Kann man erkennen, ob ein Fell bereits vernünftig zentriert wurde?

  • Guten Morgen,
    nachdem ich vor 2 Tagen das überaus erleuchtende Büchlein "Drum Tuning" von Nils Schröder erworben habe und dieses auch schon zur Hälfte durch studiert, bin ich total heiß drauf mich heute im Proberaum einzuschließen und das bis jetzt erlangte Wissen mal zu testen. Mein Problem ist nur, ich habe keine ganz neuen Felle da.


    1.Ich hab noch coated Felle die mal ganz kurz ohne Zentrierung auf einer Gretsch Tom waren. Kann man die im Nachhinein noch zentrieren?


    2.Wie ist das, wenn man generell neue Trommeln kauft, die vom Werk her schon mit aufgezogenen Fellen bestückt sind? z.B. die meisten Snares. Sind die schon brauchbar zentriert?


    3.Mein Ludwig-Set war eine Messestück welches ich über Musikstore Maintal erstanden habe. Ich gehe mal davon aus, dass ein Messeset nach allen Regeln der Kunst gestimmt wurde. Also auch optimal zentriert wurde. Wie kann ich das erkennen? (Natürlich könnte ich auch dort anrufen und nachfragen aber ich möchte das selber fest stellen können)


    4.Kann man bereits zentrierte Felle, neu zentrieren? Oder sogar auf einer anderen Trommel gleichen Durchmessers neu zentrieren? ( Kann ja sein, dass man ein Fell auf Set A montiert hat, aber nach kurzer Zeit merkt, dass das nicht passt und möchte es auf Set B aufziehen. Ist halt irgend wo auch mal ne Budget Frage ;) )


    Ich könnte mir jetzt vorstellen, dass man bereits zentrierte Felle daran erkennt, dass wenn man den Spannring abnimmt erkennen kann, ob das Fell an die Gratung angeformt ist oder nicht.
    Aber evtl. könnte ein nicht zentriertes Fell sich nach einer gewissen Zeit auch schon angeformt haben ?(


    Ja... man merkt, dass ich da heute äußerst penibel an die Sache ran gehen will deshalb hoffe ich auf eure Hilfe um frühe Fehler der Fellwahl zu vermeiden.


    Danke und Grüße
    Crashi

    ... und das Atmen nicht vergessen!

  • ad1) Klar.
    ad2) Selten.
    ad3) In Maintal wird zumeist gedrückt und nur die Falten rausgedreht. Passt meistens gut.
    ad4) Zentrieren bedeutet doch nicht nur Spannung vom Kleber lösen sondern das mittige Anpassen auf die Trommel. Insofern sollte man das wiederholen, wenn das Fell auf eine andere Trommel kommt.

  • Falten müssen nicht rausgedreht werden! Falten rausdrehen hat nicht im entferntesten was mit Stimmen zu tun.


    Felle zentrieren sich mit der Zeit selber. Sie "gewöhnen" sich an den Kessel. Wenn es schnell gehen muss, solltest du das Fell etwas stärker als normal anziehen, überall auf gleiche Stimmung bringen und dann etwas stehen lassen und ggf. mit etwas Kraft reindrücken. Übertreiben muss man das natürlich auch nicht.


    Du wirst merken, dass neue Felle beim Aufziehen - auch wenn du sie "zentrierst" - nicht so satt und "rund" klingen wie ein paar Tage später.


    Grobe Vorgehensweise bei Toms: Alle Schrauben vorsichtig anziehen und zwischendurch immer mitm Stick prüfen, bis ein störungsfreier Ton zu hören ist. Dann vorsichtig angleichen - aber nur hochstimmen! Nach meiner Erfahrung macht es sich gut, das Reso etwas höher als das Schlagfell zu stimmen. Wenn du also die Trommel so hinlegst, dass du rechts/links die Felle hast, sollte beim Abdämpfen des jeweils gegenüberliegenden Fells (einfach mit der Hand etwas kräftiger berühren) und Anschlagen des anderen Fells das Reso etwas höher klingen.


