Zitat
Kostenbeteiligung der Band in Höhe von 2.500,- EUR, welche an die Plattenfirma gehen ( 300 CDs gehen als Promo an Printmedien, Radiostationen usw. )! Sämtliche Internetverdächtigen für DOWNLOADS ( amazone....usw. ) werden bemustert. Sämtliche Herstellungskosten ( Pressung, Fotoshooting, Coverdesign, Artwork ) und Kosten für GEMA trägt die Plattenfirma. Merchandising geht als Kommissionsware an die Band und wird nach Verkauf abgerechnet.
Das ist mal (wieder) ein Thread mit hohem inhaltlichen Wert. Klasse! Kann ich vielleicht nicht ganz halten und doch ist mir eines wichtig:
In den letzten Jahren stößt mir immer wieder auf, an welcher Position die hundertfach oder sollte ich sagen angeblich hundertfachen Promos für Radiostationen, Printmedien etc. gelistet werden - und "witzigerweise" fast immer bei Labels wo nicht über einen Advance verhandelt wird, NÄMLICH DAS WAS ZUR SPÄTEREN VERRECHNUNG DER BAND IM VORAUS ZUR FINANZIERUNG DER PRODUKTION BEZAHLT WIRD! sondern ausgerechnet, bei den Labels, "Plattenfirmen" (... hahaha) bei welchen Musiker in mehr oder weniger große finanzielle Vorleistung! treten sollen. Fast nie finden konkrete Geschäftspartner oder Kontaktpersonen mit denen das Label ganz konkret enge (und das nachweisbar) Kontakte pflegt, Erwähnung. Sondern stets die anonyme/nichtsagende Listung: hunderte Promos... Hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm
Dazu möchte ich folgendes anmerken.
Ja, die Promotion insbesondere Tonträgerbemusterung ist super wichtig. Meist ist das Porto da der größe PostenGerade bei Heavy-Projekten sollte ja auch sehr viel nach Japan, Taiwan, Korea, Osteuropa (nicht selten leider mit der Folge dass die eigenen Songs schon bald auf "FTP-Sharing"-Plattformen gratis verfügbar sind :-() und USA verschickt werden. Ja, es ist wichtig.
Aber...
1.) Wer überprüft die tatsächliche Versendung dieser X-hundert CD´s ?
2.) Wer stellt eine sinnhafte! Versendung an die richtigen Adressaten sicher? Es gibt leider zu viele "Labels" die Punkt 1.) schon Hochrechnen. Kommt dazu, das dann dann 30 der wenigen Muster (vielleicht wurden insgesamt nur 50 versandt) jene Internetradios wie z.B: das von Alfred Pichelsteiner in Personalunion neben seiner Minigolf-Website verwaltet werden, bekommen - dann ist das Bullshit. Und so passiert das leider nicht selten.... befürchte ich... hust... weiß ich!
3.) Manch einem werden auch die mitunter auftauchenden "Ebay-promos" schon aufgefallen sein. Das also CD´s der eigenen Band irgendwo als orignal-verschweißtes Promomuster vertickt werden. Interessant, ich dachte die CD´s werden an Adressen geschickt, wo Redakteure in die Tracks für ein Review reinhören?
Natürlich kann man im Durcheinander von Label- und Review-wannabes ("wir Musiker" sind en gros in aller Regel auch nicht immer nennenswert persönlichkeitsstabiler :-)) nicht erwarten, das jedes Muster einen wohlwollenden Hörer, Review-Editor, whatever erreicht. Das ist nicht zu schaffen und somit niemandem vorzuwerfen. Aber das blind- bzw. sinnfrei verschicken "wir haben doch noch diese Fanzine-Liste vom Jupp. Laß uns jetzt die CD´s an diese Adressen raushauen dann ist das auch erledigt" ist faktisch Geldverbrennen. Aber wie gesagt: mitunter wird real ja garnicht im angekündigten Ausmaß verschickt... hust. Oder in einem Wust von Neuveröffentlichungen oder mit Bestellungen zusammen versandt.
"Hallo Jupp, hier die neue Scheibe von "Devil´s Diaphragma". Du wolltest 10 für deinen Online Shop. Ich habe Dir auch 2 CD´s meiner neuen Band "XXX" beigelegt. Hör mal rein."
Nicht selten wird dann aber nicht reingehört (weil jener Herr zeitgleich im Monat 45 andere Muster-oder Gratisgaben erhält) und die CD landet bei Ebay oder in seinem Privatarchiv - oder auf der Plattenbörse.
Nochmals die Bemusterung ist wichtig: aber neben Reviews die in ihrer Bedeutung auf das Kaufverhalten insbesondere bei ganz neuen Bands, die keiner kennt oft völlig überschätzt werden (Thema, Rockhard, Metal Hammer etc. etc.). Die oft naiv behauptete These: gutes Review-Ergebnis=gesteigertes Kaufverhalten geht in aller Regel eher bei etablierteren/bekannteren Bands auf. Wo sich Fans freudig daran erinnern "ah, die gibt es ja auch noch - super die hole ich mir" - INSBESONDERE WENN DIESE In KOMBINATIOn MIT MEHREREN GUTEN REVIEWS UND ANZEIGEN, TOUR BZW. SONSTIGEN PROMOAKTIONENAUCH!!!! AUGENFÄLLIG IN DEN CD´S SHOPS platziert sind. Denn wenn ich kaufen will, muß ich auch kaufen können.
