jahrhundert), Mosambique, Meruenge, Songo, Bolero (das Pendent zum Bossa, ein Balladenschmandrhythmus) und verschiedene Rumbaarten, die aber alle gar nichts mit Tanzschulrumba zu tun haben. Tanzschulrumba ist quasi Bolero. Rumba heißt einfach so was wie Session. Die populärste Art ist Guaguanco.


    Clave ist spanisch, ebenso Cascara. Es würde mich wundern, wenn diese Bezeichnungen in gleicher Rechtschreibung und Bedeutung auch im Portugiesischen verwendet würden. So was vermengen nur Drumsettrommler. Das mag man bei der „Bossa-Clave“ noch durchgehen lassen. Bei Cascara-Pattern nicht. Oder belehre mich anhand von einschlägigem Lehrmaterial zum Samba und Bossa eines besseren.


    Es ist wirklich wichtig die verschiedenen Latin-Kulturen nicht zu vermischen. Sie funktionieren ganz unterschiedlich. Dementsprechend sind Pattern und Begriffe nicht einfach austauschbar.


    Da der Bossa eher moderat klingt, kamen die Cool-Jazzer als erste darauf, über Bossarhythmen Jazz zu spielen. In die Richtung geht der Stan Getz Tipp. Salsa ist wesentlich explosiver und rhythmisch syncopierter. Dieser Expressivität passte gut zum Bebop. Darum kamen die Beboper als erste darauf, Jazz über Salsa-Rhythmen zu spielen. Das nennt man Cubop und man kann so was gut bei Manteca von Dizzy Gillespie oder später bei Nueva Manteca oder Irakere hören.


    Also, nix für ungut, aber das sind die Fakten! Hab ich ja nicht so erfunden, ist einfach so, kann man auch nicht drüber streiten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!