Guten Mittag,
mir sind diese Diskussionen stets zu dogmatisch.
Schon der Begriff "Führhand" löst bei mir Grusel aus.
Für mich beginnt alles mit der Musik. Und dann schaue ich, wie ich die praktikabel und für mich angenehm
gestalten kann. Dabei denke ich über Kategorien wie Führer oder Sklave nicht nach und sie sind mir - offen
gesagt - auch zuwider.
Es ist richtig, dass meine Herangehensweise durchaus etwas mehr Übeaufwand bedeuten kann, sie hilft mir
aber auch, an der ein oder anderen Stelle mal vom Einheitsbrei abweichen zu können.
Was die Frage mit dem Tausch der Fußanlagen betrifft, die ja kürzlich aufgekommen ist, aber tatsächlich
eher wenig diskutiert wurde:
in der Tat hätte man dann die Möglichkeit, die Hi-Hats einfach so mit der rechten Hand zu spielen ohne den
weithin geläufigen Kreuzverkehr.
Aber im Gegensatz zu den Kandidaten, welche einfach nur die Hi-Hats mit Links spielen, wäre der Übeaufwand
nicht nur die eine Hand (die oftmals vernachlässigte linke), sondern dann statt der einen (1) Hand gleich zwei
(2) Füße, nämlich der rechte Hupentreter müsste sich mit der Charley anfreunden und der oftmals linkische
Linksfuß müsste lernen, was ein Bums ist. Ich würde meinen, da wäre der Übeaufwand im Gegensatz zu der einen
Hand eher größer. Das kann man machen, man sollte dann aber auch die Zeit und Geduld mitbringen.
Ich persönlich habe mich früher schon sehr früh dafür entschieden, die Hi-Hats meistens (ja, kein Dogma) mit
der linken Hand zu bedienen, um die Kreuzigung zu vermeiden. Ich mag es einfach nicht, mir auf die Finger zu
hauen oder herumzuexperimentieren, wie man mit unsymmetrischer Körperhaltung anständig hauen kann.
Symmetrie ist eher so mein Ziel, wenn es auch eine Utopie ist. Auf dem Wege dahin bleibt bei mir das Rhythmus-
Becken auf der rechten Seite, das heißt, meine Bude in den kleinen bis mittleren Ausbaustufen sieht ganz
normal aus, allerdings mit der Kleinen Trommel als Zentrum und den Großen Trommeln angeschrägt. Auch wenn
nur eine Große Trommel aufgestellt wird (was fast immer in der Realität der Fall ist), steht diese bei mir schräg.
Soll ihr Frontfell frontal ins Publikum leuchten, dann wird der Teppich verdreht.
Da bei mir bei der Verwendung von drei Tom-Toms, zwei Hängetoms vor der Kleinen Trommel hängen, kann
ich je nach Bedarf recht bequem übliche Fill-Ins mit der rechten oder linken Hand beginnen. Und sollten sie
bei vier Tom-Toms hinten beim großen Standtom enden, so gibt mir der Paradiddle (wer den erfunden hat, war
ein kluger Mensch) die Möglichkeit, durchaus ein Becken, was dort hinten vielleicht gar nicht mehr hängt, mit
der linken Hand bedienen zu können.
Es gibt viele Möglichkeiten. Und es gibt noch mehr Dogmen. Ich erlaube mir, auch mal auszubrechen.
Kunst darf alles.
Grüße
Jürgen