Gerade in der realen Verfügbarkeit! vor Ort oder bei namhaften Onlineoutlets scheitern die meisten kleinen Labels. Auch da lohnt es immer die kleinen Labels zu fragen in welchem Shop ihre Produkte sind. Und das kann man von Fans oder Kumpels mal regional vor Ort überprüfen lassen. Mediamarkt in Stadt sowieso, Metal-Mukke-Paule, Lita´s Onlineshop etc. etc. Wo sind die CD´s der bisherigen Vertragspartner wirklich REAL zu finden? - eine kleine Recherche dieser Art kann sehr aufschlußreich sein.
Auch ganz wichtig: mal einen "Promotion-Kampagnen-Plan" zeigen lassen. Die etwas seriöseren kleinen Labels haben alle für jeden CD-Release einen recht genauen Ablaufplan, "was" - "wann" passiert:
Also z.B.
27.2.2009 Bemusterung der größten Magazine für Reviews:
Gothic Pups
Metal Dragee
Satanic Balls
XXX
XXX
27.2.2009 Schaltung einer 1/3 Anzeige in den Magazinen Rockfart und Metal-Keller
30.3.2009 Releaseparty mit Unplugged Gig im Rockkeller Suffernhausen (Presseeinladung an 10 Redaktuere)
1.4.2009 Verlosung von CD`s und Drumsticks im Musikermagazin Drum-Threads!! Parellel auch hier ein Review der CD
3.4.2009 Start der Tour als Support für XXX
usw. usw.
Normalerweise arbeitet jedes annähernd seriöse Label nach einem derartigen "Strukturplan". Die werden in aller Regal auch an die Musikanten der Band verschickt. Denn die müssen ja nicht nur informiert sondern eben auch eingebunden sein, da NORMALERWEISE beide Seiten am Erfolg partizipieren.
Die Heavy-Branche hat zugegeben mitunter ihre "etwas eigenen" Regeln (die aber eigentlich jeden der bis 3 zählen kann auf Labelseite seit Jahren bekannt sind). Wenn eine Band gut ist/und oder irgendwie Potential bietet, dann HAT JEDES NOCH SO KLEINE INDEPENDENT-LABEL ein vitales Interesse zeitnah mit der Veröffentlichung Distributionsverträge bzw. (weil es mitunter auch mal mehr Cash auf Kralle bringt) LIZENZVERTRÄGE mit den wenigen wichtigen! japanischen Labels abzuschließen. Marquee und King Records sind da ja jedem Metalhead bekannt. Und die sind wichtig.
Da würde ich immer als erstes ein kleines Labels sich urinierend "in die Windel treiben" (vor Vertragsunterschrift) in dem ich mir mal die Liste der zu bemusternden Adressaten zeigen lasse oder zumindest einige nennen lasse. Genauso die Zeitschrift BURRN für Import-Reviews, die gerade kleineren aber feinen dt. Metalbands oft ein interessantes "Placement" bieten. Es gibt diverse Metalbands die hier kein Schwein kennt, die dort auf der Importbestenliste ganz oben stehen - und dann auch ein paar Silberlinge absetzen. Ich erwähne also das hier, weil es keinesfalls weltberühmte Arena-Bands betrifft, sondern eigentlich Standardprocedere für alle Heavy-Neuerscheinungen ernstzunehmender Labels (seien sie auch noch so klein) ist: Bemusterung nach Japan, Kontaktaufnahme mit Burrn, Marquee, King Records etc.
Und noch ein ganz gemeiner Hinweis (dieser ist wie obiges in garkeinem Bezug zu dem potentiellen Label Deiner Band, das ich ohnehin nicht kenne). Da sollte ein Anwalt ´ran um zu prüfen ob das Angbeiot seriös ist oder nicht. Bzw. da haben sich hier im Thread ja schon Anwälte geäußert! Alles andere wäre naiv.
Was mir in den letzten Jahren massiv aufstößt, dass es eine Art von "Standartisierung" bzw. "Professionalisierung" einzelner Branchen gibt. Und sich immer mehr Branchen dieser "Standards bedienen.
Das mag zunächst positiv klingen - ich meine es leider anders:
Ich entdecke immer mehr "Geschäftsmodelle" für One-Mann-Shows oder Kleinstunternehmen die einem einen "Leistungskatalog" präsentieren, der wirkt, als stamme er aus einem Bahnhofs-Taschenbuch Trivial-Schmöker/Ratgeber mit einem Titel wie: ""SO WERDE ICH IN 10 MINUTEN ZUM BEDEUTUNGSCHWEREN UNTERNEHMER OHNE EINEN EURO ZU INVESTIEREN". Auf Seite 2 steht dann als wichtigster Merksatz: "Schmeicheln sie ihrem VErtragspartner und Appellieren sie an seine Eitelkeit und er wird ihnen jeden Betrag aushändigen".... usw.
