Trommeln mit Menschen mit Behinderung

  • Hallo Leute,


    ich mache zur Zeit ein Praktikum in einem Wohnheim für behinderte Menschen.
    Dort möchte ich mit einer kleinen Gruppe (wahrscheinlich 4 Leute), nachdem ich mit ihnen Trommeln gebaut habe (aus Blumentöpfen mit Butterbrotspapiert), eine kleine Trommelrunde starten.


    Ich will das ganze nicht aufziehen mit viel Theorie. Es geht eigentlich nur darum Spaß am Trommeln zu haben. Vielleicht auch mal ein bisschen zu Musik zu spielen.


    Ich spiele zwar schon seit 10 Jahren, allerdings geht einem da ja gerne der Blick fürs Einfache verloren. Jetzt fällt es mir sehr schwer einen Anfang bzw. ein Konzept zu finden.
    Bücher zu dem Thema im speziellen gibt es gar nicht. Allerhöchstens Trommeln mit kleinen Kindern. Aber auch das ist nicht die große Masse.


    Hat sich jemand von euch schonmal mit sowas befasst oder kennt jemand Bücher, aus denen man sich Anregungen und Ideen holen könnte???



    Vielen Dank schonmal für eure Reaktionen!


    Besten Gruß
    HansDieter

  • Ich habe so etwas auch gemacht während meiner FSJ-Zeit.


    Wir fingen an mit 4 teln, 8 teln, dann 16 teln.........
    Daraus habe ich dann ein einfaches Gespräch aus zwei, sich gegenüber sitzenden, abwechselnd trommelnden, Grupen konstruiert.


    Als das ganze dann gut lief, habe ich die Kinder zusätzlich einige Schläge klatschen, bzw. auf dem Boden trampeln lassen.


    Es mit meiner Gruppe damals relativ lange gedauert, bis ich sie an dem Punkt hatte, wo sie aufeinander gehört haben.
    Du wirst am Anfang starke Nerven brauchen.......... :rolleyes:


    Baue das ganze EINFACH UND SEHR GUT STRUKTURIERT auf!!!!!!


    Ganz wichtig war es auch, den Kindern den Takt vorzugeben. Ich habe dafür auf einer großen Pauke straight 4tel durchgespielt.


    Viel Freude wünsche ich euch.


    MfGroove
    panikstajan

    Einmal editiert, zuletzt von panikstajan ()

  • Der Grad der Behinderung wäre interessant. Mit Wachkoma-Patienten kann man auch trommeln. Bei sehr schwer behinderten Menschen mit Mehrfachbehinderungen klappt auch ganz gut, wenn man ein Play-Along laufen lässt und versucht mitzuspielen.
    Da sie aber anscheinend alle trommeln können, wäre so eine Art "Gespräch" ganz cool. Später dann evtl. zwei Gruppen bilden, die jeweils einen anderen Rhythmus spielen.
    P.S.: Überleg dir seh gut, was für eine Zielvorgabe du setzt. Also was du genau für einen Auftrag gibst. Entsprechend haben sie Erfolg oder nicht. "little steps" sozusagen.

    [url='http://www.drummerforum.de/forum/thread.php?postid=382638#post382638']Mein Saturn

  • ich habe mal in einer schule für geistig behinderte eine "samba-gruppe" aufgebaut. wir sind in dem halben jahr aber nicht über 8tel hinausgekommen (4tel und 8tel reichen aber auch für nen anständigen rhythmus). also ganz simpel wäre z.b. hohes tom auf 1+3, tiefe auf 2+4, dazu n simples tambourim-pattern (geht auch mit woodblocks, klanghölzern o.ä.) und n durchgeachtelter schellenkranz. wir haben dann nach und nach noch breaks erarbeitet. -die leute waren stolz wie oskar als wir dann mal in der schule vorgespielt haben. :)

    Meine Band (chaotic blackened Hardcore oder so) https://molepunx.bandcamp.com/




    Suche

    Amun 17'' Powerful Crash, (günstiges) A-Custom Ride


    Biete

    Masterworks Iris 21'' Heavy Ride.

  • Wenn sie psychisch behindert sind, denke ich wird es kein Problem sein. Manchen Kranken, die eine psychischen Erkrankung haben, hilft es recht gut vorm Schlagzeug zu sitzen. Besonders Aggressive werden dadurch ausgeglichener.

  • Je nach Leistungsfähigkeit würde ich jeden ein einfaches Pattern spielen lassen. Jeder ein anderes, so dass "ein Ganzes" entsteht. Das kann sein, dass du damit schonmal eine Weile beschäftigt bist.
    Fraglich ist zudem, ob da Spass aufkommt, wenn man auf Butterbrotpapierblumentöpfen spielen soll. Sprichst du von Geistig behinderten Menschen: bis zu einem Intelligenzalter von 4 Jahren, vielleicht auch mehr, könnte das funktionieren.
    Darüber hinaus oder bei Psychisch Behinderten ganz sicher nicht, aber das weisst du sicher selbst.

