Guten Abend,
ich selbst war im Dezember 1985 Anfänger und fing gleich in der Schul-Big-Band und einer Schülerkapelle an.
Gekonnt habe ich damals wenig, aber wenig ist mehr als nichts.
Wann ich mich als fortgeschritten bezeichnen würde, weiß ich nicht so recht.
Um das Problem mal anders aufzuzäumen: wenn ich eine Suchanzeige schreibe, dann gebe ich dezente Warnhinweise.
Wenn ich darauf aufmerksam machen will, dass es mir vielleicht oder eventuell an Erfahrung oder Können fehlt, dann schreibe ich, wie lange und vielleicht auch was ich spiele oder meine, spielen zu können. Aber ich würde da nicht zu vorsichtig sein, man kann das ja am Telefon (ja, ist oldschool, aber hilfreich) abklären. Und Mut zur Blamage:
Es muss wohl Anfang 1986 gewesen sein (ja, da war ich wohl noch Anfänger), da habe ich mich bei einer Band vorgestellt, Mein Equipment war eine Bass Drum (lecker NewSound), eine Snare Drum (Tromsa, Hammerschlag-Design-Gratung), ein Paar Hi-Hats mit Ständer (gut), ein Crash-Becken (Meinl Laser, die Alten werden sich erinnern), eine Kuhglocke und ein nagelneu erworbener Hocker. Mein Können war nicht besser: wackelige 16tel auf der Hi-Hat, null Groove. Die netten Jungs meinten nur, das wäre nicht das gewesen, was sie sich vorgestellt haben.
Fakt ist: Leute, die etwas können, sind meist eher nett und machen niemanden fertig. Diejenigen, die unangenehm sind, können auch meist gar nicht so viel, wie man anfangs denkt, die tun nur so.
Es hat bei mir eine ganze Zeit lang gedauert, bis die Wahrscheinlichkeit bei Vorspielen auf ein Engagement größer wurde. Vielleicht war das ein Fortschritt.
Entscheidend ist, dass man die Erfahrungen einfach sammelt, selbst dabei lernt man viel.
Umgekehrt dachte ich früher immer, man müsste die besten Musiker suchen.
Inzwischen weiß ich, dass man die suchen muss, mit denen man Musik machen kann. Auch nicht ganz so rattenscharfe Musikanten können erstaunliche Nebenqualifikationen haben, die sind oft unbezahlbar. Wer organisiert Auftritte? Wer macht die Homepage? Wer saugt den Proberaum? Wer sorgt für angemessene Laune?
Am Anfang würde ich mir über die Klassifikation "Fortgeschrittener" nicht allzu viele Gedanken machen. Viele andere Leute wissen selbst nicht, wo sie stehen, man erlebt vermeintliche Bands mit "professionellen Ambitionen", "Semiprofis" und dergleichen, wo man sich fragt, was die im Tee haben. Anzeigen muss man wie Anzeigen (und Zeugnisse) lesen. Das hilft.
Ich sehe mir die Leute am liebsten aber vor Ort an, denn da kommt die Wahrheit. Wenn der Profigitarrist seine Tempi wechselt wie die Töne, wenn der Keyboarder nach zwei Stunden seinen Sound gefunden hat, wenn der Bassist immer mal einen Halbton daneben spielt, dann muss das nichts Schlechtes heißen, aber das kommt vor. Ich selbst habe auch immer wieder ziemlich schreckliches Zeug abgeliefert. Das ist dann halt so. Entweder es passt oder eben nicht. Das muss man probieren. Alle Theorie ist grau. Musik machen ist bunt.
Grüße
Jürgen