Und das macht mich immer sehr unruhig. Wenn sich also z.B: Modellagenturen "für ein Model" intressieren und runterbeten was sie alles für das Model tun werden (auch schriftlich irgendwie vorbereitet) aber sagen "zufällig ist unser Fotograf gerade da." Eine tolle Set-Card von Dir brauchen wir schon. Damit werden wir Dich richtig pushen. Ok, die Kosten von 600 Euro müßtest Du gleich zahlen. Aber das ist wirklich eine Investition in Deine Zukunft. Kennst Du eigentlich Vanessa Venushügel, die hat das auch so gemacht und ist dann richtig durchgestartet".
Nochmals: diese von mir sehr negativistische Sichtweise hat womöglich GARNICHTS mit eurerm potentiellen Label zu tun. Gleichwohl häufen sich eigenwillige Geschäftsmodelle die sich "seltsamerweise" in ihren real greifbaren (ach so tollen) Vorteilen für den unter Vertrag genommenen massiv ähneln. und diese Form der "Standartisierung" riecht für mich sehr streng!
Noch ein kleiner Abriß wie ich es mal ganz anders erlebt habe:
Ein Bandkollege hatte eine Privatperson die netterweise als Hobby, Labels per E-mail kontaktierte. Auf der ganzen Welt. Sie hatte Spaß am Englisch und kann nett schreiben & sie hatte Ausdauer. Sie kontaktierte nahezu alle Labels der Heavy-Branche und fragte sich durch bis zu den jeweiligen Entscheidungsträgern. hahaha - was bei den Independent-Labels oftmals heißt Sekretärin, Versandmitarbeiter und Plattenboss sind identisch 
Es gab viele, nein sehr viele Absagen. Auch Einladungen zu Blendern und eigenwilligen Personen, die nur Musikanten einladen um sich vor ihnen als tolle Macher darzustellen. Also Ihr "Publikum" nach Hause bestellen um dann zu onanieren und auf Applaus zu hoffen. Widerlich.
Kein Label war mehr übrig. Wir entschieden: wir finanzieren die CD selbst. Suchen einen nicht wirklich berühmten aber doch in der Szene namhaften Musiker/Mischer (da gibt es auch welche die nicht so teuer, sind wenn man etwas recherchiert). Wir fanden ihn. Er lebte im Nirgendwo auf einer kleinen Insel sehr weit! weg, die hier keine Rolle spielt. Alle Labels der Liste des Bandchefs waren erledigt. Keiner wollte. Anyway wir waren auf einer kleinen Insel am Ende der Welt am mischen. Plötzlich kommt ein Handyanruf jener recherchefreudigen Dame: Auf GENAU JENER Insel sitzt ein Herr XXXX. "Der betreibt seit Jahren! ein Hardrocklabel-Progressiv-Label für Gitarrenvirtuosen etc.". Kurioserweise genau der Stilmix! der unseren Songs entsprach! Unglaublich - und selbst heute denke ich manchmal, ich habe die Story geträumt. Die Dame weiter: "Ich kann mit ihm ein Treffen arrangieren". Verdammt, genau ihn hatten wir vorher vergessen bzw. garnicht in unserer Liste.
Einen Tag später trafen wir uns. Lachten uns sofort an. Die Chemie stimmte - sowas erlebe ich selten und halte das auch oft für trügerische erste Eindrücke. Er hörte in die noch ungemasterten Mixe (sehr lange! - in fast alle Tracks). Er beschrieb sachlich OHNE jede Prahlerei sondern mit großer selbstkritischer Bescheidenheit was er für die Band tun kann - und ob uns das reichen würde. Und er beobachtete die Interaktionm zwischen mir und dem Bandleader. Mein Eindruck war er wollte sehen, ob wir auch als Band oder Projektmusiker miteinander im Alltag harmonieren. Und: er machte Tage darauf ein konkretes! Angebot. Nach 1-2 Wochen Bedenkzeit (immer wichtig Optionen mental zu verarbeiten und prüfen zu lassen) sagte der Bandchef: Ja, mit dem machen wir das.
Zugegeben: da war unglaubliches Glück im Spiel. Aber Ausdauer, Glück etc. gehört gerade in unserem Berufsfeld auch dazu. Und so platt das klingen mag: mit viel Fleiß, viel Recherche und Höllenausdauer und dem permanenten Wiederaufstehen selbst nach dem 30. Anzählen im Ring... irgendwann kommt dann auch das Glück vorbei und das fesche Nummerngirl drückt uns einen Fetten Kuß auf die Wange... dann schmerzt auch der vorher mehrfach gebrochene Unterkiefer viel weniger.
edits: Textblöcke optisch strukturiert. Ansonsten Rechtschreibung. Inhaltlich garnichts verändert. Es sind leider immer noch unendlich viele Fehler ´drin