    Wenn beim Angleichen das jeweils gegenüberliegende Fell abgedämpft wird (z.B. wenn die Trommel auf nem flauschigen Teppich steht), tut man sich etwas leichter. ;)


    Das Anschlagen beim Angleichen mach ich mittlerweile mit nem Stick, früher mitm Finger oder Stimmschlüsse. Aber so ist es am entspanntesten und deutlichsten, find ich. ;)

  • In dem Buch Drum Tuning ist der gesamte Vorgang sehr perfekt und bilderbuchmäßig beschrieben. So reibungslos und gründlich wird es in der Praxis selten laufen. Ich würde das ganze Buch mehr als Richtlinie verstehen, zu der man immer mal wieder zurückkehren kann, um nicht zu sehr von der Bahn abzukommen. Aber dass du eine Trommel komplett von vorn bis hinten so stimmst, wie dort beschrieben, ist sehr selten bis nie der Fall.
    Mir gings ähnlich, ich hab sehr viel von dem Buch und meinem neu erhaltenen "Wissen" erwartet und war dann später öfters enttäuscht, weils einfach nicht so lief. Man muss es einfach üben und viel, viel Erfahrung sammeln, bis man den ganzen Stimmvorgang einigermaßen nach eigenem Willen steuern kann.


    Deswegen: Alte Felle sind anders. Aber nicht unbedingt unbrauchbar. Probier's aus und versuch, so viel Klang wie nur möglich ins Gedächtnis aufzusaugen, die Trommel und Felle kennenzulernen. Wenn du dann irgendwann mal neue Felle nimmst, wird die ganze Geschichte ganz anders ablaufen und du denkst, du musst bei Null anfangen, aber du sammelst nur weitere Erfahrungen dazu. Einfach machen. Und am Anfang hilft geduldig und tolerant mit dem Sound deines Sets Sein. Weiterhin offen für weitere Tipps und praktische(re) Vorgehen (zum Beispiel auf Livebühnen mit gestressten Tontechnikern) sein!


    Das Buch ist gut! Aber nicht das einzig wahre...

  • Falten rausdrehen hat nicht im entferntesten was mit Stimmen zu tun.


    Da sagt ein gewisser Manni von Bohr was anderes.
    Die "Falten-weg-Methode" ist eine von mehreren Möglichkeiten.
    Ich benutze sie selbst aber meist nur bei der Bass-Drum.

    Le roi - c'est moi! :saint:

    Der Gesunde Meschenverstand liegt bei den Dinosauriern.

  • Wenn die Falten weg sind, ist die Grundstimmung (angeglichen werden muss ja auch noch) nach meiner Erfahrung schon viel zu hoch. Da hat man keine Chance mehr, irgendwas "fettes" aus der Trommel zu locken.


    Und von "lowest possible pitch" kann da keine Rede mehr sein. Auch bei meiner Bassdrum sind sowohl beim Batter als auch Reso beim Eindrücken Falten zu sehen, wobei ich das Reso auch da etwas höher hab.


    Eine Trommel - von der Snare abgesehen - "zu hoch" zu stimmen verschenkt imho vorhandenes Potential. Tiefer klingt eigentlich immer fetter.


    Dazu kommt, dass man die Trommel auch ganz anders - viel dynamischer - anschlagen kann, wenn die Fellspannung nicht so hoch ist. Die Sache wird viel lebendiger und "ehrlicher".


    Hatte Toms und Bassdrum "früher" auch immer viel zu hoch gestimmt. Bis ich irgendwann gelernt hab, wie man eigentlich richtig stimmt und auf was es ankommt.


    EDIT
    Wobei natürlich sein kann, dass das Faltenrausdrehen bei höherwertigen Trommeln besser funktioniert, weil die Gratungen einfach sauberer sind und die Falten eher verschwinden.

  • Bei der Falten-weg-Methode drücke ich gleichmäßig mit der einen Hand ins Fell, während ich mit der anderen die Falten "wegstimme". Wenn ich die Hand weg nehme, bilden sich wieder Falten.
    Wie hoch meine Trommel dann klingt, hängt u.a. davon ab, wie stark ich vorher ins Fell gedrückt habe.


    Aber wie schon erwähnt, diese Methode ist nur eine von vielen.
    Ihr Vorteil ist ihre Einfachheit, ihr Nachteil, dass das Ergebnis etwas zufällig ist.

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  • Zitat von BuddyRoach

    Bei der Falten-weg-Methode drücke ich gleichmäßig mit der einen Hand ins Fell, während ich mit der anderen die Falten "wegstimme". Wenn ich die Hand weg nehme, bilden sich wieder Falten.