  • find ich grundsätzlich eine ganz tolle sache und spreche hiermit schonmal meine hochachtung aus :thumbup:


    ...ich würde auch erstmal klein anfangen...zb Gruppen bilden und dann abwechselnd klatschen und langsame 4tel und 8tel auf diversen instrumenten verteilt, zb eine gruppe nur auf 1 und 3, die andere auf 2 und 4 oder so ähnlich


    dann wenn das einigermaßen sitzt, kannst du nach und nach den leuten feste pattern beibringen, die zB nach gruppe variieren...einer übernimmt dann zB den "einpeitscher" und gibt mit 4teln den takt vor, 2 gruppen machen verschiedene patterns darüber, nach 16 takten bekommt dann die eine gruppe ein kleines solo, nach weiteren 16, die andere usw.


    wichtig finde ich hierbei, dass feste gruppen gebildet werden, sodass sich die vlt. etwas weniger fitten an den anderen orientieren können und nicht direkt den spaß dran verlieren weil sie den überblick nicht mehr haben


    (...das bezieht sich jetzt alles auf die Arbeit mit geistig behinderten menschen, denke um die geht es hier, oder?)


    Edith sagt noch, dass du stets spielerisch an die sache rangehen und nichts erzwingen solltest...und nicht mit lob geizen :)

    Ist das Resofell gerissen,
    kling die Snare meist recht beschissen
    Ist das Teil dann wieder heil,
    klingt die Karre wieder geil :P

    Einmal editiert, zuletzt von siktuned ()

  • Wenn möglich, trommelt mit Djemben, auch wenn die Trommelblumentöpfe ganz gut funtkionieren. Das Problem ist die Handhabung, Djemben reichen bis zum Boden, die Töpfe müssen irgendwie auf richtiger Höhe gehalten werden. Zwischen die Knie einklemmen ist für den Ungeübten auf Dauer anstrengend und kann sehr demotivierend sein.
    Congas und Bongos auf Ständern würde ich auch empfehlen.
    Anfangen auf jeden Fall mit einem einfachen Rhythmus, den sollten alle Beteiligten erst mal trommeln, bis es einigermaßen im Gleichklang ist. Hilfreich ist, wenn du laut mitzählst, ob 1 2 3 4 oder Bumm Tschack ist egal. Die Mittrommler sollen, wenn möglich, auch mitzählen.
    Mitsingen und Mitklatschen macht auch viel Spaß!
    Schellenkränze und andere "klingende" Instrumente unbedingt miteinbauen, passen ebenfalls sehr gut dazu, viele haben damit mehr Spaß als mit Trommeln - weil beim "aufdietrommelnhauen" tun dann mal die Finger weh.


    Viel Geduld wirst du brauchen, und - ganz wichtig! - mach es so einfach wie möglich, den Schwierigkeitsgrad erhöhen kannst du immer noch.


    Viel Spaß dabei - darum geht es nämlich!


    stiegl, der das täglich in der Arbeit machen darf und viel Spaß dabei hat! :thumbup:


    €dith wollte noch was nachtragen: Das ihr die Trommeln selber macht finde ich super! Theorie und Bücher gäbe es schon, ist aber nicht unbedingt notwendig. Du bist kein Therapeut oder so. Mach es so einfach wie möglich, dann passt das schon!

    Denk mal nach!


    Und, heute schon geübt? =)





    Meins

    Einmal editiert, zuletzt von stiegl ()

  • Hi Leute, danke erstmal für die Tipps.


    Also: Die Menschen sind alle geistig behindert und einer sitzt im Rollstuhl, was aber ja nicht weiter beeinträchtigt.
    Die ganze Aktion mache ich während eines Praktikums, was ich jetzt zusätzlich zu meiner Ausbildung zum HEP (Heilerziehungspfleger) mache. Das ganze geht noch bis zum April.


    Dabei geht es darum, dass ich für einen eine Planung schreibe. Da das trommeln mit dem allein aber blöd ist, möchte ich die ganze Wohngruppe, also 4 Leute mit einbinden.
    Die haben alle keine Trommeln. Daher will ich erstmal welche mit denen bauen. Mir ist auch klar, dass die Blumentopftrommeln nicht der Oberburner sind, aber da bin ich mir sicher, dass das eigentlich alle hinkriegen sollten. Es geht ja darum, dass sie es möglichst selbst machen. Außerdem haben dann alle die gleiche Ausgangsposition. Ob wir noch Shaker oder was anderes reinbringen können wir dann mal noch schauen.


    Djemben haben wir meines Wissens leider nicht im Wohnheim. Daher die Blumentöpfe. Mal schauen wie das klappt mit dem Halten. Notfalls könnte ich ja auch noch einen Snareständer mitnehmen und die dann dareinklemmen.

