Deinen ersten Abschnitt kann ich so unterschreiben, und die Liste der Künstler, die man in der Jugend bestenfalls ignorierte, meist aber mit sichtbarer Abneigung kommentierte, ist lang. Auch Abba waren unter uns Jugendlichen nicht unbedingt gefeierte Stars.
Aber da denke ich irrst du gewaltig:
Vielleich haben die heutigen Jugendlichen einen
offeneren Blick auf das damalige Geschehen und
erkennen unvoreingenommen, was ihnen gefällt
und was nicht.
Jugendliche haben heute andere Kanäle zur Meinungsbildung, und manche erschließen sich uns "Alten" erst mal gar nicht. Als ich letztens in der Playlist meiner 16jährigen Tochter "Running up that hill" von Kate Bush hörte, dachte ich mir voller Hoffnung, die Jugend erkennt vielleicht doch noch den Wert guter handgemachter Musik. Hätte ich nicht zufällig einige Tage später eine Doku über Kate Bush gesehen, wüsste ich bis heute nicht, dass diese - und ausschließlich diese - Nummer gerade durch Stranger Things ein Comeback erlebt. Dass meine Tochter deshalb Kate Bush als veritable Künstlerin für sich entdeckt hätte, bleibt wohl ein unerfüllter Traum.
Meinem Eindruck nach sind gesellschaftliche Gruppen immer weniger in der Lage, außerhalb ihrer eigenen Bubble zu blicken, je jünger sie sind. Da wird nur noch gut gefunden, was Multiplikatoren (Serien, Influencer) vorgeben. Meinungsbildung findet nicht unter dem Blickwinkel Geschmack statt, sondern es wird unreflektiert übernommen, was Influencer zur relevanten "Kunst" erheben. Deshalb die höhere Verbreitung von Terry William gegenüber Pick Withers. Was "der Jugend" meiner Wahrnehmung nach zunehmend fehlt, ist eine selbstmotivierte Auseinandersetzung mit irgendeiner Art von Musik. Da wird nicht hinterfragt, nicht auseinandergenommen und analysiert, es werden keine Querverbindungen gezogen, und wenn man sich einem Künstler biografisch nähert, dann streng entlang der öffentlichen Kunstfigur. Dass es hier nur noch um Schein geht, nicht mehr um Sein, erkennen wir doch auch tagtäglich an den Schönheitsidealen. Fake, so weit das Auge blickt, Echtes findet nur noch abseits von Clicks und Likes statt.
Deshalb finde ich die hier angestoßene Diskussion komplett an der Wirklichkeit vorbei, denn "Vintage" und "Klassisch" sind entkernte Begriffe und spielen für Jugendliche und junge Erwachsene nur noch eine Rolle, um Dingen ein leicht verständliches Label anzuheften.
... ist doch auch nur dem Umstand zu verdanken, dass er früh starb und damit für Led Zeppelin den Sterbeprozess mit einleitete. Menschliche Legenden entstehen nun mal häufig, wenn die Protagonisten jung ums Leben kommen und keine Chance mehr erhalten, ihre "Legacy" zu verspielen. Hätte JB Led Zep freiwillig verlassen, um in Holland Tulpen zu züchten, wäre er heute nicht vergessen, aber vielleicht längst nicht so relevant, wie er es zweifelsfrei ist. Ein Künstler mit einer nur kurzen künstlerischen Schaffensperiode (und damit wenig kreativer Entwicklung) ist ja wie ein Monolith in der Musikgeschichte und sein Werk mit wenigen Worten zu beschreiben. So jemand lässt sich dann natürlich leichter auf nen Sockel stellen und als "größte Inspiration seit Erfindung der Rockmusik" einordnen als ein Drummer, der 60 Jahre lang mit den bedeutendsten Künstlern des Jahrhunderts gearbeitet hat.