Shure SM57 & t.bone MB75 - Vergleich an Snaredrums

  • Kürzlich hatte ich mir eine Side-Snare und ein günstiges Mikro für diese besorgt. Da ich meine Snare standardmäßig mit zwei SM57 oben und unten mikrofoniere und das MB75 eine offensichtliche SM57-Kopie ist, wollte ich die auch mal direkt vergleichen. Hatte dann gestern ein paar Aufnahmen für ein Vergleichsvideo auf Youtube gemacht. Allerdings spare ich mir den Aufwand jetzt auch aus dem Grund, weil ich mich auf meinem Kanal doch lieber nur aufs Schlagzeugspielen konzentriere.


    Da ich es doch nicht ganz ins Leere laufen lassen will, gibts jetzt hier was zu Hören. Ich kürze das aber stark ab. Hatte viel mehr Aufnahmen gemacht. Weitere Files (roh) auf Anfrage. :)

    Meine Hauptsnare klang mit dem Fell und der Stimmung zu dem Zeitpunkt irgendwie auch nicht ganz so, wie ich es gewöhnt bin. Ein Oberton bei ca. 300Hz war viel dominanter als sonst.


    Aufgenommen mit einem Focusrite Scarlett 18i20 2nd Gen.

    Die Nachbearbeitung beschränkt sich auf Angleichung der Lautheit, meine (für meine Schlagzeugaufnahmen derzeit) übliche EQ-Kette und ein bisschen Lautmachen.


    ...


    Tama Starphonic Brass 14x6" - Evans Hazy 300 + UV1, Werks-Teppich

    Grundton auf G3 (196 Hz)



    SM57 Tama-Starphonic_SM57.mp3



    MB75 Tama-Starphonic_MB75.mp3



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    Gretsch Mighty Mini 12x5,5" - Werksfelle und Werks-Teppich (auf Tomhalter montiert)

    Grundton auf A#3 (233 Hz).



    SM57 Gretsch-MightyMini_SM57.mp3



    MB75 Gretsch-MightyMini_MB75.mp3



    ...


    Ich habe mir natürlich schon so meine Gedanken über die Resultate gemacht. Will aber erstmal objektiv bleiben und warte auf Reaktionen. Falls der Vergleich überhaupt einen eigenen Thread wert ist.

  • Hat weniger low end und oben rum kackt es auch ab.

    Insgesamt vernehme ich auch eine geringere Auflösung, was jetzt auch durch die subjektive Wahrnehmung um das Wissen um welches Mikro es sich handelt herrühren kann.

    Der Unterschied ist so drastisch, das ich es nicht als Kopie bezeichnen würde. Einzig das Gehäuse ähnelt dem Original.

    Zum recorden wär das für mich nix. Für low budget monitoring aber sicher ausreichend.

    Für 1/3 des Preises eines 57 aber sicher für einige ok.

    don´t panic

  • Den Eindruck kann ich nachvollziehen. Ich bin halt vollkommen unvoreingenommen an die Sache gegangen, weil mir bspw. meine t.bone MB85 Beta besser an Toms gefallen als echte SM57 (da sind die SM57 im Vergleich magerer und spitzer). Ist natürlich auch 'ne Budgetlösung. Aber ich bezweifel, dass ich mit MD421 (die das 10-fache kosten) die Toms deutlich "besser" aufnehmen könnte. E604 oder E904 reichen da ja eigentlich auch für Aufnahmen.


    Das MB75 gefällt mir allerdings auch nicht so. Die "geringere Auflösung" würde ich auch dem - verglichen mit dem SM57 - eher mageren Mittenbereich zuschreiben. Das SM57 ist einfach über das gesamte Frequenzband ausgewogener und hat mehr "Biss". Wobei es der Frequenzgang mit dem eher hoch (bei 200 Hz rum) angesiedelten Nahbesprechungseffekt und dem Präsenzpeak bei 6-7 kHz ja erst zu dem Klassiker macht, der es ist und für bspw. Snares und E-Gitarrenamps prädestiniert.


    Ich werd's erstmal für die Side-Snare nutzen und bald ein weiteres SM57 oder ein i5 besorgen. Als Ersatzmikro behalte ich es aber - genau so wie das Billigkabel, das dabei war (das hab ich nicht mal ausgepackt).


    Evtl. nutze ich den Thread in Zukunft für ähnliche Vergleiche mit "Kopien" oder Budgetlösungen.

  • Sogar mit `nem Jabra PC-Headset ist der Unterschied deutlich hörbar. Das MB75 macht die Snare viel muffiger - oder wie Beeble es auszudrücken pflegt: Es kackt oben rum ab. Ist ja auch in der Starphonic-Grafik sehr schön zu sehen.

    Man könnte versuchen, mit EQ dagegen zu steuern, doch vermutlich lässt sich der original SN57-Biss trotzdem nicht vollständig kompensieren.


    Edit sieht gerade, dass es von Behringer ja auch eine SM57-Kopie gibt, die sogar mit identischen technischen Daten (Impedanz und Frequenzgang) angepriesen wird. Das MB75 hat hier etwas abweichende Angaben.


    m_tree: Dein Vergleich ist doch sehr aussagekräftig, ein Video hätte jetzt wahrscheinlich auch (außer mehr Arbeit für dich) nicht mehr Erkenntnis für uns gebracht. :thumbup:

    Fragen und Beiträge zu E-Drums können zu heftigen Reaktionen und Nebenwirkungen führen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mai-Carsten ()

  • Der Unterschied tritt durch meine EQs übrigens stärker hervor - daher hab ich es auch so gepostet. Das sind im Wesentlichen (Snare einzeln und Drumbus) zwei breitbandige Höhenanhebungen mit zwei verschiedenen EQs und eine Tiefmittenabsenkung mit einem anderen EQ.