    Das wäre mir neu. Falten bilden sich eigentlich nur beim Reindrücken. Wenn die beim Reindrücken weg sind, dann sind die ohne Reindrücken ganz sicher nimmer da. :whistling:


    Beim BD Batter hab ichs aber ähnlich gemacht: Reindrücken und jede Schraube so anziehen, dass sie den Spannreifen ein Stückchen anzieht. Und da sind dann überall noch Falten, aber 's klingt einfach dermaßen fett.

  • Falte ist nicht gleich Falte, d.h. die vom Reindrücken in der Fellmitte ist eine andere, als die verbleibende am Fellrand.

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  • Mir gings ähnlich, ich hab sehr viel von dem Buch und meinem neu erhaltenen "Wissen" erwartet und war dann später öfters enttäuscht, weils einfach nicht so lief. Man muss es einfach üben und viel, viel Erfahrung sammeln, bis man den ganzen Stimmvorgang einigermaßen nach eigenem Willen steuern kann.


    +1


    Machen, machen, machen.

    "I've got a fever, and the only prescription is more cowbell!" - Bruce Dickinson

  • Mein Hinweis mit den Falten rausdrehen war NUR darauf bezogen, dass der Themenstarter animmt, ein Ausstellungsstück wäre sicher schon gut gestimmt und alle Felle zentriert. Dem ist sicher nicht so. Ich weiss, dass man im genannten Musikgeschäft aus Zeitgründen nicht jedes Schlagzeug perfekt durchstimmt (machen wahrscheinlich die wenigsten). Stattdessen stimmt man Ausstellungssets grob mit der erwähnten Methode. Das reicht m.E. auch völlig für einen ersten Klangeindruck. Wer dann ein Set kauft, wird ja hoffentlich selber seinen bevorzugten Klang ermitteln und einstellen.


    Ansonsten stimme ich m_tree zu. Ich mag mein Set am liebsten so tief gestimmt, dass da schon ohne Reindrücken fast Falten im Fell sind. Aber das ist ja absolut Geschmacksache.


    Eine Anmerkung noch an den Themenstarter: Du kannst sicher Deine alten Felle nach der Anleitung aus dem Buch zentrieren und durchstimmen. Falsch machen kannst Du damit nichts.

  • Danke für die vielen Tips. :)


    Es geht mir hier eigentlich in erster Linie um das Zentrieren und die materialspezifische Veränderung des Fells.
    Wenn ein Fell zentriert wird und 24h auf dieser Spannung bleibt oder geföhnt wird, verändert sich doch die Struktur des Kunststoffs und passt sich auf genau diese Gratung an.
    Ob man diesen Vorgang öfters mit dem gleichen Fell auf verschiedenen Kesseln wiederholen kann, ohne das Fell zu schädigen und noch einen guten Sound zu erzielen, wage ich zu bezweifeln.


    Aber wenn wir schon mal beim Stimmen sind.
    Wenn ich früher gestimmt habe, hab ich das Fell so gut wie möglich mittig aufgezogen, so tief wie möglich in sich gestimmt und dann einfach gleichmäßig rum gedreht bis der Sound gestimmt hat.


    Hab gerade mal meine 13" Tom zentriert und die verschiedenen Zonen, nach N.Schröder, durch gestimmt. Gefällt mir alles nicht außer ganz tief und in der warmen Zone ^^
    Problem ist nur dass, bei den original Ludwig Fellen, in der tiefsten Stimmung das Schlagfell immer höher ist. Also muss ich das Reso doch wieder einiges hoch stimmen.
    Werde ich mir dann nächste Woche doch neue Felle besorgen.


    Welche Schlagfelle lassen sich am tiefsten stimmen?

    ... und das Atmen nicht vergessen!

  • Danke Friedel :)


    Da ich jetzt mal testen will, welcher Felltyp am besten mit meiner 13"x10" Ludwig Centennial Tom geht, werde ich diese hier nächste Woche bestellen:


    -AQUARIAN 13" RESPONSE 2 CLEAR
    -EVANS 13" G2 COATED TOM
    -EVANS 13" HYDRAULIC BLACK TOM


    einlagig Clear hab ich im mom schon drauf.


    Reso ist einlagig, clear, dünn (Werksfell)


    Hat noch jemand andere Vorschläge was sich noch lohnen würde anzutesten?


    Meine Soundvorstellung geht in tief, warm, bauchig; wenig Obertöne, mittleres Sustain, starker Attack.

    ... und das Atmen nicht vergessen!