  • Sowas dachte ich mir, mit Schnüren und Gurten könntest das Haltungsproblem lösen. Die Blumentopftrommeln können sehr tolle Klänge bringen. Wir haben selber immer wieder welche im Einsatz, haben oft wirklich tolle Sounds!



    stiegl

    Denk mal nach!


    Und, heute schon geübt? =)





    Meins

  • Mit Menschen mit Handicap habe ich folgende Erfahrungen:


    Trommelgruppe in einem Wohnheim der Lebenshilfe,
    2 Gruppen mit Schwerstbehinderten in einer Tagesförderstätte,
    ein behinderter Jugendlicher, der zu Hause ein Schlagzeug hat.


    Lass das erst mal mit Notenwerten. Ich starte ein Warm Up mit Klatschübungen, Schläge auf die Oberschenkel und Hand To Handschläge auf die Oberschenkel.


    Weiters verteile ich Snares, Basstrommel mit Pedal (sehr beliebt), HiHats und einige Percussioninstrumente, nehme ein Set quasi auseinander. Dann lasse ich die Teilnehmer abwechselnd zu einander spielen oder gebe mit der Cajon ein In Put.
    Djembes sind aus meiner Erfahrung deshalb sehr beliebt, da sie "gefühlt" werden, wenn sie an den Körper gedrückt angespielt werden, was auch im Liegen funktionieren kann.


    Wichtig ist meiner Meinung nach nicht das Erlernen von Rhythmen, sondern die Erfahrung machen sich mittels dem Trommeln auszudrücken und sich dabei selbst zu endecken.


    Stelle keine großen Ansprüche an dich selbst oder die Gruppe und du wirst einige positiven Überraschungen erleben.


    Vioel Spaß!

  • Erstmal vielen Dank für eure zahlreichen Tipps!


    Mit den Notenwerten das werde ich sicher ganz rauslassen. 1. geht es erstmal ums spielen und 2. ist das fürs Spielen auch völlig unerheblich.


    Ich stelle erstmal gar keine Ansprüche. Wenns ans Spielen geht, sollen erstmal alle ausprobieren können und dann fangen wir langsam an mit Rhythmen. Ich versuche die Initiative der MmB zu fordern und hoffe, dass die dann nach und nach immer mehr Ideen haben.


    Sich auszudrücken und einfach neue Erfahrungen zu sammeln soll natürlich im Vordergrund stehen. Ich hoffe allerdings auch, dass wir es später hinkriegen auch einige Rhythmen zu spielen um dann vielleicht auch mal zu Musik zu trommeln oder ein Konzertstück entstehen zu lassen.


    Heute hat sich rausgestellt, dass ich mit zwei der vier Leute auf der Gruppe eine Trommel bauen werde. Einer hat keine Lust und der andere hat schon eine, trommelt aber später gerne mit.
    Ich bin jetzt am überlegen, ob 3 Leute in so einer Gruppe "genug" sind, oder ob man es mit ein paar mehr Leuten einfacher hat (natürlich wirds irgendwann auch wieder zu viel, das ist mir klar).
    Mit wie vielen Leuten spielt ihr in so einem Kreis??


    Kennt außerdem zufällig jemand dieses Buch?
    http://www.amazon.de/Together-…TF8&qid=1296251983&sr=8-1
    Ist das wohl eher auf Leistung, also produktives Schaffen ausgerichtet, oder gibt es grundsätzliche Anregungen, was in einem Drum-Circle alles möglich ist. Könnte mir das ganze weiterhelfen und Inspiration bringen?


    Hat jemand sonst Erfahrungen gemacht mit Büchern, die sich mit dem Thema beschäftigen??


    Besten Gruß
    HansDieter

  • Vergiß die Bücher erstmal, trommel mit deiner Truppe, alles weitere wird sich entwickeln!


    Ich werde mal schauen was ich in der Arbeit für Literatur habe - wenn ich nicht vergesse! :whistling:


    stiegl

    Denk mal nach!


    Und, heute schon geübt? =)





    Meins

  • Hab meine Diplomarbeit über das Thema geschrieben und leite auch die Musikgruppe bei uns im Haus.


    Da fällt das Ganze aber etwas grösser aus. Ca. 20 Leute. wir 3 Betreuer spielen Gitarre, die Leute -übrigens ALLE im Rollstuhl- bekommen von uns - jenachdem was sie körperlich können- Djemben (die werden zwischen die Füsse gestellt und mit nem Gurt hinten am Rolli festgemacht), Rasseln (Hauptsächlich wie Armbänder zum Tragen) und Xylophon.


    Scheiss auf Noten, meinst du die interessiert ob das was sie spiele jetzt 8tel oder 4tel sind? Die wollen einfach nur drauf lostrommeln wies ihnen passt. Wir spielen da halt auch Lieder die jeder kennt, sowas wie: Rote Lippen soll man küssen, Da sprach der alte Häuptling ... usw. Also wirklich einfach.



    Wäre das nicht eine Überlegung wert sie mit der Gitarre zu begleiten?


    LG und meine Hochachtung an dich :)

    My Heart Still Beats For You!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!