    Mir ist eben auch eingefallen, weshalb ich wegen des MB75 verwirrt war. Es ist das Fame MS57 vom Musicstore, das ich schon bei Kollegen gehört und gesehen hatte. Das hat auch ein graues Gitter vorne wie das Original und klingt auch ähnlicher, glaub ich.

  • Guten Morgen,


    das SM 57 ist ja schon kein wirklich gutes Mikrofon (außer für live-Rock'n'Roll und Unterstützung), dass die Chinesen gerne optisch kopieren, ist ja eigentlich eine Binsenweisheit. Das Innenleben dürfte anders sein, jedenfalls klingt es anders und für die Ansprüche von erwachsenen Menschen jenseits des Absolute-Beginners-Niveaus doch recht erbärmlich, das SM 57 klingt ja geradezu brillant dagegen und dieses Wort im Zusammenhang mit dem alten Ding aus Mexiko wäre mir sonst nie über die Lippen gekommen.


    Grüße

    Jürgen


    PS

    Und dass ein Chinesenmikro wie das andere mit der gleichen Bezeichnung klingt, halte ich für ein Gerücht.

  • das SM 57 ist ja schon kein wirklich gutes Mikrofon

    Definitiv kein besonders teures bzw. nicht sehr aufwändig in der Herstellung. Und definitiv auch mit einem eher "rohen" Sound.


    Allerdings hält es sich m.E. nicht ohne Grund so hartnäckig für bestimmte Einsatzgebiete. Auch bis heute in hochkarätigeren Studios neben Neumännern und sehr teurer Aufnahmetechnik. Da zählt einfach die Devise "Klingt für diesen und jenen Einsatzzweck im Gesamtkontext genau richtig". Der Preis interessiert da nicht (auch nicht in Richtung "teuer" :D ).


    Trotz meines derzeit eher bescheidenen Mikrofonparks habe ich schon Erfahrung mit anderen Mikros (auch Neumann). Beispielsweise hatte ich vor ca. einem Jahr eine Aufnahme für einen befreundeten Gitarrist gemacht. Es ging da eher um "old school" E-Gitarrensounds. Daher war die Standardkombi von zusammengetapten MD421 und SM57 vorne naheliegend. Zusätzlich ein drittes Mikro hinter dem Lautsprecher. Am Ende hatten wir das SM57 als Hauptspur genommen und das 4x so teure MD421 eher dazu gemischt (das dritte Mikro Phasengedreht nur sehr subtil). Das klang einfach am rundesten. Auch nachdem ich die EQs am Amp hinsichtlich der Nahmikrofonierung noch mal nachgeregelt hatte.


    Auch für Snares würde ich ein SM57 meistens einem MD421 und MD421-ähnlichen Mikros (Nahbesprechungseffekt, Präsenzpeak) vorziehen.

    Für die Teppich-Spur hatte ich auch mal mit wesentlich neutraler und filigraner klingenden Kleinmembran-Kondensatormikros experimentiert. Aber im Gesamtkontext im Drums-Mix und vor allem auch im Band-Mix rundete ein weiteres SM57 am Teppich die Snare einfach besser ab. Weil es die Snare mit der gleichen "Farbe" so einheitlicher und kompakter macht, zusätzlich durch die Klangeigenschaften des SM57 aber auch durchsetzungsfähiger im Gesamtmix.


    Das Audix i5 finde ich im Vergleich übrigens sehr ähnlich. Das bringt halt noch etwas mehr Fülle unter 200 Hz und betont bei 6-7kHz nicht ganz so stark, dafür etwas mehr in den oberen Mitten. Ich bin da bei Snares aber eher beim SM57 und da ist man ganz klar an dem Punkt, ab dem es nur noch um Geschmack geht. ;)


    Mein Gedanke war übrigens auch, für eine ~100€ Snare nicht auch noch ein ~100€ Mikrofon zu kaufen. Aber wenn ich so drüber nachdenke, dass die Bassdrum, mit der ich z.Z. aufnehme, auch nur 2/3 meiner beiden Bassdrum-Mikrofone kostet. :/

  • Ich muss mich mal wieder als Pragmatiker outen. Klar hört man einen Unterschied, und ich höre auch, dass das SM57 für mich etwas besser, "runder" klingt. Andererseits finde ich die klanglichen Unterschiede gering genug, um zu glauben, dass man mit sehr begrenztem Budget eben doch auch vorzeigbare Aufnahmen machen kann. Die Frage ist halt immer, wie lange muss man am Signal noch rumschrauben, bis es vorzeigbar klingt. Wenn ich aber einen Rough Mix mit deiner Aufnahme vom MB75 zu hören bekäme, würde ich mit absoluter Sicherheit nicht bemerken, dass ein Budget-SM57-Clone an der Snare stand. Vor allem nicht mit Band drumrum. Insgesamt paart sich bei der Klangbeurteilung von Mikros manchmal Geschmack mit etwas Voodoo, ist mein Eindruck.

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