  • Naja, vielleicht solltest du auch einige Resofelle zum testen bestellen wenn du es schon so genau machst und für ein Tom spezifisch Felle aussuchst.
    Außerdem würde ich mir Moongel zum kontrollierten dämpfen besorgen. Das Tom dann in verschiedene Räume bespielen.

    Alles wird gut

  • Das Reso lass ich erst mal und suche ein Schlagfell was zu dem Kessel und Reso passt. Wenns gar nicht klingt probiere ich dann die anderen Schlagfelle als Reso aus.
    Im Vordergrund steht das Sammeln von Erfahrung und Schulung des Gehörs. ;)


    Moongel hab ich schon und bei den Werksfellen, mit Unmengen an Obertönen, ist das Dämpfen erst mal unverzichtbar.


    Raum soll mein Proberaum bleiben, obwohl ich schon mal Lust hätte, das ganze Set in einer großen Halle aufzubauen und zu spielen. Oder sogar OpenAir. :thumbup:


    Grüße Crashi

    ... und das Atmen nicht vergessen!

  • Meinte ja nur weil du schon so eine große Wissenschaft drum machst und dich damit beschäftigst (was auch gut ist), aber
    dann leider m.M. nach halbe Sachen machst. Wenn schon solche Experimente dann auch gscheit.


    Aber du wirst schon das richtige machen :)

    Alles wird gut

  • Wenn du schon Felle bestellst, dann kauf dir auch ein neues Reso. Werksfelle sind des öfteren qualitativ minderwertig, und wenn sie schon älter sind, sollten sie ohnehin getauscht werden - auch das Reso!


    Allerdings würde ich nicht nur eine Tom neu befellen - wenn dann schon alle. Oder zumindest zwei, die man ohne weitere Toms ans Set hängen kann (z.B. 12 / 16).


    Denn wenn du die Tom nur zum alleinigen testweisen Anspielen neu befellst, bringt dir das nix. Du musst auch sehen, wie das Tom am Gesamtset klingt und wie alles miteinander harmoniert, wie es vom Spielen (Anschlag, Feedback) her ist etc. ...


    Ich würde als Resonanz Fell ein Ambassador clear drauf machen. Das ist für Toms eigentlich genau das richtige, bzw. machst du damit nix falsch und hast volle Flexibilität.


    Schlagfellmäßig solltest du m.E. folgendes durchtesten, um einen groben Überblick über die Klangeigenschaften zu bekommen:


    - einlagig coated (z.B. Emperor)
    - zweilagig coated (z.B. Amba)
    - einlagig clear mit Dämpfung (z.B. Powerstroke 3)
    - zweilagig clear mit Dämpfung (z.B. Pinstripe)


    Du musst dabei bedenken, dass die Felle ein paar Tage brauchen, bis sie ihren Klang entfalten und mit der Trommel gescheit harmonieren. Allein schon aus dem Grund wäre es sinnvoller, Felle praxisnah zu testen. D.h. nen Fellsatz kaufen, den ein paar Monate spielen und ihn quasi in allen wichtigen Lebenslagen kennen lernen und dann den nächsten ...


    Ich würde dir nach meinen jetzigen Vorlieben zweilagig coated empfehlen. Das ist ne gute Mischung, die auch nicht mehr nachdämpfen brauchst. Coated hat ne leichte Dämpfung und "Wärme" zur Folge, zweilagig dämpft auch etwas und ist strapazierfähig. Trotzdem klingt die Sache nach wie vor offen und lebendig. Da brauchst du dann auch kein Moongel mehr ...

  • +1

  • Hey Crashi,


    allem Anschein nach, hast du für deine Toms die gleichen Soundvorstellungen, wie ich.


    Ich kann dir eine kombination aus G2 Coated auf der Batterseite und G+ auf der Resoseite empfehlen.


    Das G2 Coated klingt bauchig und warm mit gutem Attack. Und hält eine Menge aus!
    Das G+ als Reso ist mein Geheimtipp; es ist etwas dicker als z.B. ein normales einlagiges Fell. Dadurch kommt mehr Masse in Schwung. Und mehr schwingende Masse = mehr Bauch (im Klang wohlbemerkt... zumal es beim eigenen Bauch ja auch so ist :D )


    Hab beide ziemlich tief gestimmt. Mit etwas Moongel dazu habe ich den für mich perfekten Sound erreicht. Aus einem eher mittelmäßigen Kessel (20 Jahre altes Yamaha der Einsteigerklasse)


    Cheers, Jorge

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