Hi Leute,
ich bin mir grad nicht sicher, ob Recording das richtige Unterforum ist. Falls nicht, bitte verschieben.
Jedenfalls wollte ich euch mal kurz von unserem vorübergehenden DIY Tonstudio berichten
Ich spiele jetzt seit fast zwei Jahren in einem Duo, bestehend aus Piano und in erster Linie Congas. Diese Band ist unser absolutes Herzblut Projekt und wir investieren eine Menge Zeit in Komposition, Arrangement und Umsetzung. Nachdem wir uns jetzt gut eingespielt haben und quasi blind mit dem jeweils anderen verstehen, wurde es Zeit für ein Debüt Album. Wir haben lange überlegt, wie wir dieses Projekt angehen sollen. Zunächst haben wir nach einem geeigneten professionellen Studio gesucht. Das war allerdings gar nicht mal so leicht. Zum einen brauchten wir auf jeden Fall einen Flügel und zum anderen einen Engineer, der sich gut mit Percussion Sounds und Latin auskennt. Wir haben eine ganz bestimmte Soundvorstellung und wollen diese natürlich auch umgesetzt haben.
Hinzu kommt, dass wir alle Tracks live einspielen müssen. Overdubs machen bei dieser Besetzung und Musik keinen Sinn. Daher braucht es auf jeden Fall einen perfekten Take pro Song und da sind wir sehr kritisch. 8 Kompositionen stehen auf dem Plan, jeweils um die 8 Minuten lang. Sowas spielt man nicht mal eben an einem Tag ein. Uns war es ganz wichtig, dass wir stressfrei an die Sache heran gehen können. Und mal eben ein, zwei Wochen in einem entsprechenden Studio einmieten, kostet ein kleines Vermögen... Lange Rede, kurzer Sinn: Wir wollten es selbst recorden.
Matthias hat einen Flügel im Wohnzimmer und dort auch schon drei Solo CDs aufgenommen. Damit wäre diese Voraussetzung schon mal erfüllt. Erste Versuche mit den Congas im selben Raum (wie bei unseren Proben) warfen jedoch einige Probleme auf. Der Schall der Congas wurde vom Flügel reflektiert und mit einem sehr unangenehmen Störgeräusch (durch die Reflektion) von den Piano Mikros aufgenommen. Mehrere Versuche das Problem zu beheben, u.a. auch eine Matratze zwischen Congas und Flügel, blieben erfolglos.
Zum Glück kam uns dann die rettende Idee: Die Wohnung ist ebenerdig und die Küche direkt neben dem Wohnzimmer. Es gibt eine rechteckige Durchreiche, sowie eine Schiebetür. Wir haben einen weiteren Test gemacht, bei welchem wir die Congas in der Küche platzierten. Doch auch hier hatten wir zunächst noch das gleiche Übersprechungsproblem. Erst als wir die Durchreiche mit Kissen verschlossen, die Schiebetür zugezogen und von der anderen Seite eine Matratze in den Türrahmen gestellt haben, hatten wir das gewünschte Ergebnis. Allerdings auch ein neues Problem: Wir hatten weder Sichtkontakt, noch konnten wir uns hören....
Die Lösung dieses Problems führte uns dann endlich zum fertigen DIY Tonstudio
Die Durchreiche ist weiterhin mit Kissen verschlossen, für die Tür haben wir aber eine Spezialkonstruktion gebaut. Mit Hilfe von Dachlatten, Brettern und Acryl Glasscheiben, haben wir eine akustische Trennung mit Sichtkontakt entworfen. Diese Konstruktion kann man jetzt von beiden Seiten in den Türrahmen schieben und sie schließt diesen fast schalldicht ab. Durch die quasi doppelt verglaste Acrylscheibe können wir uns sehen. Ein Kopfhörerverstärker mit mehreren Ausgängen sorgt dafür, dass wir uns auch hören können.
Tatsächlich klingen beide Räume wirklich gut. Das Wohnzimmer sowieso und die Küche nach einigen kleinen Änderungen (Teppich auf den PVC Boden, Schränke zukleben, Kühlschrank aus und Espressomaschine ins Nebenzimmer) ebenfalls. Mit der entsprechenden Mikrofonierung erreichen wir genau den Sound, den wir uns wünschen:
Flügel: 2x Neumann KM184, jeweils auf Bass und Höhen gerichtet, sowie 1x Brauner Phantom als Raum Mikro
Congas: 1x Neumann TLM102, 2x Samson C01 (für das Panorama), 1x AKG Elle C in der oberen Raumecke, sowie ein Shure Beta98 an der Bongó
Aufgenommen wird auf einem Macbook Pro, mit Hilfe eines M-Audio Adat Interfaces, sowie eines Behringer Adat Preamps, in Logic 9.
Der Soundcheck heute Mittag verlief sehr vielversprechend. Ab morgen geht es dann los.... wir nehmen ganz stressfrei so lange auf, bis wir meinen fertig zu sein.
Sobald wir die ersten Tracks im Kasten haben, liefere ich ein paar Soundfiles nach. Fotos gibt es aber schon heute:
Hat jemand von euch schon mal mit ähnlichen Konstruktionen gearbeitet, bzw. vergleichbare Lösungen gesucht und gefunden?
Wir hatten jedenfalls sehr viel Spaß beim austüfteln.... Ich kann es kaum erwarten, morgen dann endlich los zu legen!!!